Selbstlos im Einsatz für ältere Menschen
06.05.2024 Saanen«Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.» Mit diesem Zitat von Alexis Carrel eröffnete Urs Bach, Präsident des Fördervereins Pro Senectute Saanenland, die gut besuchte Hauptversammlung im Maison Claudine Pereira. ...
«Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.» Mit diesem Zitat von Alexis Carrel eröffnete Urs Bach, Präsident des Fördervereins Pro Senectute Saanenland, die gut besuchte Hauptversammlung im Maison Claudine Pereira. Urs Bach übergab sein Präsidentenamt an Therese Mösching aus Saanen. Rosmarie Brand, Lauenen, sowie Sven Deck, Vertreter der kantonalen Dachorganisation, wurden neu in den Vorstand gewählt. Gegenwärtig zählt der Verein 180 Mitglieder, zehn Prozent davon sind noch nicht im Rentenalter.
Vreni Müllener
Der abtretende Präsident
2010 wurde Urs Bach in den Vorstand von Pro Senectute Saanenland, wie sich der Verein in dieser Zeit nannte, gewählt. Gewissenhaft verwaltete er von da an das Vereinsvermögen. In seine Amtszeit fiel die Umorganisation in den Förderverein Pro Senectute Saanenland. 2023 übernahm der Kassier zusätzlich das Amt des Präsidenten und hielt zugleich die Zügel zur Organisation der Jubiläumsfeier «100 Jahre Verein für das Alter» in den Händen. Mit bebilderten Reiseberichten und Buchlesungen bereicherte er kulturelle Nachmittage und ermöglichte vielen Altersheimbewohner:innen Gedankenreisen in entfernte Länder. Wie schon in seinen Berufsjahren als Polizist hielt seine Frau Berti Urs den Rücken frei und unterstützte ihn in seinem Engagement.
Vizepräsidentin übernimmt das Ruder
Im vergangenen Geschäftsjahr amtete Therese Mösching als Vizepräsidentin. Die ehemalige Gemeinderätin wurde soeben in die Spurgruppe einbezogen, die sich die Förderung der Kontaktpflege zu Vereinsmitgliedern vorgenommen hat. Mit der Unterstützung von vorläufig zwölf freiwilligen Personen werden Mitglieder, die über 75 Jahre alt sind, besucht und ihnen werden die Angebote von Pro Senectute vorgestellt. In städtischen Regionen besteht ein Besuchs- und Begleitdienst. Die neue Präsidentin möchte abklären, ob in dieser Beziehung Handlungsbedarf besteht. Jedenfalls freut sich die Bäuerin aus Saanen, das Vereinsschifflein sicher in den bisherigen, aber auch neuen Gewässern zu lenken.
Die neuen Vorstandsmitglieder
Es ist erfreulich, dass der Vorstand wieder mit Vertretern aus allen drei Gemeinden besetzt ist. Der Gsteiger Martin Trummer sitzt seit einem Jahr in diesem Gremium. Anfang 2024 übernahm er das Amt des Kassiers vom nun abtretenden Urs Bach. Die zweifache Mutter und Hausfrau Rosmarie Brand aus Lauenen wurde mit Applaus in den Vorstand gewählt. Sven Deck aus Bern arbeitet bei Pro Senectute. Er ersetzt Marcel Schenk, der bisher die Verbindung zu Pro Senectute Bern sicherstellte.
Kampagne zur Sensibilisierung für Telefonbetrug und Taschendiebstahl
Im vergangenen Jahr seien im Kanton Bern durch Telefonbetrügereien innert weniger Wochen 300’000 Franken und Wertsachen im Wert von 227’000 Franken ergaunert worden, orientierte Urs Bach. Daher habe der Vorstand einen höheren Ausgabenposten ins Budget genommen. Damit werde eine diesbezügliche Sensibilisierungskampagne von Pro Senectute Bern und der Kantonspolizei mit 2500 Franken unterstützt. Die Einstimmigkeit bei diesem und allen anderen vorgelegten Traktanden zeigte, dass die umfangreiche Arbeit des Vorstands grosse Anerkennung findet.
Angebote und Leistungen des Fördervereins Pro Senectute
«Wenn es die Fördervereine nicht gäbe, müsste man sie erfinden», stellte Werner Schläfli, ehemaliger Geschäftsführer von Pro Senectute Thun, anlässlich der Jubiläumsfeier vor einem Jahr fest. Die Veranstaltungen des hiesigen Fördervereins sind immer sehr gut besucht. Sie fördern die Gemeinschaft, bekämpfen die Einsamkeit und helfen, körperlich und geistig beweglich zu bleiben. Folgendes wird vom Verein angeboten:
– Von Lauenen über Grund, Gstaad, bis nach Schönried werden Fit-Gym-Turnstunden angeboten.
– In Zusammenarbeit mit dem Seniorenrat werden Vorträge der Fachstelle «Zwäg ins Alter» organisiert. Das Thema des nächsten Anlasses vom 25. Oktober 2024 lautet: «Demenz geht uns alle an».
– Win3 kommt Schulkassen und Kindergärten zugute: Seniorinnen und Senioren stellen ihr Wissen in den Dienst der Kinder.
– In der Computeria (Saanen und Zweisimmen) helfen Senioren anderen Senior:innen bei der Anwendung von digitalen Geräten (Beispiel: Billettkauf mit dem Handy).
– Zusammen mit den Frauenvereinen und der Kirchgemeinde Saanen-Gsteig werden kulturelle Nachmittage mit Reiseberichten, Lesungen oder Lottospiel angeboten.
– Mit Lesungen und Reiseberichten wird die Aktivierung in den Altersheimen unterstützt.
– In Thun, im Kirchgemeindehaus Gstaad oder bei Bedarf auch zu Hause können Sozialberatungen zu den Themen Administration, Vorsorge, Senioren-Betreuung, Pflegehilfe und aktuelle Wohnsituation oder Hilfe zum Ausfüllen der Steuererklärung gebucht werden.
– Finanzielle Unterstützung ist in Absprache mit den Sozialdiensten auf Gesuch hin möglich.
Beocare – Entlastung für Angehörige SRK
Anita Boller ist Pflegefachfrau bei der Spitex und arbeitet zusätzlich als Koordinatorin der Aussenstelle Saanenland-Obersimmental von Beocare – Entlastung pflegende Angehörige SRK. In einer Präsentation stellte sie dieses Angebot vor. Erfahrene Freiwillige übernehmen Betreuungsaufgaben, begleiten Menschen mit Demenz oder anderen Krankheiten, lösen Angehörige ab und tragen dazu bei, dass Betroffene möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben können. Je nach Bedürfnis werden Spaziergänge oder Ausfahrten mit dem Auto gemacht, gespielt, vorgelesen oder zusammen ein Kaffee getrunken und geplaudert. Pflegerische und hauswirtschaftliche Tätigkeiten sind nicht vorgesehen.
Palliative Care
Ausgebildete Freiwillige begleiten schwer kranke und sterbende Menschen während ihrer letzten Lebensphase und vermitteln dabei Sicherheit und Ruhe. Die Angehörigen werden regelmässig oder punktuell abgelöst – auf Anfrage auch nachts und an Wochenenden.
Leider sei das Angebot noch zu wenig bekannt, es fehle an Freiwilligen, betonte die auf Palliative Care spezialisierte Pflegefachfrau. «Wer Zeit zu verschenken hat, hat die beste Voraussetzung, um irgendwo Entlastung anzubieten», ermutigte Anita Boller, Beocare in unserer Region bekannter werden zu lassen.