Ruud jagt Hattrick, Bernet spielt sich in die Herzen
15.07.2025 SportDie Ausgabe 2025 der EFG Swiss Open Gstaad begann mit einigen unerwarteten Wendungen. Die kurzfristigen Absagen von Alexander Zverev und Matteo Berrettini führten zu einer Neubesetzung der Setzliste: Der norwegische Doppelchampion Casper Ruud rückte auf Position 1 vor, der Kasache ...
Die Ausgabe 2025 der EFG Swiss Open Gstaad begann mit einigen unerwarteten Wendungen. Die kurzfristigen Absagen von Alexander Zverev und Matteo Berrettini führten zu einer Neubesetzung der Setzliste: Der norwegische Doppelchampion Casper Ruud rückte auf Position 1 vor, der Kasache Alexander Bublik übernahm Rang 2.
Auch wenn viele Fans enttäuscht waren, zwei der grössten Namen des Turniers zu verlieren, verspricht das neu aufgestellte Teilnehmerfeld dennoch eine spannende Tenniswoche – und schon die Qualifikationsrunden am Wochenende boten jede Menge Action.
Ruud jagt Hattrick, Bernet spielt sich in die Herzen
Das EFG Swiss Open 2025 begann mit spektakulären Qualifikationstagen: Während Ruud und Bublik ein neu durchmischtes Hauptfeld anführen, rührte der junge Schweizer Henry Bernet das Publikum – und verpasste die Sensation nur knapp.
JEANETTE WICHMANN
Die EFG Swiss Open 2025 begannen mit einem Wochenende voller Überraschungen, spannender Matches und lokaler Hoffnungsträger. Trotz der kurzfristigen Absagen der Topstars Alexander Zverev (aus privaten Gründen) und Matteo Berrettini (verletzt) verspricht das Sandplatzturnier in den Alpen eine spannende Tenniswoche. Der zweimalige Gstaad-Sieger Casper Ruud führt das Teilnehmerfeld nun als Topgesetzter an und jagt auf vertrautem Terrain einen seltenen Hattrick. Der Kasache Alexander Bublik, der für seinen extravaganten Spielstil bekannt ist, geht als Nummer 2 ins Rennen.
Der Schweizer Henry Bernet erobert die Herzen, scheidet aber aus
Die Aufmerksamkeit des heimischen Publikums galt dem Schweizer Wildcard-Spieler Henry Bernet, der am Samstag mit einem souveränen 7:6(3), 6:3-Sieg über Dmitry Popko das heimische Publikum begeisterte. Am Sonntag kehrte der erst 18-jährige Bernet vor voll besetzter Roy Emerson Arena zurück und lieferte sich mit dem Argentinier Marco Trungelliti ein dramatisches Dreisatzduell. Nach einem 5:7 im ersten Satz kämpfte sich Bernet mit einem 7:2 im Tiebreak des zweiten Satzes zurück. Im entscheidenden Satz ging Trungelliti mit 3:0 in Führung, Bernet verkürzte auf 3:4 und hatte mehrere Breakbälle – konnte diese aber nicht nutzen. Trungelliti setzte sich letztlich mit 6:4 durch und sicherte sich einen von vier Qualifikationsplätzen für die Hauptrunde.
Das Publikum feuerte Bernet bei jedem Ballwechsel lautstark an und sorgte für eine der mitreissendsten Atmosphären dieses Wochenendes. Doch es war der 35-jährige Argentinier, der die Nerven behielt und mit druckvollen Grundschlägen und einem cleveren Spiel den Sieg holte.
Die vier Sieger der Qualifikationsrunde: Trungelliti, Buse, Passaro, Hemery
Francesco Passaro aus Italien, der topgesetzte Spieler der Qualifikation, setzte sich – nach einem starken Auftaktsieg gegen Mika Brunold am Samstag – mit 6:3, 6:4 gegen Gonzalo Bueno durch. Passaro zieht mit einer soliden Form, sauberen Schlägen und ruhiger Gelassenheit in die Hauptrunde ein.
Ignacio Buse aus Peru bestätigte seine wachsende Sandplatzstärke mit einem Zweisatzsieg über den Deutschen Patrick Zahraj: 7:6(4), 6:3. Zuvor hatte er den erfahrenen Albert Ramos-Viñolas in einem hart umkämpften Dreisatzmatch ausgeschaltet.
Der Franzose Calvin Hemery setzte sich in einem Wechselbad der Gefühle mit 6:4, 1:6, 6:1 gegen Facundo Bagnis durch. In Runde 1 hatte er bereits den an Position 2 gesetzten Yannick Hanfmann ausgeschaltet.
Marco Trungelliti, der den Schweizer Hoffnungsträger Bernet besiegte, komplettiert das Qualifikationsquartett.
Ein Feld voller Möglichkeiten
Nach dem Ausfall von Zverev und Berrettini führen nun Ruud und Bublik ein neu gemischtes, aber spannendes Hauptfeld an. Ruud, aktuell die Nummer 15 der Welt, strebt nach seinen Titeln von 2021 und 2022 den dritten Triumph in Gstaad an. Weitere prominente Namen im Feld sind Pedro Martínez (ESP), Tomas Martin Etcheverry (ARG), Laslo Djere (SRB), Arthur Rinderknech (FRA) und der Routinier David Goffin (BEL).
Mit Wildcards vertreten sind die Schweizer Dominic Stricker und Jérôme Kym, während Stan Wawrinka sein Comeback feiert und in der ersten Runde auf Alexander Shevchenko trifft.
Auch im Doppel liegt Spannung in der Luft: Wawrinka und Bernet treten gemeinsam an – für das Publikum ein Moment mit Gänsehautgarantie.
Schon vor Beginn der Hauptrunde zeigt sich: Die EFG Swiss Open bleiben ein sommerliches Highlight in Gstaad – dank starkem Tennis, leidenschaftlichem Publikum und der besonderen Mischung aus lokaler Unterstützung und internationalem Flair.
Casper Ruud zurück in Gstaad: wieder fit und bereit für den Wettkampf
Nach ein paar frustrierenden Wochen, in denen ihn eine Knieverletzung zur Pause zwang, ist der norwegische Tennisstar Casper Ruud wieder auf der Tour und freut sich darauf, erneut antreten zu können. Im Vorfeld der EFG Swiss Open Gstaad sprach Ruud über seine Genesung, seine beeindruckende Bilanz in der Schweiz und die Möglichkeit einer Revanche gegen den Lokalmatador Dominic Stricker.
JEANETTE WICHMANN
«Das Knie ist wieder gesund – das ist das Wichtigste», sagte Ruud. «Ich hatte ein paar gute Trainingswochen zu Hause, und es hat sich jeden Tag besser angefühlt.»
Ruud hatte eigentlich gehofft, während der Rasensaison – inklusive Wimbledon – spielen zu können, doch sein Knie war noch nicht so weit. «Etwa eine Woche vor Mallorca bin ich wieder auf den Platz gegangen und habe schnell gemerkt, dass es zu früh war. Es tat noch weh, fühlte sich taub an. Ich habe es versucht, aber letztlich brauchte ich mehr Zeit.» Zurück in Norwegen konzentrierte sich Ruud ganz auf Regeneration und Training. «Ich habe Wimbledon von zu Hause aus verfolgt. Es ist ein wunderschönes Turnier, daher war es schwer, nicht dabei zu sein. Aber ich musste auf meinen Körper hören.»
Das Knieproblem hatte sich bereits seit Monte Carlo aufgebaut und hielt während der gesamten Sandplatzsaison an. «Ich habe von Tag zu Tag versucht, es mit Schmerzmitteln und Salben in den Griff zu bekommen. Aber während meines Matches bei den French Open habe ich gemerkt, dass es schlimmer wurde. Da wusste ich, dass ich eine Pause machen und richtig auskurieren musste.»
Trotzdem biss er sich in Paris durch und beendete den Match. «Als Sportler kennt man seinen Körper. Ich dachte nicht, dass ich es schlimmer mache, wenn ich den Match zu Ende spiele – und Roland Garros bedeutet mir viel. Aber es war klar, dass ich eine Auszeit brauchte.»
Jetzt ist Ruud zurück in Gstaad und hofft, seine starke Form auf Schweizer Boden fortzusetzen. «Ich hatte in der Schweiz schon viel Erfolg. Gstaad ist ein wunderschönes Turnier, und ich habe tolle Erinnerungen hier. In den letzten zwei Jahren konnte ich nicht kommen – umso schöner, wieder hier zu sein.»
Auf ein mögliches Zweitrundenduell mit Dominic Stricker angesprochen – der ihn in Basel besiegt hatte – fand Ruud klare Worte: «Das wäre hart. Er spielt aggressiv, ist Linkshänder und ein schwieriger Gegner. Ich werde mir sein Spiel ansehen und mich vorbereiten.»
Nachdem einige Topgesetzte abgesagt haben, ist das Feld offener geworden. Ruud unterschätzt dennoch niemanden: «Egal, ob man auf Platz 10, 80 oder 150 der Weltrangliste steht – jeder kann grossartiges Tennis spielen. Ich muss vom ersten Punkt an bereit sein.» Vorerst ist Ruud einfach froh, wieder auf dem Platz zu stehen – gesund und fokussiert. Sein Ziel? Seinen dritten Titel in Gstaad zu holen.
«Ich bin mega motiviert, zu Hause zu spielen»
Im Interview spricht Dominic Stricker über Gstaad, Ruud und seine nächsten Ziele.
JEANETTE WICHMANN
Wie gehts Ihnen, Dominic Stricker?
Sehr gut, danke! Ich war schon letzte Woche hier oben und bin gestern wieder angereist. Ich finde es cool, hier zu sein. Es ist immer schön, nach Gstaad zurückzukommen.
Seit Wimbledon läuft es bei Ihnen richtig gut – wie ging es danach weiter?
Wimbledon hat mich ehrlich gesagt selbst überrascht. Ich hatte vorher kaum auf Rasen gespielt, aber danach konnte ich zwei Wochen lang richtig gut trainieren. Das hat meiner aktuellen Form sicher geholfen.
Sie sind zum Trainieren in die Schweiz zurückgekehrt – wer unterstützt Sie gerade?
Mein Coach von Swiss Tennis ist diese Woche im Urlaub. Severin Lüthi war die letzten Tage hier oben und hat zugeschaut. Meine Familie und meine Freundin sind auch mit dabei.
In der ersten Runde spielen Sie gegen Pierre-Hugues Herbert. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Er ist ein super Spieler – stark im Doppel, sehr gut am Netz. Wir kennen uns gut, haben schon oft zusammen trainiert. Ich glaube, wenn ich mein Spiel durchziehe, so wie letzte Woche, dann habe ich Chancen.
Und in Runde zwei könnte es zum Duell mit Casper Ruud kommen...
Ja, das wäre natürlich ein echtes Highlight. Ich bin jetzt schon mega motiviert – vor Heimpublikum zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Ich habe ihn ja schon einmal auf Hartplatz geschlagen. Klar, hier auf Sand ist das etwas anderes, aber es wäre auf jeden Fall sehr spannend. Aber eins nach dem anderen – das Auftaktspiel wird nicht einfach.
Was bedeutet Ihnen dieses Heimturnier in Gstaad?
Sehr viel. Ich bin sehr gerne hier. Es ist nah an meinem Zuhause, viele Freunde kommen vorbei, und die Stimmung ist einfach gut. Klar gibt es Druck – aber es ist positiver Druck.
Haben Sie immer noch so viel Freude am Tennis wie früher?
Auf jeden Fall! Es macht riesig Spass – besonders, wenn man gewinnt. Dann ist es umso schöner.
Was sind Ihre Ziele für den Rest der Saison?
Ich will mein aktuelles Ranking halten und mich für Australien qualifizieren. Später im Jahr stehen auch noch Basel und Stockholm auf dem Programm.
Sie mussten im Frühling einige Matches verletzungsbedingt absagen. Was war los?
Diesmal war es etwas anderes – zum Glück nicht dieselbe Rückenverletzung wie früher. Noch nicht alles perfekt, aber in Wimbledon war ich wieder schmerzfrei, und das ist enorm viel wert.
Waren Sie nah dran, es ins Wimbledon-Hauptfeld zu schaffen?
Ja, ich war einer der letzten, die in die Qualifikation gerutscht sind – Nummer 15 auf der Lucky-Loser-Liste. Es war knapp.
Wie gehts nach Gstaad weiter?
Ich spiele in Zug – cool, dass es zwei Turniere in der Schweiz gibt. Danach mache ich eine Woche Pause mit meiner Freundin. Wenn ich es ins US-Open-Hauptfeld schaffe, fliege ich rüber – wenn nicht, spiele ich Challenger in Europa, am liebsten auf Sand.
Ihr Lieblingsbelag?
Rasen ist definitiv mein Favorit. Aber ich spiele auch gut auf Hartplatz und Sand – man muss sich halt ein bisschen anpassen. Die Höhe und das Tempo des Sandes hier in Gstaad kommen mir entgegen.
Sie haben sich auch fürs Doppel angemeldet – war das spontan?
Ja! Jakub Paul und ich haben das kurzfristig entschieden. Wir haben schon in Genf zusammen gespielt. Es macht Spass – wir sind ein gutes Team und gespannt, wie es läuft.
Ein weiteres spontanes Doppel: Stan Wawrinka und Henry Bernet.
Ja, ich freue mich auch darauf. Das erinnert mich ein bisschen an meine eigene Erfahrung vor zwei Jahren. Für Henry wird das eine richtig coole Sache
– und es wird spannend zu sehen, wie weit sie kommen.
Sie wirken fitter denn je – stimmt das?
Ja, ich fühle mich körperlich wirklich gut. Es geht in die richtige Richtung.
Was ist der Plan nach dem Sommer? Sie haben Punkte zu verteidigen...
Genau. Vor allem auf Challenger-Niveau. Ich werde meinen Spielplan danach richten, wo ich in die Felder komme – ob in den USA oder in Europa.
SO KOMMEN SIE ENTSPANNT INS STADION
In diesem Jahr gibt es zusätzliche Sicherheitskontrollen: Taschen und Rucksäcke mit einem Fassungsvermögen von über zehn Litern werden am Eingang kontrolliert. Planen Sie also für die besucherintensivsten Tage voraus – für die Viertelfinalspiele, die Halbfinalspiele und das Finale wird ein grosser Andrang erwartet, was zu Verzögerungen führen kann.
Unser Tipp: Kommen Sie etwas früher als sonst, um lange Warteschlangen zu vermeiden und rechtzeitig zum ersten Aufschlag an Ihrem Platz zu sein.