Der Hauptabend des Festivals bot ein kontrastvolles Programm. Der Saal im Gstaaderhof war mit 90 Personen rappelvoll, das Publikum aufmerksam und die Gäste redefreudig.
Zum einen war da Jonas Lüscher, der die ganz grossen gesellschaftlichen Themen in seinen  ...
Der Hauptabend des Festivals bot ein kontrastvolles Programm. Der Saal im Gstaaderhof war mit 90 Personen rappelvoll, das Publikum aufmerksam und die Gäste redefreudig.
Zum einen war da Jonas Lüscher, der die ganz grossen gesellschaftlichen Themen in seinen Romanen bearbeitet. Der deutschschweizer Autor gilt als Intellektueller, der sich auch öffentlich zu aktuellen Themen äussert. Er las aus seinem neuen Roman «Verzauberte Vorbestimmung», der sich in bildhafter Sprache und äusserst eloquent mit der Entwicklung der Technologie und dem Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine beschäftigt.
Im Gespräch bot er auch einen Einblick in sein Selbstverständnis als Autor. Als sehr politischer Mensch ist es für ihn klar, dass auch sein Schreiben politisch ist. Er will nicht nur Geschichten erzählen, sondern Themen aufgreifen, die uns als Menschen und als Gesellschaft etwas angehen.
Deshalb fordert er auch einiges von seinen Leser:innen. Offen gibt er zu, dass seine Texte nicht immer einfach zu lesen sind. Dies habe die Funktion, so Lüscher, dass man sich immer überlegen muss, wer einem gerade was erzählt – und vor allem weshalb. Kritisches Denken, das eben den politischen Autoren und seine Leserschaft ausmacht.
Wenig Worte – eindrückliche Illustrationen
Dinah Wernli präsentierte in der zweiten Hälfte des Abends das passende Kontrastprogramm. Sie ist freischaffende Illustratorin und brachte ihre Graphic Novel «Louise» mit nach Gstaad. In ihrem Erstlingswerk beschreibt sie das Leben von Louise, einem Modell des Malers Kuno Amiet. Sie will den Blick auf die Seite richten, die sonst nur als Objekt der Malerei wahrgenommen wird. Sie gibt Louise, und damit stellvertretend für all die Frauen, die für Künstler Modell standen, eine Stimme und eine Geschichte.
Dabei arbeitet sie mit wenigen Worten, dafür mit umso eindrücklicheren Illustrationen. Diese kommen mit ihren starken Farben im abgedunkelten Saal auf dem Grossbildschirm wunderbar zur Geltung. Im Anschluss bot der Apéro Gelegenheit, ein Buch signieren zu lassen. Wernli brachte sogar eine kleine Druckstation mit und individualisierte ihre Graphic Novel auf Wunsch mit einem passenden Sujet.
LITERARISCHER HERBST GSTAAD/MARKUS ISELI