Die drei Autoren Gottfried Ryter, Ruedi Reichenbach und Rolf Marti präsentierten am Freitagabend den erfreulich zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern im Landhaussaal ihr Buch «Flurnamen Kuhalpen Saanenland» – ein Sammelwerk aus der Vergangenheit für den ...
Die drei Autoren Gottfried Ryter, Ruedi Reichenbach und Rolf Marti präsentierten am Freitagabend den erfreulich zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern im Landhaussaal ihr Buch «Flurnamen Kuhalpen Saanenland» – ein Sammelwerk aus der Vergangenheit für den Fortbestand in der Zukunft.
JENNY STERCHI
Als kleiner Junge sei er das erste Mal in Kontakt mit den alten und traditionellen Flurnamen gekommen, erzählte Gottfried Ryter. Sein Vater nahm ihn mit zur Jagd und erklärte die Pirschroute anhand alter Flurnamen. Ryters Vater ging «z Bärg», kannte die Gegend bestens.
Sagenhafte Flurnamen
«Als ich später selber zur Jagd ging, begegneten mir die früh gehörten Flurnamen immer wieder», verriet Gottfried Ryter den über 80 Anwesenden. Und sicher waren auch unter den zumeist einheimischen Gästen einige Namen nicht mehr geläufig oder ganz und gar unbekannt. Für die Sammlung der zum Teil abenteuerlichen Flurnamen hatte sich Gottfried Ryter seinen Jagdkollegen Ruedi Reichenbach zu Hilfe geholt. Der Förster im Ruhestand ist in Lauenen daheim und kennt von Berufswegen die Bezeichnungen der Bergspitzen, Weiden, Voralpen und Flächen.
So märchenhaft wie die Flurnamen mitunter klingen, so sagenhaft hörte sich auch das «Jägergschichtli» an, das Ruedi Reichenbach in Lauener Mundart, unter Zuhilfenahme diverser Requisiten und äusserst lebhaft zum Besten gab.
Gelebte Tradition
Mit diesem Buch und dieser Vernissage wurde viel Authentizität geliefert. Die Herkunft und Wurzeln der 2000 Flurnamen von Oberwil bis Gsteig und von der Lenk bis Lauenen in einem Buch gebündelt bieten schon allein so viel Tradition.
Die Vernissage, die dem Verkaufsstart des Buches folgte, war ein vergnüglicher Abend, an dem über Flurnamen gefachsimpelt und manche mystische Geschichte weitergegeben wurde.
Untermalt mit dem Gesang des Jodlerterzetts «Silberdistel» wurde die Tradition gelebt und gefeiert.
Warum ein Buch?
«Die Jungen kennen die Flurnamen schon beinahe nicht mehr», erklärte Gottfried Ryter seine Motivation, dieses Buch zu verfassen. Und David Perreten, Präsident der Landwirtschaftlichen Vereinigung Saanenland, unterstrich mit seinem Grusswort diesen Umstand. «Viel Wissen wurde früher in den Familien weitergegeben, am Lagerfeuer sitzend mit engem Bezug zwischen den Generationen.»
Seine Vision, die er mit einem Augenzwinkern und dennoch mit ernstem Hintergrund dem Publikum unterbreitete: «Vielleicht sitzen wir in Anbetracht der Energieproduktion und anderen Entwicklungen bald wieder am Lagerfeuer.» Und anstatt die Seniorinnen und Senioren ins Altersheim zu schicken, das bei wachsendem Fachkräftemangel auch an seine Grenzen stosse, könnten sie in den Familien doch vielmehr wieder für die Weitergabe von Traditionen eingesetzt werden.
Ein Gesamtwerk für alle
Rolf Marti, als dritter Autor am Buch beteiligt, konnte auf eine Sammlung von Flurnamen der Gemeinde Saanen zurückgreifen, die seit 800 Jahren geführt wird. «Im Laufe der Buchentstehung fanden wir heraus, dass Namen zum Teil nicht ganz korrekt in den Karten vermerkt waren. «Bei der Recherche in den neueren Medien stiessen wir ebenfalls auf verwirrende Informationen. Unser Anspruch war es, möglichst genau und richtig zu arbeiten.»
So erklärte er den grossen Aufwand, den die Autoren für die Verwirklichung dieses Buches betrieben haben. Während Gottfried Ryter und Ruedi Reichenbach ausschwärmten, um Flurnamen in Gesprächen mit wissenden Einheimischen richtig zu erfahren, war Rolf Marti für die statistische Recherche und Kartenverzeichnung zuständig. Gemeinsam produzierten sie ein umfassendes Nachschlagewerk, das die Einwohner des Saanenlandes aufklärt und Fremde sehr gut unterhält.