Der Castellan 2024 dürfte als grosser Erfolg in die Geschichte eingehen. Das OK und die Schauspielenden bilanzieren durchwegs positiv. Auch wenn der Schlussmonolog teilweise kritisiert wurde: Man wollte daran nichts ändern.
KEREM S. MAURER
«Der ...
Der Castellan 2024 dürfte als grosser Erfolg in die Geschichte eingehen. Das OK und die Schauspielenden bilanzieren durchwegs positiv. Auch wenn der Schlussmonolog teilweise kritisiert wurde: Man wollte daran nichts ändern.
KEREM S. MAURER
«Der Castellan 2024 ist Geschichte, es lebe der Castellan 2045», sagt OK-Präsident Armin Oehrli, einige Stunden nachdem am letzten Freitagabend an der Dernière auf der Freilichtbühne am Fuss der Wispile der letzte Scheinwerfer abgeschaltet wurde. Alle zehn geplanten Vorstellungen und eine zusätzliche waren ausverkauft. Mit den beiden Proben, zu denen die Kinder der Region gratis eingeladen wurden, haben nach Angaben des OKs rund 2700 Saaner:innen die neue Fassung des Castellans – weg vom Versmass und raus auf die Freilichtbühne – besucht. Verschiebungen oder Unterbrüche hat es nicht gegeben. «Wir hatten bloss an drei Vorstellungen jeweils für einige Minuten Regen», sagt Oehrli und ergänzt: «Das OK ist mehr als zufrieden mit den Besucherzahlen und dem ganzen Ablauf!»
Viel Lob ...
Was bleibt, wenn ein Vierteljahrhundertspektakel zu Ende geht? «Wir haben sehr, sehr viele positive Rückmeldungen bekommen», betont Armin Oehrli. Von zwei Personen, die am letzten Castellan im Jahr 1995 mitgespielt hatten, habe er vernommen, dass ihnen das Originalstück besser gefallen habe. Ruth Domke, Teil des Regietrios und Schauspielerin, die an der Umschreibung des Stückes mitgearbeitet hatte, sagt dazu: «Die Reaktionen des Publikums auf die neue Fassung waren durchwegs positiv. Das Stück in der Originalfassung wäre heute kaum noch zeitgemäss gewesen.» Die Zuschauenden hätten sich auch gefreut, weil das Stück kurzweilig gewesen sei und es immer etwas zu schauen gegeben habe. Gelobt habe man auch das «feinfühlige Musikspiel», welches extra für dieses Stück von Reto Stadelmann komponiert wurde. Zudem habe das Naturareal den Leuten sehr gefallen. Hanspeter (Pitschu) Hefti, ebenfalls Teil der Regie und Schauspieler, freut sich, dass sie vielen Saanerinnen und Saanern, die den Castellan zuvor nicht kannten, die Geschichte näherbringen konnten. Der Zusammenhalt unter den Schauspielenden, die während der ganzen Vorbereitungszeit zu einer Familie verschmolzen seien, habe ihn berührt. «Als sich die Schulmädchen an der Dernière unter Tränen von uns verabschiedeten, zeigte es mir einmal mehr, wofür wir das alles machen.» Dank dem, dass man die SAC-Sektion Oldenhorn, den Freilichttheaterverein und die Alpenkomedi mit im Boot hatte, habe man auf ein grosses Netz an Helfenden, Sponsoren, Gönnern und Sympathisanten zurückgreifen können. Das sei ein gutes Fundament gewesen für den tollen Erfolg des Stücks, findet Armin Oehrli. Man ist sich einig: über dieses Theater wird noch lange gesprochen werden.
... aber auch Kritik
Doch neben all dem Lob gab es auch Kritik. Insbesondere Jojos Monolog (gespielt von Ruth Domke) am Ende des Stücks, passte nicht allen. «Der hat in der Tat viele Reaktionen ausgelöst», sagt Ruth Domke. Der Monolog sei jedoch im Verlauf der Aufführungen bewusst weder inhaltlich abgeändert noch in seiner Länge angepasst worden. «Wir haben vom Männerchor den Auftrag erhalten, auch gesellschaftskritische Töne anzuschlagen», begründet Domke. So sei man zu der Formulierung der Denkanstösse am Ende des Stücks gekommen. Das habe auch etwas mit der künstlerischen Freiheit von Autoren zu tun. Und Armin Oehrli führt aus: «Es wurde erklärt, dass mit grossen Summen nur wenig Freiheit gekauft werden kann. Und im Monolog wurde die Frage aufgeworfen, wie frei man heute tatsächlich sei.» Und in dieser Hinsicht stehe es schlecht um den Kanton Bern. Die Verwaltungen seien «aufgeblasen und arbeiten ineffizient», Randregionen würden oft vernachlässigt, Beispiele dafür gebe es genügend. Und: «Es ist auch die Aufgabe der Kultur, auf solche Missstände aufmerksam zu machen.»
... und ein neues Projekt
Wie geht es dem OK, nachdem alles geschafft ist? «Ich glaube, ich darf für alle im OK folgende dei Worte nennen: Dankbarkeit, Erleichterung und grosse Genugtuung», so Armin Oehrli. Und wie geht es weiter? Ruth Domke verrät, dass man bereits an einem neuen Freilichttheater arbeite. Dieses würde wieder etwas kleiner und schmaler daherkommen, doch mehr will sie nicht verraten. Und will sich Armin Oehrli noch einmal auf ein solches Mammutprojekt einlassen? «Aller guten Dinge sind drei», sagt er schmunzelnd. Er habe vor dreissig Jahren das internationale Bergführerskirennen mitorganisiert, sei danach OK-Chef des Oberländischen Gesangfests und jetzt OK-Präsident des Castellans gewesen. «Solche Projekte sind sehr herausfordernd, interessant und lehrreich. Aber jetzt ist es Zeit, dass die nächste Generation übernimmt!»