JONATHAN SCHOPFER
«Auch ein Rücken kann verrücken», sagte mein Kollege einst stolz und nippte am zweiten Bier. Er grinste breit und war zufrieden mit seinem Wortspiel.
Wir, Anfang zwanzig und überzeugt, witzig zu sein, lieferten uns Wettkämpfe im ...
JONATHAN SCHOPFER
«Auch ein Rücken kann verrücken», sagte mein Kollege einst stolz und nippte am zweiten Bier. Er grinste breit und war zufrieden mit seinem Wortspiel.
Wir, Anfang zwanzig und überzeugt, witzig zu sein, lieferten uns Wettkämpfe im Verdrehen von Redewendungen. Im Zugzwang mischte ich Bartli, der seinen Most holt, mit dem Hammer, der gewöhnlich hängt: «Ich zeige dir schon, wo der Bartli den Hammer hängt.» Mit der Zeit wurde daraus: «Ich zeige dir schon, wo der Most am Bart runterläuft.» Je absurder, desto besser.
Wie junge Kälber im Frühling auf der Wiese freuten wir uns über unsere Eigenkreationen. Andere fanden das weniger lustig – meine Mutter quittierte es regelmässig mit Kopfschütteln und Augenrollen.
Summa Simonetta Summarum: Wir beide hatten unseren Spass. Ich hatte Freude an der Sprache und das blieb nicht ohne Folgen. Noch heute fasziniert es mich, dass man Redewendungen verdrehen kann und sie trotzdem verstanden werden. Es ist, als würde eine bekannte Melodie ihre Töne ändern – doch weil der Takt derselbe bleibt, erkennt man das Lied.
Doch es gibt auch einen üblen Nachgeschmack: Ungewollt verdrehe ich nun immer wieder Sprichwörter. Ins Hirn eingebrannt, tauchen sie plötzlich an falscher Stelle auf. Inzwischen zögere ich schon, überhaupt eines in den Mund zu nehmen – aus Angst, es käme verdreht wieder heraus.
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