Unsere Einzigartigkeit bewahren
24.11.2025 SaanenHolz, Handwerk und Heimat standen am vergangenen Mittwochabend auf dem Programm. Albert Bach, Nathanael Perreten und Micha Bach gestalteten den dritten der drei jährlichen Abesitza mit diesem spannenden Thema. Umrahmt wurde ihr Vortrag stimmungsvoll vom Jodlerklub ...
Holz, Handwerk und Heimat standen am vergangenen Mittwochabend auf dem Programm. Albert Bach, Nathanael Perreten und Micha Bach gestalteten den dritten der drei jährlichen Abesitza mit diesem spannenden Thema. Umrahmt wurde ihr Vortrag stimmungsvoll vom Jodlerklub «Bärgfriede».
TINA DOSOT
Zwei Generationen gaben am vergangenen Mittwochabend in einem gut gefüllten Landhaussaal Einblick in ihre bis heute gelebte Geschichte des Saaner Holzbauhandwerks und ihre Visionen für die Zukunft. Der Senior- und die beiden Juniorchefs der Firma Bach & Perreten Holzbau AG waren sich einig, dass sich besonders in den letzten Jahren viel getan hat an der Holzbaufront, die Holzbaukultur im Saanenland aber immer noch einzigartig ist und dies auch bleiben muss.
Harte Arbeit von Mensch und Tier
Albert Bach, Gründer der Firma, gab einen Einblick in die Geschichte des Holzbauhandwerks, die er zum Teil noch selbst mitschrieb. Seine ersten Erinnerungen galten den Holzfällern, wie sie sich bei der harten Arbeit mit Milchkaffee und Mehlrost versorgt haben. Er erzählte, wie das Holz noch mit dem Beil geschlagen wurde und teilweise im Wald bereits bearbeitet werden musste. Und wie er zur Einschulung sein erstes eigenes Beil bekommen hat, mit dem er helfen durfte, die Trämel im Wald zu putzen. Schöne Fotos zeigen, wie das Holz am Wegrand gelagert wurde, damit man es vermessen konnte, und wie der Weg ins Tal im Winter mühsam freigeschaufelt wurde, damit das Pferd die Trämel schliesslich hinabziehen konnte. Erst viel später kamen Traktoren, Motorsägen und Seilwinden zum Einsatz.
Was uns einzigartig macht
Fast so alt wie das Holzen selbst ist die Geschichte des Chaletbaus. Und trotz modernster Technik heute ist diese Tradition zumindest äusserlich nahezu unberührt geblieben. Nathanael Perreten, Holzbautechniker, Juniorchef und Sohn des Firmenmitgründers Emanuel Perreten, erklärte, warum: Die bäuerlichen Vorformen des Chalets waren Häuser mit steinernen Sockeln und darüber liegenden Holzbauten. Im 18. Jahrhundert wurden Fassadenverzierungen, geschnitzte Brüstungen und farbige Bemalungen häufiger. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der Chaletbau mit dem Bau der Eisenbahn noch verstärkt. Mit dem Fremdenverkehr wurde das Chaletbild im Saanenland erstmals zur sehenswerten Besonderheit. Nach dem ersten, rudimentären Baureglement vom Jahr 1915 wurde schliesslich 1961 das erste ordentliche Baureglement verabschiedet, das die Tradition des Chalets bewahren sollte. Dieses bestehe in seiner Grundform bis heute, so Perreten, und präge das Ortsbild nachhaltig. Auch der Bauboom in den Dreissigerjahren habe daran nichts ändern können – im Gegenteil. Das klassische Chalet wurde zum Statussymbol der «Betuchten». Gleichzeitig wurden die alten Chalets gepflegt und geschützt und mit modernstem Komfort ausgestattet. Die Koexistenz von Erhalt und Neubau wurde von Ortsplanungsrevision zu Ortsplanungsrevision neu bestätigt, wie er aufzeigte.
Die Marke Gstaad wird auch planerisch geschützt
Obwohl Energiesanierung und zeitgemässe Wohnbedürfnisse Herausforderungen darstellen, bestehen die baulichen Grundforderungen nach wie vor: ein verputztes Sockelgeschoss, das Obergeschoss in Holz, weit vorragende Traufen und Giebel, Satteldach mit reglementierter Neigung, durchgehende Balkone an der Fassadenfront, traditionelle Bundverzierungen und Bemalung. Wichtiger Punkt im Reglement sei auch die Einordung ins Orts- und Landschaftsbild. Klare Zonenvorgaben, ein hoher Fokus aufs Ortsbild, sehr restriktive Gestaltungsvorschriften und Schutz der Landschaft manifestierten das Ortsbild des Saanenlandes ebenfalls.
Faszination Holz – enorme Möglichkeiten
Auch die jüngere Generation ist sich wohl einig, dass diese Werte erhalten werden müssen. Dennoch schreitet die Modernisierung stetig vorwärts, wie Micha Bach, Holzbauingenieur, Juniorchef und Sohn von Albert Bach, eindrücklich darstellte. Er zeigte den Anwesenden auf einer Reise in die Zukunft des Holzbaus, was heute möglich ist. Das Baumaterial Holz gewinne immer mehr an Bedeutung, denn die Bauweise sei sehr effizient und nachhaltig, erklärt er. Moderner Holzbau könne heute praktisch alles, was lange dem Beton vorbehalten war: grosse Flächen, flexible Formen und hohe Gebäude.
Alles ist möglich
Seit die Brandschutzverordnung 2015 geändert worden sei, eröffneten sich für Gebäude über elf Meter Gebäudehöhe neue Möglichkeiten. Als Beispiel zeigte Bach Hochhäuser aus Holz im zürcherischen Regensdorf und in Norwegen. «Die Teile werden gezeichnet, komplett vorproduziert und montiert», so Bach. Er zeigte, wie auch im Saanenland heute auf diese Weise gebaut werden kann, am Beispiel eines Chalets oder auch der Dachkonstruktion eines Hangars im Flugplatz Saanen. Für beide Projekte wurden die Teile am Computer entworfen und entweder lokal oder auch ausserhalb des Saanenlandes produziert, bevor sie vor Ort verbaut wurden. Modernste Anlagen stehen heute in Bach & Perretens Werkstatt in Gstaad zur Verfügung, um lokal auch komplexe Teile computergesteuert herstellen zu können. Es gehört aber zum modernen Holzbau dazu, dass man ergänzend vorgefertigte Bauteile aus dem Unterland dazu kauft. «Bei uns wird aber auch immer noch gezimmert», so Bach. Grosses bauen und trotzdem die Tradition pflegen, sei die Devise.





