Energieholz: Interaktive Karte zeigt regional verfügbares Potenzial
23.09.2025 WirtschaftAus Klimaschutzgründen betreiben oder planen viele Versorgungsunternehmen und Gemeinden eine Wärmeversorgung mit erneuerbarer Holzenergie. Neu können sie sich auf einer interaktiven Karte informieren, ob in ihrer Region genügend Holz aus der Schweiz oder dem grenznahen ...
Aus Klimaschutzgründen betreiben oder planen viele Versorgungsunternehmen und Gemeinden eine Wärmeversorgung mit erneuerbarer Holzenergie. Neu können sie sich auf einer interaktiven Karte informieren, ob in ihrer Region genügend Holz aus der Schweiz oder dem grenznahen Ausland für ihre geplante Anlage zur Verfügung stehen wird.
Die Nutzung von Holz für die Erzeugung von Wärmeenergie und Strom erlebt seit Jahren einen Boom. Die «Wärme aus dem Wald» ergibt ökologisch vor allem Sinn, weil in den Heizöfen einheimisches oder grenznahes Holz eingesetzt wird. Der rege Bau neuer Holzheizungen und Wärmeverbünde kann dazu führen, dass nachhaltig nutzbares Energieholz in einzelnen Regionen knapp wird, wie der Verband Holzenergie Schweiz in einer Medienmitteilung schreibt. Regionale Versorger müssten bei der Projektierung zusätzlicher Anlagen deswegen rechtzeitig abklären, ob für ihr geplantes Heizkraftwerk bei der Inbetriebnahme genug Holz zur Verfügung stehen werde.
Der Import von Holzschnitzeln, Pellets oder Rohstoffen für die Pelletsproduktion aus grenznahen Gebieten sei sowohl wirtschaftlich wie insbesondere auch ökologisch sinnvoll. Der Bezug von Energieholz aus dem Schwarzwald sei beispielsweise für Anlagen in der Region Basel oder Aargau nachhaltiger, als wenn Holz aus dem Oberwallis oder dem Tessin angeliefert werden müsste.
Gemäss Zollstatistik stammten sämtliche Energieholzimporte aus dem grenznahen Ausland, insbesondere Deutschland, Österreich und Frankreich.
Der Verband Holzenergie Schweiz erstellt seit vielen Jahren Studien und Prognosen zum erwarteten regionalen Holzzuwachs wie auch zum Holzverbrauch vorhandener und projektierter Holzheizkraftwerke und Wärmeverbünde. Dafür werte der Verband nationale und kantonale Statistiken und Erhebungen aus und befrage zusätzlich Förster und andere Fachleute. Die Daten, die Gemeinden und Projektierenden bislang in Form von Tabellen und Berichten zur Verfügung gestellt wurden, habe Holzenergie Schweiz jetzt mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) in eine interaktive Grafik überführt. Zusätzlich seien aus der Zollstatistik die Holzimporte für die Verwendung als Energieholz berechnet worden. «Mit der interaktiven Karte zum wirtschaftlich gesicherten Holzenergiepotenzial und zum aktuellen und zukünftigen Verbrauch stellen wir allen Playern und Interessierten die relevanten Daten in leicht zugänglicher Form zur Verfügung», erklärt der Leiter des Informations- und Beratungsdienstes von Holzenergie Schweiz, Urs Spiegel. «In der interaktiven Karte kann mittels einer Einstellung zwischen Schweizer Holz beziehungsweise Schweizer Holz inklusive Import unterschieden werden. So kann bei Bedarf das vorhandene Potenzial aus einheimischem, regional verfügbarem Holz ermittelt werden.»
Das ausgewiesene Potenzial sei das derzeitige Mindestpotenzial, welches aktuell wirtschaftlich erschliessbar und gesichert sei, so der Verband weiter. Darüber hinaus gebe es ein nicht bezifferbares Potenzial aufgrund der notwendigen Verjüngung des Waldes, neuer Baumarten wegen des Klimawandels und weiteren forstwirtschaftlichen Themen. Dieses zusätzliche Potenzial lasse sich jedoch nicht beziffern, da es von verschiedenen Faktoren abhängig sei, wie personelle, finanzielle und infrastrukturelle Ressourcen oder dem Preis für Holz. Aus diesem Grund könne es derzeit nicht in der interaktiven Karte abgebildet werden. Ebenso nicht berücksichtigt werde das weitere Potenzial aus vermehrtem Import, da sich dieses ebenfalls nicht beziffern lasse. «Wer einen neuen Holzwärmeverbund plant, erhält mit wenigen Klicks nützliche Informationen zur aktuell verfügbaren Energieholzmenge in seinem Projektperimeter», ergänzt Laurent Audergon, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz.
Die Nutzer der interaktiven Karte könnten entweder die Postleitzahl eines geplanten Standorts oder den Namen der Gemeinde eingeben und erhielten die Angaben zum verfügbaren Holzpotenzial im gewählten Umkreis. Um das Potenzial zu bestimmen, berücksichtige die Grafik sowohl den Verbrauch bereits bestehender Anlagen wie auch den erwarteten Verbrauch von Anlagen, deren Projektierung bereits weit fortgeschritten sei. Die Daten könnten auch aufgeschlüsselt nach Kantonen abgefragt werden. «Auf der Übersichtskarte ist bereits an der Einfärbung zu erkennen, wie gross das vorhandene Energieholzpotenzial in den einzelnen Kantonen ist, wobei zu berücksichtigen gilt, dass bei Restholz (inkl. Pellets) und bei Altholz eine kantonale Betrachtung nicht zielführend ist. Diese Energieholzmärkte sind überregional zu betrachten», so der Verband Holzbau Schweiz.
Wer bei der Projektierung einer Anlage besonders an einzelnen Energieholzsortimenten interessiert sei, könne die Angaben auch nach den Energieholzquellen Waldholz, Landschaftsholz (Schnittholz von Obst- und Strassenbäumen oder aus Pärken), Restholz (Holzreste aus Sägereien oder holzverarbeitenden Betrieben) und Pellets oder Altholz (zum Beispiel aus dem Rückbau von Liegenschaften) gezielt abfragen. Auch könnten je nach Bedarf unterschiedliche Masseinheiten wie beispielsweise Festmeter (m3) oder Gewicht (t) ausgewählt werden.
Die interaktive Grafik offenbare zudem Informationen zu Holzenergie Schweiz bekannten Projekten, von deren Realisierung in den kommenden fünf Jahren auszugehen sei, weil bereits eine Baubewilligung erteilt, Fördergelder beantragt oder mit dem Bau begonnen wurde. Nicht erfasst seien Projekte, welche lediglich als Idee vorliegen würden oder sich noch in Abklärung befänden. Projektbetreiber und -planer könnten über einen direkten Link Mutationen, die ihr eigenes Projekt betreffen, melden (z.B. Korrektur von Zahlenwerten oder Jahr der Inbetriebnahme). Auch könnten Holzenergie Schweiz direkt über den Link neue Projekte gemeldet werden. So seien die abrufbaren Werte aktuell und zuverlässig.
Die interaktive Karte auf der Website von Holzbau Schweiz zeige zum ersten Mal transparent und grafisch das derzeit verfügbare Holzenergiepotenzial, schreibt der Verband. Sie bringe so einen signifikanten Mehrwert für interessierte Kreise im Umfeld der Dekarbonisierung.
PD/AMO