Eindrückliche Bundesfeier in Saanen
04.08.2025 SaanenAngesichts der unsicheren Wetterlage entschied sich die Dorforganisation, die Bundesfeier im Gemeindehauptort Saanen auf den Sanonaplatz zu verschieben. Obwohl das Wetter dann doch relativ ruhig blieb, war dies die richtige Entscheidung. Die einzelnen kurzen Regenschauer zu Beginn und am ...
Angesichts der unsicheren Wetterlage entschied sich die Dorforganisation, die Bundesfeier im Gemeindehauptort Saanen auf den Sanonaplatz zu verschieben. Obwohl das Wetter dann doch relativ ruhig blieb, war dies die richtige Entscheidung. Die einzelnen kurzen Regenschauer zu Beginn und am Ende der Feier trübten die Festlaune der vielen Anwesenden kaum.
VRENI MÜLLENER
Am späteren Nachmittag des 1. August lockte das «Trio Swing Band» viele Besuchende mit ihrer Bluesmusik auf den Sanonaplatz. Gegen Abend stimmten die Klänge der «Ländlerfründe Walopsee» das Publikum auf die bevorstehende Nationalfeier ein. Inzwischen hatten sich unzählige Festbesucher:innen aller Generationen versammelt. Die Älteren sassen bei einem guten Tropfen und einer Bratwurst, während die Jüngeren die Fahrten ihrer Kinder verfolgten, die auf Spielzeugtraktoren durchs Publikum kurvten. Gegen 20 Uhr standen im Musikpavillon die Stühle für die Musikformationen bereit. Das Rednerpult war einladend mit leuchtenden Sonnenblumen geschmückt, als die Musikgesellschaft Gstaad die Feier zum Geburtstag der Eidgenossenschaft mit rassiger Marschmusik auf der Dorfstrasse eröffnete.
Mehrsprachige Begrüssung
Im Namen der Kulturkommission und der Dorforganisation Saanen begrüsste deren Co-Präsident Michel Zysset die Gäste auf Deutsch und Französisch, gewandt richtete er auch Worte in englischer Sprache an die Freunde der Kennedy-Schule, die in Saanen nicht mehr wegzudenken ist. Die Blasmusik und die jungen Schwyzerörgeliformation «Chällermusik» verliehen der Feier musikalischen Schwung.
Festrednerin mit Zweitwurzeln im Saanenland
Auf sympathische Weise stellte sich Christine Boulliard-Marbach vor und erklärte ihre langjährige Geschichte mit und im Saanenland. «Seit mehr als 30 Jahren zieht es mich und meine Familie immer wieder in eure Region», betonte die Nationalrätin aus dem Kanton Freiburg. Sie habe jeden Winkel des Saanenlandes erkundet, sei es auf Skipisten oder beim Wandern vor dem atemberaubenden Bergpanorama. Sie gab ihrer Freude Ausdruck, an diesem Abend auftreten zu können und dankte für die Organisation dieser generationenübergreifenden Feier.
Die Schweiz in einer unsicheren Welt
Mit klaren und deutlichen Worten umschrieb die Rednerin die heutige Lage der Schweiz, nicht ohne Teile ihrer Aussagen in Französisch wiederzugeben. Durch die Jahrhunderte hätten es die Eidgenossen verstanden, immer wieder geschickt die Einheit in ihrer Vielfalt zu finden und den Umwälzungen der Geschichte mit innovativen und gemeinsamen Lösungen zu begegnen. «Unsere Weltordnung weicht zunehmend einer Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt. Nichts ist selbstverständlich, weder Frieden noch Wohlstand noch Sicherheit», betonte die Nationalrätin. Mit drei Unterthemen rief sie auf, als Land- und Stadtbevölkerung dem Leitspruch der Schweiz nachzuleben: «Einer für alle, alle für einen.»
Zusammenhalt
«Der Einbezug aller Betroffenen in den politischen Prozess und die Kultur des Kompromisses sorgen für eine hohe Akzeptanz von Entscheiden auf allen Ebenen», umschrieb die Mitte-Politikerin das bisher erfolgreiche Funktionieren der Schweiz. Von solcher Bürgernähe würden alle profitieren.
Sicherheit
Auch wenn eine Invasion der Schweiz derzeit kein realistisches Szenario sei, so dürfe nicht vergessen werden, dass sich das Land neuen Bedrohungsarten stellen müsse. Täglich werde die Schweiz aus dem Cyberraum angegriffen. Nur mit Hellebarden könne unser Land nicht mehr verteidigt werden. «Wir brauchen starke Informationsnetzwerke, schlagkräftige Waffensysteme und realitätsnahe Übungsanlagen», zeigte sich die Rednerin überzeugt. Eine kluge Vernetzung mit den europäischen Nachbarn sowie mit der Partnerschaft für den Frieden, unter gleichzeitiger Wahrung der Neutralität, sei daher im Interesse der Schweiz.
Wohlstand
In wirtschaftlichen und geopolitisch unsicheren Zeiten sei es strategisch wichtig und sinnvoll, die Beziehungen zur EU zu stabilisieren und auf ein nachhaltiges Fundament zu stellen. Inländisch habe die Schweiz viele kluge Hände und Köpfe und die innovativste Volkswirtschaft der Welt. «Dennoch müssen wir uns den zentralen Punkten stellen, wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit bewahren wollen: Die Landwirtschaft muss auf gute Rahmenbedingungen zählen können, wir müssen die Energiewende schaffen und genügend Fachkräfte ausbilden», betonte die ehemalige landwirtschaftliche Betriebsleiterin.
«Setzen wir auf die Stärken der Schweiz und schauen mit Optimismus nach vorne, damit auch die nächsten Generationen in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand leben können!» Mit dieser Ermutigung rief die Mutter und zweifache Grossmutter dazu auf, die vorhandenen Zutaten für eine neue Phase des Wandels zu nutzen.
Noch einmal machte Petrus den Organisatoren mit ein paar Regentropfen Angst. Zur Freude vieler Kinder konnte der Fackelumzug durch das Dorf trotzdem stattfinden, begleitet von einem rassigen Marsch der Musikgesellschaft Gstaad. Jung und Junggebliebene wurden bis in die späten Abendstunden mit der lüpfigen Musik von den «Ländlerfreunde Walopsee» unterhalten.
CHRISTINE BULLIARD-MARBACH
Die Nationalrätin ist verheiratet und wohnt in Ueberstorf im freiburgischen Sense-Unterland. Ihre allerersten Ferien verbrachte die Bauerntochter als Kind mit ihrer Familie im Hotel Alpina in Gstaad. Im Laufe der Jahre hat sie mit ihren eigenen drei Kindern in Schönried ein zweites Zuhause gefunden. Mit den beiden Enkeln schätzt bereits die dritte Generation diese wunderschöne Region.
Ihr Vater Fritz Marbach war in Züchterkreisen kein Unbekannter, präsidierte er doch von 1955 bis 1965 den Schweizerischen Fleckviehzuchtverband SFZV (heute swissherdbook). Viele Jahre nach dem frühen Tod ihres Vaters übernahm die Primarlehrerin als Betriebsleiterin den Landwirtschaftsbetrieb ihrer Eltern.
Nach lokaler Politarbeit schaffte Christine Bulliard 2011 den Sprung in den Nationalrat. Politik heisst für sie, tragbare Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu finden. Mit einem breiten Netzwerk setzt sie sich ein für eine klimafreundliche Energieversorgung, eine gute medizinische Grundversorgung, für die Jugend und eine regionale Landwirtschaft. Von 2016 bis 2024 konnte sie ihre landwirtschaftlichen Erfahrungen als Präsidentin in die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete einbringen.
VRENI MÜLLENER