Ein urgemütlicher Jodlerabend in Schönried

  13.02.2024 Kultur, Schönried

Schöner hätte der Samstagabend in Schönried wohl kaum sein können. Der Jodlerklub «Gruss vom Wasserngrat» als Gastgeber bewies mit dem Engagement des Jodlerklubs «Flüehblüemli» Därstetten, der «Horeflue Jutzer» Saanenland und der «Ländlerfründe Walopsee» das richtige Gespür für einen unvergesslichen Jodlerabend in der Mehrzweckhalle in Schönried. Sie alle überzeugten mit musikalischer und gesanglicher Qualität.

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Für einen stimmigen Auftakt sorgten die «Ländlerfründe Walopsee» aus Zweisimmen. Mit traditioneller Ländlermusik wie Schottisch, Polka und Marsch verzauberten Sabrina Stöckli, Kontrabass, Kasimir Hutzli, Handorgel, und Simon Haldi, Schwyzerörgeli, die Zuhörenden und Zuschauenden.

In der Tat «hörten» auch die Augen mit
Simon Haldis virtuoses Spiel auf der Steirischen Harmonika war ein besonders erfreulicher «Hingucker». Der gemütliche und stimmige Klang der Steirischen Harmonika in Verbindung mit der abwechslungsreichen Mimik und Gestik des «Handörgelers» liess wohl niemanden unberührt.
«I weiss ame Ort, höch obe am Bort, es Plätzli so richtig zum tröime» – mit diesem Jodellied, komponiert vom legendären Adolf Stähli, präsentierte sich der Gastgeber ein erstes Mal. Die drei Jodlerinnen und ihre bodenständigen Kollegen vermittelten Gefühle von Freude und optimistischer Begeisterung.

Für Simon Hefti, Dirigent des Jodlerklubs und Komponist der danach vorgetragenen Jodellieder «Ds Wätter cheert», «Am Bärgbach» und «Gäge Winter», wirkt jodeln befreiend und hilft, Stress abzubauen. Er sagte: «Gugge wer doch zäme vorwärts u hei Sorg zum Altbewährte u zeige Muet zum Wytertrage ünser wunderbare Tradition.»

Mehr als nur eine schmucke Tischdekoration war der Auftritt des Jodlerklubs «Flüehblüemli» aus Därstetten. Der im Jahr 1965 gegründete Jodlerklub steht unter der Leitung von Barbara Wyss. Die 25 Mitglieder – 70 Prozent Landwirte, 30 Prozent Handwerker und ein Lehrer – versteckten sich nicht, wie ihre Namensgeberin, die gelbe Felsenprimel, im steinigen Gelände, sondern begeisterten das Publikum mit naturverbundenen Vorträgen. Die Vorjodler werden wohl in besonders guter Erinnerung bleiben.

Als besonderes Schmuckstück dürfen die «Horeflue Jutzer» benennt werden. Sie sangen über «Wetterkapriolen», von einem «fröhlichen Geissbueb» und Simon Heftis «Gäge Winter». Die «Horeflue Jutzer» sind laut ihrer ersten Jodlerin, Sarah Lempen: «Yfach ä herrlechi Truppä vo Schlitzohrä, wo d Chemie absolut stimmt u bym Singä o e chli ehrgyzig isch.» Während der über 20 Liedvorträge war es mäuschenstill in der ausgebuchten Merzweckhalle. Das zeugt von einem sehr sachverständigen Publikum. Allen Liedvorträgen wurde herzlicher Applaus geschenkt. Angeregt und heiter dagegen war die Stimmung bei Musik und Tanz im Anschluss an die sorgfältig vorgetragenen und wohlklingenden Lieder und Jutze. Die «Ländlerfründe Walopsee» spielten rassige Polkas, Schottisch und Marschmusik und lockten «Ü- und U-Sechziger» auf die Bühne, um zu tanzen.


URAUFFÜHRUNG DES «DÜRRISCHILD JUTZ»

Höhepunkt des Jodlerabends war die Uraufführung des «Dürrischild Jutz», komponiert von Simon Hefti. Wie er zu diesem Jutz kam, schilderte der Komponist und Dirigent des Jodlerklubs «Gruss vom Wasserngrat» wie folgt:
«Dürrischild ist auf dem Wasserngrat, oberhalb der Bergstation. Als der Jodlerklub seinen 30. Geburtstag feierte, haben wir dem Dürrischild frische Sitzbänke gespendet, montiert und im Rahmen eines kleinen Jubiläumsanlasses mit dem Jodlerklub eingeweiht. In diesem Zusammenhang dachte ich: ‹Es ist doch so ein wunderbarer Ort, da oben, vielleicht kommt da ein Jutz zustande›. Zwei bis drei Jahre später kam mir, an einem Sonntagmorgen bei einer Bergwanderung, der erste Teil in den Sinn. In der Folge entwickelte sich Teil um Teil.

Der Prozess der Entstehungsgeschichte eines Jutzes ist sehr unterschiedlich. Manchmal passiert es, wenn ich vor dem PC sitze, ein wenig Musik spiele oder an etwas Bestimmtes denke. Sehr oft sprudeln die Ideen, wenn ich ‹z Bärg› gehe, dann inspirieren mich vor allem die Eindrücke aus der Natur. Bei der Umsetzung im Jodlerklub ist zuerst einmal die Melodie – der erste Jutz, dann der zweite Jutz und danach, anhand dessen, kommt die Tonart dazu und anhand der Tonart muss man den ersten und zweiten Bass, den ersten und zweiten Tenor dazu begleiten. Bis der Jutz dann einigermassen vortragbar ist, dauert es unterschiedlich lange. Beim ‹Dürrischild Jutz› dauerte es etwas länger, weil dieser eine ganz andere Tonart hat. Normalerweise sind unsere Naturjutze, sagen wir mal, 70 Prozent in B-Dur. Das ist so eine normale, gängige Tonart. Der ‹Dürrischild Jutz› ist in F-Dur. Das ist ein wenig anders, da muss man die Stimmen etwas anders ‹bigele› und das müssen dann die Sängerinnen und Sänger auswendig lernen. Das kann man nicht einfach nach Gefühl machen, sondern nur mit harter Knochenarbeit. Summa summarum muss man gut ein Jahr investieren, bis der Jutz konzertreif ist.

Der Jodlerabend mit der Uraufführung noch vor der CD-Taufe kam uns sehr gelegen. Bis zur CD-Taufe vom 9. November haben wir noch einige Auftritte und Gelegenheit zur Qualitätsverbesserung. Zudem sass im Publikum auch der bekannte Komponist Ueli Moor. Er ist ein guter Freund von mir. Der Meinungsaustausch mit ihm ist mir sehr wichtig. Er ist wirklich eine Koryphäe!»
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH


STIMMEN AUS DEM PUBLIKUM

Angesprochen auf die Liedvorträge der «Horeflue Jutzer» sagte eine Frau aus Schönried: «Es kam mir vor, als ob jeder Sänger, jede Sängerin eine Melodie für sich singen würde. Das fand ich sehr faszinierend.»

Ein anderes Votum: «Musik hören am Radio ist nicht vergleichbar mit Musik hören an einem Konzert. Im Konzertsaal höre ich die Musik und sehe die Musizierenden. Beim Betrachten des Musikers, der die Steirische Harmonika erklingen liess, dachte ich an Ferien in Bulgarien, sah tanzende Einheimische und hörte diese auch singen. Mit dem Applaus der Leute erwachte ich aus meinem Traum.»

EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH

 


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