Der Macht des Wortes widmete sich das 15. Literaturfestival Literarischer Herbst Gstaad mit einem überragend dichten und hochkarätigen Programm.
CLAUDIA HEINE
Zehn Autor:innen präsentierten während vier Tagen ihre Werke, wie jedes Jahr  ...
 Der Macht des Wortes widmete sich das 15. Literaturfestival Literarischer Herbst Gstaad mit einem überragend dichten und hochkarätigen Programm.
CLAUDIA HEINE
Zehn Autor:innen präsentierten während vier Tagen ihre Werke, wie jedes Jahr kompetent und erfrischend moderiert von Noëmi Schöb und Markus Iseli. Leonora Schulthess, die auch zum Moderationsteam gehört, fiel krankheitsbedingt aus in diesem Jahr. Das ehemalige Teammitglied Liliane Studer sprang ein. Das gut besuchte Festival lockte ein interessiertes Publikum aus nah und fern ins Saanenland.
Im Mittelpunkt standen Themen wie Religion, vermeintliche Dummköpfe, Liebe und Beziehungen, Krieg und Gewalt, aber auch Frieden, Hoffnung und andere grundlegende und philosophische Fragen des menschlichen Lebens. Und immer wieder die Frage, wie man sich diesen Themen erzählerisch nähern kann.
Den Anfang machten die Lesungen des Eröffnungsabends in der Jugendherberge Saanen, weiter ging es am Freitag im Saanerhof, am Samstag im kleinen Landhaus Saanen. Der Hauptabend mit nachfolgendem Apéro fand im Hotel Gstaaderhof statt. Zum Abschluss folgten am Sonntag noch zwei Lesungen und eine Diskussionsrunde im Hotel Arc-en-Ciel.
Umrahmt wurde das reichhaltige Angebot von einem Schreibworkshop unter der Leitung des Autors Flurin Jecker, einem Zeichenworkshop von Theres Rütschi Reichenbach, einem Vortrag in französischer Sprache (in Kooperation mit der Librairie des Alpages) und so genannten Störlesungen im privaten Rahmen. Der traditionelle literarische Spaziergang fiel dieses Jahr leider dem Wetter zum Opfer.
Schwere Kost
Die Journalistin und Schriftstellerin Çiğdem Akyol präsentierte am Samstagnachmittag unter der Moderation von Liliane Studer ihren ersten Roman «Geliebte Mutter – Canım Annem». Die junge, charismatische Autorin lässt uns teilhaben mit Auszügen ihres Romans, der von einer türkischen Einwandererfamilie erzählt.
Ein teils düsteres Bild, geprägt von Zwangsheirat, Gewalt und dem schwierigen Neuanfang in Deutschland. Andererseits finden sich darin aber auch die Liebe der Kinder zu ihren Eltern, das Ringen um Anerkennung, Identität und Vergebung der Tochter Meryem gegenüber ihrer Mutter Aynur und dem oft gewalttätigen Vater.
Dabei vermischen sich, wie die Autorin erklärt, viele Elemente – Migrationserfahrung, Sprachbarrieren und familiäre Konflikte. Akyol arbeitet auch ihre eigene Biografie in den Roman ein, denn die hauptberufliche Journalistin Akyol wanderte ebenfalls mit ihren Eltern von der Türkei nach Deutschland aus.