Sandro Hauswirth: Der leise Überflieger
01.07.2025 SportSandro Hauswirth erblickte das Licht der Welt am 29. August 2000. Wer an Astrologie und Horoskopdeutungen interessiert ist, findet das Sternzeichen Jungfrau. Dieses passt ins Wesen Hauswirths, denn Chaos gibt es bei der Jungfrau nicht – Struktur und das Streben nach Perfektionismus ...
Sandro Hauswirth erblickte das Licht der Welt am 29. August 2000. Wer an Astrologie und Horoskopdeutungen interessiert ist, findet das Sternzeichen Jungfrau. Dieses passt ins Wesen Hauswirths, denn Chaos gibt es bei der Jungfrau nicht – Struktur und das Streben nach Perfektionismus sind ihr dagegen in die Wiege gelegt. Diese positiven Bausteine beeinflussten und prägten auch den bisherigen Werdegang des jungen Skispringers.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Sandro Hauswirth beschreibt sich als ehrgeizig, zielstrebig und motiviert. Nach der obligatorischen Schulzeit in Saanen zog es ihn nach Einsiedeln, ins Internat im Kloster. Das Leistungssportzentrum ist Teil der Stiftsschule Einsiedeln. Es bietet eine umfassende Förderung für sportliche Talente, insbesondere im Bereich Skisprung. Die ganzheitliche Unterstützung in den Bereichen Medizin, Physiotherapie, Ernährungsberatung und Trainingsplanung halfen Sandro, seine Ziele zu erreichen.
Die schulische Weiterbildung und die KV-Lehre genoss er in der UNITED school of sports in Zürich. Die Kombination Schule und Sport hatte zur Folge, dass die Ausbildung vier anstelle von drei Jahren dauerte. Die Balance zwischen Sport und Ausbildung zu finden, war herausfordernd, aber auch fördernd. Das Ausbildungskonzept sah zwei Jahre Schule und zwei Jahre Praxis in einem Betrieb vor. Im Dorf Schindellegi – sehr nahe bei Einsiedeln gelegen – fand er in der Firma Pfeifertextil AG seine optimale Arbeitsstelle. In einem 40-Prozent-Arbeitspensum arbeitet er in den Bereichen Verkauf, Einkauf, Buchhaltung und hilft überall dort, wo Unterstützung und Hilfe gebraucht wird. Im Gegensatz zum Skispringen, wo er ein Spezialist ist, nennt man ihn in der Firma – auch wegen seinen Sprachkenntnissen in Französisch und Englisch – Generalist.
Leidenschaft Skispringen
Sandro Hauswirth wurde in eine Skispringerfamilie geboren. In der Generation seines Vaters, und jener davor, gab es sehr erfolgreiche Skispringer. Als er ein kleiner Knirps war, leiteten sein Vater und sein Onkel Chrigel im Skiklub Gstaad das Skisprungtraining und führten auch das Hallentraining. Hauswirth sagt: «Ich wollte auch dabei sein und an die Skispringen mitgehen.» Als er sechs Jahre alt war, sagte sein Vater: «Jetzt bist du alt genug und kannst auch mitmachen.» So kam er letztendlich zu diesem schönen Sport. Er fuhr in der JO auch Alpinski. Das fand er cool mit seinen Kollegen, machte ihm jedoch weit weniger Spass als das Skispringen.
Rückhalt in der Familie
Die Eltern bedeuten Sandro Hauswirth enorm viel. Ihnen hat er sehr viel zu verdanken. Sie unterstützen ihn in allen Belangen. Diese Stütze ist in schwierigen Phasen, die Sandro auch erlebte, besonders wichtig. Grosse Freude bereitet ihm der Austausch mit seinen beiden Geschwistern. Sina ist die Torschützin in der ersten Mannschaft des FC St. Gallen und Mia ist sehr erfolgreich in der Sportart Snowboardcross. Sandro betont: «Ich fahre sehr gerne von Einsiedeln zurück ins Saanenland, heim ins Chappeli. Dort kann ich die Batterien mit neuer Energie aufladen».
Beeindruckendes Palmarès
Sandro gab sein internationales Debüt im März 2014 bei den Nordischen Skispielen der OPA (Organisation der Alpenländer-Skiverbände). An offiziellen FIS-Wettbewerben nahm er seit September 2014 teil, als er beim Springen in Einsiedeln erstmals beim FIS-Cup antrat. Im September 2015 erzielte er im Klosterdorf die ersten Alpencuppunkte und gewann in der Saison deren Gesamtwertung. Im März 2018 wurde Hauswirth erstmals für das Weltcupkader nominiert.
Sein Weg und seine Ziele
Grundsätzlich ist Sandro Hauswirth interessiert daran, seine Erfahrungen und sein Wissen jungen Skispringern weiterzugeben. Eine Trainerausbildung schliesst er daher nicht aus. Mit dem KV habe er eine gute Basis, auf der sich dies und jenes aufbauen lasse. Derzeit ist jedoch der Sport im Fokus.
So lange es ihm Spass mache, werde er Skispringen. Er sehe, dass es in seiner Entwicklung immer noch vorwärts gehe. Jetzt bestünde gar die Möglichkeit, sich für die Olympischen Spiele in Turin 2026 zu qualifizieren. Das sei allerdings nicht einfach, jedoch möglich. Schlussendlich trainiere er auf dieses Ziel hin. Er glaubt daran und gibt alles!
Weitere Resultate siehe Kasten FIS-Datenbank.
«Zielstrebigkeit ist immer etwas Gutes und an Motivation im Training hat es mir noch nie gefehlt»
Wer war früher Ihr Vorbild?
Ganz eindeutig Simon Ammann. Schon als kleiner Bub bewunderte ich sein Können. Vor dem Fernseher schaute ich seine Sprünge an den Olympischen Spielen. Ich war begeistert und freue mich, dass wir in der Schweiz so einen grossen Könner haben.
Ihre Stärken und Schwächen?
Ehrgeiz ist sowohl eine Stärke wie auch ein Schwäche. Der eigene Ehrgeiz kann einem im Weg stehen, wenn man zu verbissen wird. Damit Ehrgeiz eine wirkliche Stärke ist, muss man immer das gute Gleichgewicht finden.
Zielstrebigkeit ist immer etwas Gutes und an Motivation im Training hat es mir noch nie gefehlt. In meiner recht langen Karriere, meine ersten internationalen Wettkämpfe fanden im Jahr 2014 statt, gab es auch schwächere Perioden. Diese waren mental sehr herausfordernd. Der Spass am Training schwand, das Training neben der Schanze machte keine Freude mehr. Erfreulich war allerdings, dass Skispringen immer Spass machte.
Wie erklären Sie einem Laien das Skispringen?
(Denkt lange nach.) Skispringen ist nicht eine alltägliche Sportart. Die Komplexität ist mit wenigen Worten nicht erklärbar. Mut ist ein Faktor. Wenn man in der Spur steht, ist man von dieser gefangen. Es gibt kein zurück. Da fährt man mit 90 oder 100 Stundenkilometern auf der Skiflugschanze, auf den Schanzentisch zu, um dort innert Millisekunden die Streckbewegung auszulösen und in die Flugposition zu gelangen.
Meine Stärke ist weniger der Absprung, schon eher der Flug. Ich glaube, ein gutes Fluggefühl zu haben. Zusammenfassung: eine stabile Anfahrtsposition, gutes Timing auf dem Schanzentisch und möglichst schnell in die Flugposition gelangen. Das Gefühl in der Luft ist dann Freiheit pur – bis zur Landung, die auch so ihre Tücken hat.
Welchen Rat würden Sie jungen Skispringern geben?
Schon bald wird man in Saanen wieder Skispringen können. Alle Kinder, Mädchen und Knaben egal welchen Alters sind eingeladen, das Skispringen kennenzulernen. Kompetente Trainer werden mit interessanten Übungen in das Skispringen einführen. Es macht mega Spass, wenn man irgendeinmal das Gefühl des Fliegens erleben kann. Zusätzlich zum Skispringen können selbstverständlich auch andere Sportarten ausgeübt werden, denn polysportiv und koordinativ gut aufgestellt – wie übrigens in den allermeisten Sportarten auch – ist die Basis für das Skispringen.
Betreffend Schule und weiterführende Ausbildung, sei das im Gymi oder in einer Berufslehre, empfehle ich, die richtige Wahl zu treffen. Entscheidend ist, dass man den eingeschlagenen Weg konsequent verfolgt. Mittlerweile gibt es viele Varianten, Sport, Schule, Lehre unter einen Hut zu bringen.