Faszination Klavier in alten Mauern
29.01.2024 KulturWie die Vorschau des Musikfestivals Sommets Musicaux de Gstaad in der Freitagsausgabe dieser Zeitung versprach, wurde heuer vor allem dem Klavier gehuldigt. Das Rezital mit Bruce Liu in der Kirche Rougemont erfüllte die hohen Erwartungen vollauf.
LOTTE BRENNER
Sprudelnd, frisch eröffnete der kanadische Pianist Bruce Liu am Sonntag das Klavier-Rezital in der romanischen Kirche von Rougemont mit der selten gespielten Sonate in h-moll, Nr. 47 Hob. XVI 32 von Joseph Haydn. Mit starken Akzenten führte er in eine ausdrucksstarke, klassische Hausmusik – ein aufmüpfiger Kontrast zum weiteren Programmverlauf mit Werken von Maurice Ravel und Franz Liszt.
Die impressionistisch schönen Naturschilderungen (Spiegelbilder) von Ravels «Miroirs» füllten die Kirche bis ins hohe Gewölbe hinauf und kamen im alten Gemäuer wunderbar – in allen Farben und Facetten – zum Klingen und Nachklingen.
Virtuos und ausdrucksvoll mitreissend
Dass Franz Liszt seine Interpreten technisch aufs Äusserste herausfordert, ist bekannt. Doch bietet seine Musik nebst bewundernswerter Virtuosität musikalisch spannende Geschichten. So ist denn auch die Bearbeitung von Mozarts Opernmelodien aus «Don Juan» eine eigenständige Illustration der Verlockungen und Verführungskünsten von Don Giovanni. Bruce Liu brillierte nicht nur technisch, sondern wusste das Publikum musikalisch mitzureissen, mitzunehmen in den Festrausch einer Champagnerarie, die Unheil verkündend in den Abgrund weist. Eine perfekte Opernbearbeitung, perfekt gespielt.
Mit Werken von Chopin und Rameau verabschiedete sich Bruce Liu von seinem begeisterten Publikum.

