Saanen Bank: Jürg von Allmen übergibt 2027 an Adrian Di Camillo
15.04.2025 WirtschaftDie Saanen Bank hat an ihrer 150. Generalversammlung einen erfolgreichen Jahresabschluss präsentiert und eine Dividendenerhöhung beschlossen. Im Zentrum stand jedoch die frühzeitig kommunizierte Nachfolgeregelung: CEO Jürg von Allmen übergibt 2027 die Leitung an ...
Die Saanen Bank hat an ihrer 150. Generalversammlung einen erfolgreichen Jahresabschluss präsentiert und eine Dividendenerhöhung beschlossen. Im Zentrum stand jedoch die frühzeitig kommunizierte Nachfolgeregelung: CEO Jürg von Allmen übergibt 2027 die Leitung an seinen bisherigen Stellvertreter Adrian Di Camillo.
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«Es ist für uns von grosser Bedeutung, dass wir diesen Entscheid bereits heute kommunizieren können, obwohl der Wechsel erst in gut zwei Jahren stattfindet», sagte Victor Steimle, Verwaltungsratspräsident, an der 150. Generalversammlung der Saanen Bank. Im Sommer 2027 wird ein Führungswechsel stattfinden: Der amtierende Direktor Jürg von Allmen übergibt die Geschäftsleitung an seinen Stellvertreter und Leiter Fachzentrum/Finanzen/HR, Adrian Di Camillo.
Von Allmen habe den Verwaltungsrat bereits vor einigen Jahren über seine geplante Pensionierung informiert. Vergangenen Sommer begann die intensive Suche nach einer Nachfolge. Für die Auswahl sei ein umfassendes Anforderungsprofil erstellt worden, das sowohl den Erwartungen der Finanzmarktaufsicht Finma als auch weiteren Anspruchsgruppen entspreche, so Steimle. Am Ende fiel die Wahl auf Di Camillo. «Der Verwaltungsrat ist überzeugt, dass er über sehr gute Voraussetzungen für diese verantwortungsvolle Funktion verfügt», sagte Steimle weiter.
Er betonte, wie stark sich die Saanen Bank in den vergangenen Jahren entwickelt habe – auch dank des grossen Engagements der Mitarbeitenden. Diese gewachsene Unternehmenskultur wolle man mit einer externen Besetzung nicht gefährden, denn Kontinuität sei ein zentraler Erfolgsfaktor der Bank.
Jahresgewinn um drei Prozent gesteigert
«Die Bank entwickelt sich weiterhin ausnehmend positiv», so der Direktor Jürg von Allmen. Er konnte bei der Präsentation des Geschäftsjahrs auch in diesem Jahr einen Zuwachs beim Jahresgewinn um drei Prozent auf 3,184 Millionen Franken (siehe Kasten «Geschäftsergebnis 2024») verkünden. Das erfreuliche Geschäftsergebnis ermöglichte es dem Verwaltungsrat, eine Erhöhung der Dividende zu beantragen: Statt wie im Vorjahr 51 Franken sollen neu 54 Franken pro Aktie ausgeschüttet werden. Die 574 Aktionärinnen und Aktionäre (11’300 Aktienstimmen) stimmten dem Antrag zu. Damit steigt die Ausschüttungssumme auf 1,296 Millionen Franken. Zusammen mit dem gestiegenen Aktienkurs ergibt sich für das vergangene Jahr eine Gesamtrendite von 22,4 Prozent. Auch auf das vergangene Jubiläumsjahr zum 150. Geburtstag blickten die Verantwortlichen mit grosser Zufriedenheit zurück – die zahlreichen Anlässe und Begegnungen hätten die enge Verbundenheit der Bank mit der Region einmal mehr bestätigt.
Die Verantwortlichen freuen sich über das Ergebnis, welches sie nicht als selbstverständlich ansehen, da sie unter anderem die Zinsentwicklung beschäftigt hat. Aufgrund der tieferen Inflationszahlen hat die Schweizer Nationalbank 2024 die Leitzinsen von 1,75 auf 0,5 Prozent reduziert. Die Saanen Bank habe in der Folge die Verzinsung der Kundengelder auch reduziert, jedoch zeitverzögert, sagte CEO Jürg von Allmen.
Trumps Zollpolitik wirbelt Finanzmärkte durcheinander
Doch nicht nur das Geschäftsjahr stand im Fokus: Eigentlich habe er an der Generalversammlung auf zentrale Punkte des aktuellen Swiss Banking Outlook – dem regelmässigen Lagebericht der Schweizer Bankenbranche – eingehen wollen, doch der internationale Zollstreit habe ihm «einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht», sagte Verwaltungsratspräsident Victor Steimle. Wie viele andere blickt auch die Saanen Bank mit Ungewissheit auf die weitere Entwicklung der Börsen: Schon 2024 war der Markt spürbaren Schwankungen ausgesetzt, doch die jüngsten Turbulenzen im Zuge der US-Zollpolitik unter Präsident Trump hätten eine neue Dimension erreicht. So verhängte die US-Regierung zuletzt neue Importzölle für zahlreiche Länder – auf Schweizer Waren sogar in Höhe von 31 Prozent. Kurz darauf setzte Trump diese Massnahmen – mit Ausnahme Chinas – für 90 Tage aus und führte einen pauschalen Übergangszoll von zehn Prozent ein.
Die Herausforderungen seien damit gross. «Unsere kurzen Entscheidungswege und unsere Kundennähe sind in einer solchen Situation nicht nur ein kleiner Trost, sondern möglicherweise ein entscheidender Vorteil», betonte Steimle.
Verwaltungsrat bestätigt
Zum Schluss der Generalversammlung standen auch Wahlen auf der Traktandenliste: Daniel Matti, Vizepräsident des Verwaltungsrats und Leiter des Prüfausschusses, wurde mit grossem Mehr für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. Der Verwaltungsrat bleibt damit auch künftig mit sieben Mitgliedern vollständig besetzt. Auch die Revisionsstelle PricewaterhouseCoopers AG in Bern wurde wiedergewählt.
«Wenn wir von Kontinuität sprechen, müssen wir sie auch leben»
Jürg von Allmen spricht im Interview über die frühzeitig geregelte Nachfolge, seinen Wunsch nach Kontinuität und weshalb globale Spannungen auch eine Regionalbank direkt betreffen.
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Jürg von Allmen, Ihre Nachfolge ist geregelt, dies zwei Jahre vor Ihrer Pensionierung. Wie fühlt sich das an?
Sehr gut. Das war eigentlich von Anfang an mein Wunsch. Wenn wir von Kontinuität sprechen, müssen wir sie auch leben. Ich habe dem Verwaltungsrat 2019 mitgeteilt, dass ich im Jahr 2027 in Pension gehen möchte. Besonders gefreut hat mich, dass nicht nur ich, sondern die ganze Geschäftsleitung in die Überlegungen zur Nachfolgeplanung einbezogen wurden. Das war ein gemeinsamer Prozess – und wir alle stehen voll und ganz hinter Adrian Di Camillo. Auch das Kader und die Mitarbeitenden haben die Information sehr positiv aufgenommen. Adrian hat die Bank in den letzten Jahren mitgeprägt, insbesondere auch bei der Entwicklung unserer Unternehmenskultur. Dass jemand mit so viel internem Wissen und Erfahrung übernimmt, gibt uns die Sicherheit, dass der eingeschlagene Weg weitergeführt wird.
Wie ist der Übergang in den nächsten zwei Jahren geplant?
Ich werde sicher nicht frühzeitig den Liegestuhl im Büro aufstellen (lacht). Es wird einen fliessenden Übergang geben, aber ich bin bis zum letzten Tag als CEO in der Verantwortung und voll da. Durch die frühzeitige Kommunikation haben wir die Chance, die Übergabe zeitgerecht und ohne Hektik gemeinsam anzugehen. Das schafft auch für die Mitarbeitenden, Kunden und Aktionäre Sicherheit. Sie wissen, was kommt und was bleibt.
Die Saanen Bank hat den Gewinn erneut gesteigert, gleichzeitig ist das Umfeld anspruchsvoller geworden. Wie wollen Sie das Ertragsniveau halten?
Wir wollen weiterhin gute Zahlen schreiben, aber eine reine Gewinnmaximierung war nie unser Ziel. Wenn der Gewinn mal etwas tiefer ausfällt, geht es uns immer noch sehr gut. Unser Cost-Income-Ratio (Anm. d. Red.: Es handelt sich um die Kennzahl, die zeigt, wie effizient eine Bank arbeitet. Sie gibt an, wie viel Prozent der Erträge für den operativen Aufwand aufgewendet werden) liegt bei sehr guten rund 45 Prozent – zum Vergleich: Grosse Banken haben teils 70 oder 80 Prozent. Es geht nicht darum, Spitzenwerte zu zeigen, sondern um Verlässlichkeit. Lieber kontinuierlich und stabil statt mit grossen Ausschlägen.
An der Generalversammlung war es natürlich mehrmals Thema: Die Zollpolitik von Donald Trump hat zuletzt weltweit für Unruhe gesorgt. Spürt das auch eine Regionalbank wie die Saanen Bank?
Absolut. Zum einen reagieren die Börsen stark – allein durch Ankündigungen werden Milliarden vernichtet. Das betrifft uns direkt, da wir im Anlagengeschäft eng mit unserer Kundschaft im Kontakt sind. Zum anderen führt die geopolitische Unsicherheit dazu, dass der Schweizer Franken als Fluchtwährung wieder stärker gefragt ist. Das beeinflusst die Zinspolitik der Schweizer Nationalbank und wirkt sich wiederum auf unser Geschäft aus – bei den Krediten wie auch bei den Kundeneinlagen.