Hofsterben: Fehlanreize beheben und Generationenwechsel fördern
16.05.2025 LandwirtschaftDie landwirtschaftliche Strukturerhebung macht es jedes Jahr von Neuem deutlich: Die Anzahl der Schweizer Bauernbetriebe sinkt kontinuierlich. Im vergangenen Jahr haben 644 Bauernhöfe den Betrieb eingestellt – das sind fast zwei Höfe pro Tag. Während kleine und ...
Die landwirtschaftliche Strukturerhebung macht es jedes Jahr von Neuem deutlich: Die Anzahl der Schweizer Bauernbetriebe sinkt kontinuierlich. Im vergangenen Jahr haben 644 Bauernhöfe den Betrieb eingestellt – das sind fast zwei Höfe pro Tag. Während kleine und mittelgrosse Höfe verschwinden, wachsen die verbleibenden Betriebe weiter an. Für eine vielfältige und resiliente Landwirtschaft, die eine sichere Versorgung gewährleistet, sind kleine und mittelgrosse Betriebe jedoch essenziell. Die Kleinbauern-Vereinigung fordert deshalb eine Abkehr von der «Wachse oder weiche»-Strategie des Bundes.
Seit dem Jahr 2000 haben 23’462 Bauernhöfe bzw. 33 Prozent der Bauernhöfe ihren Betrieb eingestellt. Der Sektor beschäftigt heute 55’917 Personen weniger als im Jahr 2000, das entspricht einem Minus von 27 Prozent. Die durchschnittliche Nutzfläche pro Betrieb ist dagegen um 6,9 Hektaren bzw. um 45 Prozent gewachsen. Dieser Strukturwandel dürfte sich aufgrund der demografischen Entwicklung im Landwirtschaftssektor in den nächsten Jahren noch akzentuieren und sei mit vielen Problemen verbunden, so die Kleinbauern-Vereinigung: Eine industrielle Landwirtschaft mit immer weniger, einseitig spezialisierten Betrieben schaffe Abhängigkeiten, einen Verlust der Vielfalt und gefährde die Versorgungssicherheit.
Fehlanreize beheben: Einführung einer Direktzahlungsobergrenze pro Betrieb
Die Kleinbauern-Vereinigung ist der Ansicht, dass die aktuelle Agrarpolitik systematisch grosse Betriebe bevorzuge und so die eigentliche Ursache der steten Intensivierung und der Treiber des fortschreitenden Hofsterbens sei. Statt sie zu übergeben, würden Betriebe aufgegeben, die Höfe abparzelliert und das Land verpachtet oder verkauft. Die umliegenden Betriebe würden in der Folge immer grösser und kapitalintensiver. Besonders ausserfamiliäre Hofübernahmen würden so noch schwieriger.
Die Kleinbauern-Vereinigung fordert im Rahmen der Agrarpolitik 2030+ die Einführung einer Direktzahlungsobergrenze pro Betrieb.
Generationenwechsel fördern: Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe
Aktuell werden 57 Prozent der Betriebe von über 50-Jährigen bewirtschaftet. Gemäss einer Agroscope-Studie (2025) erreichen in der Schweiz in den nächsten fünf Jahren rund 7000 Betriebsleitende die Altersgrenze von 65 Jahren. Ab diesem Zeitpunkt entfallen die Direktzahlungen. Fehlt es an einer familieninternen Nachfolge, wird der Betrieb dann oft aufgegeben. Dabei suchen zahlreiche ausgebildete Landwirtinnen und Landwirte ohne Familienbetrieb nach einem geeigneten Hof.
Mit der Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergabe bringt die Kleinbauern-Vereinigung Hofabgebende und Hofsuchende zusammen. Pro Woche würden sich durchschnittlich ein bis zwei Hofabgebende und zwei bis drei Hofsuchende bei der Anlaufstelle melden. «Diese Zahlen verdeutlichen, dass es an motiviertem Nachwuchs in der Landwirtschaft nicht fehlt», so die Kleinbauern-Vereinigung.
Einstieg erleichtern: Anhebung der Altersgrenze für den Erhalt von Starthilfen
Eine Hofübernahme – und im Besonderen eine ausserfamiliäre – stelle eine grosse finanzielle Herausforderung dar, ist die Vereinigung überzeugt. Der Bund gewährt Starthilfen für Bewirtschafter:innen, allerdings nur bis zum 35. Altersjahr (Art. 42 Strukturverbesserungsverordnung, SVV; SR 913.1). In der EU werden Starthilfen bis zum 40. Altersjahr gewährt.
Gemäss der Agroscope-Studie (2025) waren die Personen, die zwischen 2004 und 2020 einen Hof übernommen haben, im Durchschnitt 36,7 Jahre alt. Personen, die einen neuen Hof gegründet haben, waren im Durchschnitt sogar 42,1 Jahre alt. Die Kleinbauern-Vereinigung fordere deshalb eine Anhebung der Altersgrenze für den Erhalt von Starthilfen bis zum 40. Altersjahr. Kilian Baumann, Nationalrat und Präsident der Kleinbauern-Vereinigung, wird diese Forderung in der Sommersession in den Nationalrat tragen.
PD/AMO