Inmitten des malerischen Saanendorfs lädt ein hölzernes Stehpult mit einem überdimensionalen Bleistift zu einem ganz besonderen Workshop, lautend auf: «Zeichnend zuhören»…
CLAUDIA HEINE
… ein Novum innerhalb des  ...
Inmitten des malerischen Saanendorfs lädt ein hölzernes Stehpult mit einem überdimensionalen Bleistift zu einem ganz besonderen Workshop, lautend auf: «Zeichnend zuhören»…
CLAUDIA HEINE
… ein Novum innerhalb des Literaturfestivals Literarischer Herbst mit vielen Parallelen zum bereits etablierten Schreibworkshop, der auch in diesem Jahr wieder stattfand.
Was ist das Verbindende? «Horror vacui», der lateinische Begriff für die Angst vor der Leere, im kreativen Kontext auch bekannt als die Angst vor dem leeren Blatt. Diese Angst zu überwinden, diese erste Hürde zu nehmen, ob es um den ersten Satz eines Romans oder um den ersten Skizzenoder Pinselstrich auf einer Leinwand geht.
Dieses faszinierende Phänomen greift Theres Rütschi Reichenbach auf und leitet und begleitet die sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer während des ganzen Zeichentages.
«Es geht dabei darum, sich selbst auszutricksen und vor allem darum, sich Mut anzutrainieren, einfach anzufangen.» Denn, erklärt uns die Workshopleiterin, hat man es erst einmal geschafft, zu beginnen, macht man einfach weiter.
Am Vormittag «turnt sich die Gruppe zeichnerisch» in der Papierwerkstatt ein, wie Theres Rütschi erklärt.
Wie beim Sport geht es darum, sich aufzuwärmen. Beim Zeichnen sind das Übungen wie Blindzeichnen, das Skizzieren, ohne auf das Blatt zu schauen, oder aber das Schaffen eines Portraits mit nur einer Linie, ohne den Stift abzusetzen. So wird der Anfang kinderleicht geschafft, oder, wie es in der Einladung zum Workshop mit dem Zitat von Peter Olpe motivierend auf den Punkt gebracht wird: «Beim Zeichnen gibt es sechs verschiedene Arten von Linien: die kurzen, die langen, die dicken, die dünnen, die gebogenen und die geraden.» Das schaffen wir!
Aber es geht natürlich um viel, viel mehr, als nur darum, Hemmungen zu verlieren, einfach drauflos zu skizzieren: Die Materialien liegen bereits säuberlich vorbereitet parat für die Umsetzung in der Praxis.
Während der Nachmittagslesungen im kleinen Landhaus wird dann skizziert und gemalt. Farbiges Papier, kleine Leporellos mit Farbtupfern, kleine Formate. Hauptsache das Papier ist nicht weiss. Die begeisterten Teilnehmer:innen lassen sich auf den Prozess ein, sind gespannt, wie es weitergeht. Während der Lesungen entstehen faszinierend vielseitige Kreationen: vom Einfangen der Raumstimmung über Gedanken zum vorgetragenen Text bis hin zur Abstraktion eines Möbelstückes oder Porträts der Autor:innen und Zuhörenden.
Eine Teilnehmerin bringt es auf den Punkt: «Dieser neue Workshop innerhalb des Literaturfestivals ist eine geniale Ergänzung zu dem bereits etablierten Programm und holt all jene ab, welche ihre Kunstaffinität sowohl bildnerisch als auch in der Literatur erfahren möchten, indem sie sich von diesem unkonventionellen Format überraschen lassen.»