Apotheke stellt den Notfalldienst ein
23.02.2023 Region, Tourismus, Gemeinde, Gewerbe, Saanenland, Gstaad, GesellschaftDie Apotheke Dr. Kropf in Gstaad reagiert auf den Fachkräftemangel und stellt ab dem 1. März den freiwillig geleisteten Notfalldienst ein.
ANITA MOSER
Die Apotheke Dr. Kropf in Gstaad hat seit der Schliessung der Gstaaderhof Apotheke Anfang Dezember ...
Die Apotheke Dr. Kropf in Gstaad reagiert auf den Fachkräftemangel und stellt ab dem 1. März den freiwillig geleisteten Notfalldienst ein.
ANITA MOSER
Die Apotheke Dr. Kropf in Gstaad hat seit der Schliessung der Gstaaderhof Apotheke Anfang Dezember den Notfalldienst übernommen. Das heisst nicht nur an den Wochenenden, sondern täglich. «Während der Saison werden unsere Dienste fast jede Nacht in Anspruch genommen», betont Barbara Annen, Co-Geschäftsleiterin der Apotheke Dr. Kropf. «Aufgrund des Fachkräftemangels und des Mangels an Apotheken können wir diesen Dienst – den wir freiwillig leisten – leider nicht mehr länger anbieten», bedauert Annen. «Wir müssen Sorge tragen zu unseren verbleibenden Mitarbeitenden. Das hat uns zu diesem Schritt bewogen.» Denn in der Vergangenheit hätten sie aufgrund der aktuellen Situation bereits einige Mitarbeitende verloren. «Wer Nachtdienst hatte, kann nicht am anderen Morgen an der Theke stehen und Kundinnen und Kunden beraten», so Annen. «Die Arbeitsbelastung und die Präsenzzeiten haben zugenommen und im Gegenzug wird es immer schwieriger bis unmöglich, ausgebildetes Personal zu finden.»
Nächste Apotheken in Spiez oder Château-d’Oex
In der nahen Umgebung findet sich keine Apotheke mehr, die Notfalldienst anbietet – auch in Zweisimmen nicht. Deshalb wird dringend geraten, die Apotheke nach Möglichkeit während den offiziellen Öffnungszeiten zu konsultieren. Wer ausserhalb der Öffnungszeiten den Dienst einer Apotheke in Anspruch nehmen muss oder will, muss künftig nach Spiez oder Château-d’Oex ausweichen.
Familienunterstützende Angebote fehlen
Wie andere Branchen macht auch die Apotheke die Erfahrung, dass es nicht einfach ist, Fachkräfte – sofern es sie überhaupt gibt – ins Saanenland zu holen. «Es fehlt nicht nur an bezahlbarem Wohnraum, sondern auch an familienunterstützenden Angeboten, sprich bezahlbaren Kitaplätzen», betont Barbara Annen. Sie spricht aus Erfahrung, bald wird sie zum dritten Mal Mutter. «Die Kitaplätze, sofern vorhanden, sind sehr teuer.» Für sie selber wäre auch ein Au-Pair in Frage gekommen – doch das scheitert an den Vorgaben. «Die Sprachschule in Bern muss für ein Au-Pair innerhalb einer Stunde erreichbar sein», so Annen. Das ist von Lauenen aus unmöglich zu schaffen und schon gar nicht mit dem öffentlichen Verkehr.
Lauenen hat auch keine Tagesschule und das Angebot in Saanen kann die Familie nicht nutzen, weil es keine entsprechende Vereinbarung zwischen den beiden Gemeinden gibt.
Hoffen auf Nachwuchs
Barbara Annen hofft, dass die aktuelle Situation nicht von Dauer ist. «Sobald sich der Fachkräftemangel entspannt oder die zweite Apotheke wieder öffnet, kann der Notfalldienst möglicherweise wieder angeboten werden. Es macht auch uns mehr Freude, wenn wir die ganze Palette an Dienstleistungen anbieten können.» Die Hoffnung, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, ruht auch auf dem Nachwuchs. «Wir bilden hausintern seit jeher regelmässig mit viel Freude und Engagement Lernende aus.»