Rot-blaue Würfelfriese, rot-grüne Rautenbänder, blaue und grüne Kreishalbbögen, bunte Rosetten und Lilien, dazu eine reich verschnörkelte Hausinschrift. Darüber prangt die Jahreszahl 1669. All dies ziert die Fassade des Wohnhauses Reichenbach im Rübeldorf, ...
Rot-blaue Würfelfriese, rot-grüne Rautenbänder, blaue und grüne Kreishalbbögen, bunte Rosetten und Lilien, dazu eine reich verschnörkelte Hausinschrift. Darüber prangt die Jahreszahl 1669. All dies ziert die Fassade des Wohnhauses Reichenbach im Rübeldorf, welches einst von Hans Tüller, einem der herausragenden Saaner Zimmermeister, gebaut wurde. «Meine Familie lebt seit Generationen in diesem Haus. Vermutlich war es früher der Wohnsitz eines ‹Kastlans› von Saanen», sagt der heutige Besitzer Walter Reichenbach stolz. Bauherr war gemäss Inschrift ein «Aberham» (Abraham) von Grünigen.
Die aufwendige Restaurierung der historischen Fassadenmalereien wurde kürzlich abgeschlossen. Verantwortlich dafür waren der Rubi-Fonds, die kantonale Denkmalpflege und die Firma Fischer & Partner AG Restauratoren. Die praktische Umsetzung lag bei Sandra Walker vom Rubi Fonds und ihrem Team.
Zunächst habe sie die verblassten Malereien in den noch erkennbaren Farben auf einem Blatt Papier nachgezeichnet, erklärt Walker. Anschliessend wurden sie mit Bürsten gereinigt, mit Ölgrundierung gefestigt und in Originalfarben nachgemalt. Die ziemlich gut erhaltene Hausinschrift konnte mithilfe von Schräglicht und – man höre und staune – künstlicher Intelligenz ergänzt werden. Laut Walker handelt es sich um die erste bekannte, gotisch inspirierte Frakturschrift, die im Saanenland auf eine Fassade gemalt wurde. Nach dem Abbau des Gerüsts wird sich das geschichtsträchtige Gebäude in neuem altem Glanz präsentieren.
TEXT UND FOTOS: MARTIN GURTNER-DUPERREX