Der höchste christliche Feiertag – und was wir daraus machen
14.11.2023 SaanenAm 4. November 2023 fand in Saanen das traditionelle Frauenfrühstück statt. Nach einem feinen Zmorge aus der Landhausküche bekamen die Besucherinnen dank einem wertvollen Referat von Brigitte Roffler noch Nahrung für die Seele – mit dem selbstkritischen Blick auf ...
Am 4. November 2023 fand in Saanen das traditionelle Frauenfrühstück statt. Nach einem feinen Zmorge aus der Landhausküche bekamen die Besucherinnen dank einem wertvollen Referat von Brigitte Roffler noch Nahrung für die Seele – mit dem selbstkritischen Blick auf Weihnachten und was unsere Gesellschaft daraus gemacht hatte. Doris Kuhnen führte mit ihren Ergänzungen zu den Weihnachtsvorbereitungen passend durch den Morgen.
VRENI MÜLLENER
O du fröhlicher Detailhandel – so oder ähnlich kann heute die Weihnachtszeit erlebt werden. Nicht wenige Geschäfte machen einen Viertel ihres Jahresumsatzes in den Wochen vor Weihnachten, der Onlinehandel boomt ungebremst. «Die Kriegsgebiete sind ja weit weg, wir können noch ruhig unsere Einkäufe tätigen», beschrieb Brigitte Roffler die gegenwärtige Lage kurz vor der Adventszeit. Beim Bahnhof Zürich befragte sie 25 Personen, was Weihnachten für sie bedeute. Die Meisten gaben an, Weihnachten habe etwas mit Gefühlen zu tun. Als Zweitwichtigstes wurde die Familie genannt. Andere freuen sich an den äusseren Merkmalen von Weihnachten: Ferien, Düfte, Kerzen. Schenken und beschenkt werden, ein weiterer wichtiger Faktor rund um Weihnachten. Ein kleiner Prozentsatz ordnete Weihnachten als religiöses Fest ein. Nur zwei Personen gaben an, dass an Weihnachten Christi Geburt gefeiert werde. Die Auswertung dieser Umfrage ergab folgende Schlüsse: Die meisten Menschen haben das Bedürfnis, gute Gefühle zu haben. Die Familie soll, möglichst friedlich, zusammen sein. Die Marotten des Schwiegervaters gilt es dabei genauso zu übersehen, wie die Jungen, die ständig am Handy hängen und sich nicht beteiligen. Und ja, singen sollte man auch noch, wenigstens einmal im Jahr. Wenn dann nach reichlich Alkoholkonsum alte Konflikte hervorgeholt werden, dann ist es nicht mehr weit und die Familie ist mit den angeblich idealen Vorstellungen von Weihnachtsfeiern überfordert. Zu hohe Ansprüche an das Fest der Feste lassen die Stimmung kippen. Diese humorvoll geschilderten Stimmungsbilder von Brigitte Roffler haben alle einen wahren Kern. «Dieser Stress kann sich auf das Ehe- und Familienleben auswirken», betonte die engagierte Rednerin. Kein Wunder, dass der Wunsch, Weihnachten abzuschaffen, gar nicht mehr so abwegig klinge, denn in Deutschland habe jede dritte Person Angst vor Weihnachten. Als Folge davon würden immer wieder Lebensberatungen in Anspruch genommen. Folgende Tipps bekommen Hilfesuchende im Gespräch mit Fachleuten: Terminplan nicht überladen; niemanden Einladen, den man nicht mag; Enttäuschung über ein erhaltenes Geschenk zurückhalten; Alkoholkonsum im Rahmen halten; keine Grundsatz- oder politischen Diskussionen beginnen; eine Familienfeier zu einer ganz anderen Jahreszeit planen.
Durch eine ergreifende Filmsequenz aus dem Spielfilm «Von Göttern und Menschen», der aufgrund von wahren Begebenheiten aus dem Algerischen Bürgerkrieg entstand, wies die Referentin darauf hin, dass im Weihnachtsgeschehen eine Macht liegt, die stärker ist als alles Böse und Niederträchtige in unserer Welt. Hunderte von Jahren vor unserer Zeitrechnung sei Christi Geburt, und damit die Ankunft des Friedefürsten, im Buch Jesaja angekündigt worden.
Frieden – ein wichtiges Thema weltweit
Warum schaffen es die grossen Friedenskonferenzen nicht, Frieden auf Erden zu ermöglichen, obwohl dies laut der Bibel, bei Christi Geburt, so verkündet wurde? «Solange sich das Herz des Menschen nicht ändert, haben wir keinen Frieden», ist die Sekundarschullehrerin überzeugt. Wie sie diese Veränderung des menschlichen Herzens meint, erklärte sie, indem sie einen Teil ihrer eigenen Geschichte erzählte: In ihrer schwierigen Kindheit lebten vor allem die Grosseltern der kleinen Brigitte den christlichen Glauben vor. Als Jugendliche spürte sie den Drang nach Freiheit und nahm ihr Leben selber in die Hand. Sie wollte alles erleben, was ihr Spass bereitete. Weihnachten bedeutete für die Zürcherin Partys und nochmals Partys, das Familienfest verkam zur reinen Pflichtübung, die man über sich ergehen lassen musste. Während des Geschichtsund Germanistikstudiums hatte sie als Studentin das erste Buch Mose und die Offenbarung zu lesen. Als sie einmal, eher aus Langeweile als aus Interesse, ein wenig in der Bibel herumstöberte, begegnete ihr der Vers: «Wer sich Gott naht, dem naht sich Gott» (Jakobusbrief). Mit diesem Vers gingen Brigitte Roffler die Augen auf. Ihr wurde klar, dass sie das Geschenk der ersten Weihnacht, das Jesuskind in der Krippe, bis jetzt nicht ausgepackt hatte. Sie tat dies, indem sie sich für eine Beziehung mit Gott entschied. Sie spürte Gottes Frieden in ihrem Herzen, auch wenn ihre Belastungen im Alltag die gleichen geblieben sind.
«Wer sich dazu entscheidet, sein Herz zur Krippe werden zu lassen und so Gottes Sohn als Geschenk des Himmels entgegennimmt, kann im Vertrauen wachsen und erlebt einen Zustand des Friedens, wie ihn nur Gott schenken kann», spricht die Referentin aus ihrer eigenen Erfahrung. «Dank dieser Erfahrung kann aus dem höchsten christlichen Feiertag eine fröhliche Weihnachtszeit werden.»
CDs mit dem ganzen Vortrag können bei Therese Beetschen bestellt werden. Tel 033 744 89 45.