«Die Zukunft in den eigenen Händen»
07.03.2025 LandwirtschaftEnde Februar fand die Hauptversammlung der IG Anbindestall Schweiz in Thun statt. Die IG Anbindestall möchte, dass Bauern die Eigenverantwortung zurückbekommen und selbst entscheiden können, welches Aufstallungssystem für ihre Tiere am besten geeignet ist. ...
Ende Februar fand die Hauptversammlung der IG Anbindestall Schweiz in Thun statt. Die IG Anbindestall möchte, dass Bauern die Eigenverantwortung zurückbekommen und selbst entscheiden können, welches Aufstallungssystem für ihre Tiere am besten geeignet ist. Kopfzerbrechen bereitet dem Vorstand die Lage in Europa und ein pneumatisches Problem.
«Die geopolitische Lage, wie es so oft von den Journalisten benannt wird, ist auf der ganzen Welt, inklusive der Landwirtschaft, angespannt. Der US-Präsident beschliesst praktisch täglich neue Massnahmen und womöglich wird es bald zwischen Russland und den USA eine Lösung für die Beendigung des Kriegs zwischen der Ukraine und Russland geben. Europa schreckt auf und ist ‹betupft›, weil es nicht mit einbezogen wird. Man verlangt sogar, noch mehr Waffen in die Ukraine zu senden», sagte der Präsident der IG Anbindestall Thomas Knutti zu Beginn der Versammlung. Und er führte weiter aus: «Es gibt ein Land, welches immer noch eine verlässliche Stabilität hat, auch landwirtschaftlich und das ist die Schweiz. Wir dürfen unsere Rechte nicht durch fahrlässige und unüberlegte Handlungen aufs Spiel setzen. Die Gefahr für die Landwirtschaft kommt nicht von den USA, nein, sie kommt von der EU. Wir müssen mit einem Knebelvertrag sämtliches EU-Recht übernehmen und das ist absurd und höchst gefährlich.»
«Wir brauchen eine eigenständige Landwirtschaft»
«Dass wir in Zukunft eine eigenständige Landwirtschaft betreiben können, ist nicht gesichert und dass staatliche Beihilfen wie Direktzahlungen noch möglich sind, ist nicht geklärt. Wir haben in der Wintersession den Zahlungsrahmen für die Landwirtschaftlichen Direktzahlungen 2026 bis 2029 in einer dreistündigen Debatte gesichert. Schlussendlich hat sich eine Mehrheit für die 14,2 Milliarden ausgesprochen.» Der Weissenburger setzt sich in seiner Rolle als Präsident der IG vehement für den Anbindestall ein. «Es ist wichtig, dass in der Schweiz die Möglichkeit besteht und jeder selber frei entscheiden kann, welches Stallsystem er haben will. Dafür setze ich mich ein.» Die IG plant eine Namensänderung. So wurden z.B. vorgeschlagen: IG Tierwohl, IG Tierwohl im Anbindestall oder IG Tierwohl im Stall. Definitiv darüber entschieden wird im laufenden Jahr.
Patent pneumatischer Kuhtrainer
Keine guten Nachrichten brachte Knutti im Zusammenhang mit dem Kuhtrainer. «Ich wurde im Dezember von einem unserer Mitglieder über die neusten Pläne von Delaval betreffend Kuhtrainer informiert. Der pneumatische Kuhtrainer werde nicht mehr länger im Angebot sein.» Man müsse nun einen eigenen Weg gehen. Und der wird teuer für die IG. «Der Knackpunkt sind die Sensoren. Delaval wird noch eine gewisse Menge auf den Markt bringen und dann ist Schluss. Mir wurde gesagt, dass die Übernahme einer eigenen Produktion zwischen 50’000 und 100’000 Franken kosten würde», so Knutti. Er fragte die Mitglieder für einen Kredit an. «Damit fällt und steht der Anbindestall», liess der ehemalige Präsident Konrad Klötzli wissen. So wie es aktuell aussieht, übernahm per 1. Januar Simon Wyss, Hoftechnik aus Grindelwald, das Sortiment der Anbindehaltung. Der Vorstand gab dazu einstimmig grünes Licht.
Wahlen
Für Kassiererin Stefanie Schwarz wurde Iris Grossen in den Vorstand gewählt. Die 25-jährige Frutigerin ging auf Alp Ramslauenen im Kiental zur Alp. Die gelernte Landwirtin wird dieses Jahr in einem Restaurant in Oey arbeiten. «Ich bin erst kurz dabei und wurde für das Amt angefragt. Nun freut es mich sehr, bin ich gewählt worden.»
Ehrenpräsident Konrad Klötzli
Konrad Klötzli wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Seit 2014 stand Klötzli der IG vor. In seiner Ägide wurden politische Netzwerke aufgebaut. «Und wir haben erreicht, dass wir mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung bekommen haben. Zudem haben wir in den letzten Jahren viel Ruhe um das Thema erreichen können», so Klötzli. Nach der offiziellen Versammlung hielt Martina Schmid (Kuhsignal-Beraterin) einen Vortrag zum Thema «Kuhsignale». Für den musikalischen Teil sorgte die Formation Schwyzerörgelifamilie Lüthi vom Hubelhof.
IG ANBINDESTALL
KRITIK AN GEPLANTER STALL-INVESTITION: IG ANBINDESTALL FORDERT NEUE PRÜFUNG
Die Interessengemeinschaft (IG) Anbindestall Schweiz fordert in einer separaten Medienmitteilung eine Neubewertung des geplanten Rinderstalls beim Inforama Berner Oberland in Hondrich. Die Berner Regierung plant den Bau eines modernen Laufstalls für 3,85 Millionen Franken, wogegen sich die IG wehrt.
Laut der Interessengemeinschaft wären die Kosten für einen modernen Anbindestall mit rund 1,33 Millionen Franken deutlich geringer. Dabei bezieht sich die IG auf eine Offerte eines lokalen Bauunternehmens, welches sie offerieren liess. Dies entspräche etwa einem Drittel der geplanten Investition. Zudem sei die Anbindehaltung insbesondere für Betriebe in Bergregionen besser geeignet, da sie weniger Platz beansprucht und die natürliche Umgebung schont.
Der Präsident der IG Anbindestall, Nationalrat Thomas Knutti, kritisiert, dass alternative Lösungen trotz mehrfacher Kontaktaufnahme mit den Behörden ignoriert wurden. Er, beziehungsweise die IG Anbindestall fordert den Grossen Rat auf, den geplanten Kredit in der bevorstehenden Frühlingssession abzulehnen und die Investition neu zu prüfen.
PD/JOP