Drei bis vier Mal täglich rückt die Berner Kantonspolizei wegen häuslicher Gewalt aus. Die Dunkelziffer ist viel höher, denn häusliche Gewalt kommt oft vor, ohne dass Betroffene nach Hilfe rufen. Gerade im ländlichen Raum wird das Thema oft noch tabuisiert. ...
Drei bis vier Mal täglich rückt die Berner Kantonspolizei wegen häuslicher Gewalt aus. Die Dunkelziffer ist viel höher, denn häusliche Gewalt kommt oft vor, ohne dass Betroffene nach Hilfe rufen. Gerade im ländlichen Raum wird das Thema oft noch tabuisiert. Eine Plakatkampagne will aufrütteln.
KEREM S. MAURER
Das Thema häusliche Gewalt wird zusehends enttabuisiert: Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider lancierte am 11. November die erste nationale Präventionskampagne gegen häusliche, sexualisierte und geschlechtsbezogene Gewalt. Und schon im Jahr 2008 lancierte die feministische Friedensorganisation (Frieda) zum ersten Mal in der Schweiz ihre Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Gestartet wird diese Aktion jeweils am 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Und ebenfalls an diesem Tag startete der Kanton Bern und mit ihm 145 Berner Gemeinden – das sind fünf mehr als im letzten Jahr – mit der koordinierten Plakataktion «Nein zu häuslicher Gewalt». Saanen ist eine dieser Gemeinden und macht wie schon im letzten Jahr bei dieser Aktion mit.
Plakate vermitteln niederschwellige Angebote
«Uns geht es darum, die Bevölkerung für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren und Betroffene niederschwellig über Hilfsangebote zu informieren», sagt Béatrice Baeriswyl, Abteilungsleiterin Soziales bei der Gemeinde Saanen, auf Anfrage und ergänzt: «Gerade in ländlichen Regionen wird das Thema oft noch tabuisiert, was es den Betroffenen noch schwerer macht, sich Hilfe zu holen.» Und wie sollen Plakate Betroffenen – Opfern wie auch Täter:innen – helfen? Dazu noch einmal Béatrice Baeriswyl: «Für viele Betroffene ist die Hürde, sich Hilfe zu holen, hoch. Mit dem QR-Code auf den Plakaten erhalten sie unkompliziert Zugang zu Beratungsangeboten und können sich telefonisch bei einem vertraulichen Angebot melden.» Die Plakataktion wird von verschiedenen Institutionen, Organisationen und Firmen im Saanenland mitgetragen, welche die entsprechenden Plakate aufhängen.
Die Aktion dauert bis Mitte Dezember, doch die Plakate können auch länger angebracht bleiben.
Auch die Gemeinden Lauenen und Gsteig bestätigen auf Anfrage, dass sie bei dieser Plakataktion mitmachen und entsprechende Plakate aufhängen.
HILFE FÜR BETROFFENE
Erfahren Sie Gewalt?
• Opferhilfe Bern, 031/370 30 70 www.opferhilfe-bern.ch
•HotlineAppElle 0312 / 533 03 03
Verletzen Sie körperlich oder physisch?
• Lernprogramm gegen häusliche Gewalt 079/308 84 05
www.be.ch/gewalt-beenden