Kunststoff – Fluch oder Segen?

  21.12.2018 Saanen, Schule

Die Schüler der 4., 5. und 6. Klasse der Primarschule Saanen haben sich in den letzten Wochen im Fach NMG (Natur Mensch Gesellschaft) sehr intensiv mit dem Thema Kunststoff beschäftigt.

Sie haben über den Rohstoff des Kunststoffes, das Erdöl, gesprochen, selbst den Kunststoff Galalith (Milchstein) hergestellt, Verfahren kennengelernt, um Kunststoffgegenstände zu produzieren, sich mit Kleidungsstücken beschäftigt, die aus künstlichem Material hergestellt werden, und vieles mehr.

Ein sehr wichtiger Teil dieses Themas war auch, auf die Problematik des Kunststoffmülls hinzuweisen und zu lernen, was der Plastikmüll und das Mikroplastik auf unserem Planeten und in unseren Meeren anrichten. Die Schüler haben die Ärmel selbst hochgekrempelt, Plastikmüll gesammelt und richtig entsorgt, damit er wieder rezykliert werden kann.

Die Schüler haben toll mitgemacht, sie haben gelernt, experimentiert, gesammelt, entsorgt, Geschichten geschrieben, ein Plakat gemacht und auch ein tolles Gedicht von Rita Apel über Mikroplastik vorgetragen.

Die Schüler der 5./6. Klasse interviewen die Schüler der 4./5. Klasse

Livio: Woraus wird Kunststoff gemacht?
Simon: Kunststoff wird aus Erdöl gemacht.

Nils: Und wie entstand das Erdöl?
Svea: Vor Millionen von Jahren ist das Erdöl unter dem Meeresboden entstanden. Winzige abgestorbenen Meerestiere sanken auf den Grund und wurden von Sand und Schlamm bedeckt. Der Druck und die Temperatur stiegen an und dadurch bildete sich Erdöl.

Elena: Kann man auch selbst Kunststoff herstellen?
Gabriel: Ja, wir haben aus Milch und Essig selbst Kunststoff hergestellt. Das nennt man Milchstein.

Maria: Welche Gegenstände habt ihr aus Milchstein hergestellt?
Anna: Wir haben Legomänner, Legosteine, Vierecke und Dinosaurier gemacht und dann durften wir uns selbst noch etwas ausdenken.

Andrin: Was steht in Kleidungsstücken, wenn sie aus Kunststoff gemacht sind?
Nicole: Zum Beispiel Viskose, Nylon, Polyester oder Acryl.

Mika: Wie kommt Plastik ins Meer?
Michelle: Z.Bsp. essen die Menschen auf dem Weg etwas, das eingepackt ist, und wenn sie den Müll auf den Boden schmeissen und dann ein Sturm kommt, windet es das Plastik ins Meer. Ausserdem gibt es in manchen Ländern keine Müllabfuhr, keine Verbrennungsanlage und keine Rezyklierungsanlage und deshalb schmeissen die Menschen dort alles in die Flüsse und ins Meer. Die Fischer schmeissen auch ganz viele Netze ins Meer.

Gion: Weshalb ist es schlecht, dass Plastik im Meer schwimmt?
Laura: Weil Tiere sterben, Korallen sterben und es ist sehr, sehr umweltschädlich. Wenn ein Fisch es frisst, landet es auch auf unserem Tisch.

Raffaele: Wie lange dauert es, bis Plastik abgebaut ist?
Kim: Es ist unterschiedlich, z.Bsp. eine Shampoo-Flasche braucht ca. 450 Jahre, um zu verrotten. Ein Kerngehäuse von einem Apfel braucht dagegen nur zwei Monate. Daran sieht man, dass Plastik sehr gefährlich ist.

Enis: Was passiert im Moment in der Schweiz meistens mit Plastik?
Emma: Meistens wird es in den Restmüll geschmissen und dann zur Verbrennungsanlage transportiert und verbrannt.

Afonso: Was passiert, wenn man Plastik verbrennt?
Lia: Wenn man Plastik verbrennt, kann man Strom oder Fernwärme machen, aber es entstehen auch Schlacke, CO2 und giftige Filterstoffe.

David: Wo und wie kann man Plastik im Saanenland sammeln?
Margarida: Man kann die Säcke «Bring Plastic Back» bei Schmid kaufen, dann zu Hause sammeln und nachher wieder beim Schmid-Getränkelager abgeben.

Miguel: Weshalb kann man Plastik nicht an den öffentlichen Sammelstellen abgeben?
Tonia: Das weiss ich nicht – wäre aber eine gute Idee.

Melanie: Was kommt in den Kunststoffsammelsack?
Lily: Pet-Flaschen, Schinkenverpackungen, Plastikbecher und Teller, Verpackungen, Folien, Kassensäckli, Plastikflaschen von Shampoo, Putzmitteln, Getränken, Essig, Öl, Weichspülerflaschen, Tiefziehschalen, Eimer, Blumentöpfe, Joghurtbecher und Verpackungen von Aufschnitt.

Sabrina: Also kann man alles da reingeben?
Sienna: Also nur Plastik. Spielzeug, Gartenschläuche oder Ähnliches gehören nicht in den Sack. Auch wenn die Verpackung sehr schmutzig ist, wie die Marinade bei Grillsachen, muss man es in den normalen Kehrichtsack geben.

Ursin: Kann man Tetrapack-Milchverpackung auch in den Sammelsack geben?
Florian: Tetrapack-Verpackungen kann man nicht in den Sammelsack geben.

Linus: Wieviel kostet so ein Sack?
Sophia: Zehn Säcke, in die 60 Liter hineinpassen, kosten 28 Franken, also kostet ein Sack Fr. 2.80.

Tim: Das ist aber teuer!
Ella: Ja und nein – die normalen Kehrichtsäcke kosten ja Fr. 1.90 pro Sack und da passen nur 35 Liter hinein – also ist eigentlich der normale Kehrichtsack teurer.

Selbie: Wo kommt das Plastik hin, nachdem wir es in den Plastiksack gegeben haben?
Leandro: Wir bringen den Sack zu Schmid in Saanen und von dort werden die Säcke abgeholt, nach Lenk gebracht, dort zu Ballen zusammengepresst und diese werden dann mit dem LKW nach Eschlikon zur Inno–Recycling gebracht. Von dort kommt es mit dem Zug oder dem LKW nach Österreich – ganz in der Nähe der Schweiz, nach Vorarlberg – und wird dort sortiert. Ein Teil des sortierten Plastiks kommt dann zurück in die Recyclinganlage in der Schweiz und dort wird dann etwas Neues daraus gemacht.

Zarife: Warum gibt es in der Schweiz keine Trennungsanlage?
Jan-Niclas: Diese Trennungsanlage ist sehr teuer und es lohnt sich noch gar nicht, denn es sammeln viel zu wenig Leute Plastik.

Ava: Was ist Mikroplastik und wo ist es drin?
Gentrit: Mikroplastik sind kleine Teile, die man nur mit dem Mikroskop sehen kann. Im Gedicht von Rita Apel sagt sie sogar, dass es in Milch, Honig, «Fleur de Sel» und in Bier Mikroplastik gibt.

Siobhàn: Weshalb ist Mikroplastik so gefährlich?
Sandro: Weil die Menschen das Mikroplastik nicht sehen können. Es ist in ganz vielen Sachen, und wenn grosses Plastik kleiner wird, entsteht es auch. Das ist gefährlich, weil dann fressen es die Fische, die können ersticken oder ein Fischer kommt und fängt sie. Dann haben wir es selber auf dem Teller.

Dibora: Sammelt ihr zu Hause nun Plastik?
Sebastian: Ja, wir sammeln jetzt auch Plastik.

Beatriz: Was hat dich am meisten an diesem Thema beeindruckt?
Janik: Dass es sogar Inseln gibt, auf denen nur Plastikmüll gelagert und einfach so verbrannt wird.

Anja: Wo kann ich mich informieren, wenn ich mehr wissen möchte?
Alle: Zum Beispiel im Internet: www. sammelsack.ch, in der Broschüre «Bring Plastic Back», in den Läden, in Rita Apels Gedicht. In den Zeitungen gibt es momentan viele Informationen, oder man kann uns fragen oder Filme wie z.Bsp. «Blauer Planet» oder «Drowning in Plastic» schauen.

EVA SAILER UND DIE SCHÜLER DER 4., 5. UND 6. KLASSE SAANEN


PLASTIK SAMMELN

Sammelsäcke: zurzeit bei Schmid Saanen
Sammelstelle: beim Getränkelager Schmid Saanen

Wo kommt das Plastik dann hin? Sandro Buchs (Buchs AG) und Markus Tonner (Inno-Recycling): Die Firma Buchs holt die Säcke von Schmid ab, presst das Plastik zu Ballen und bringt es mit dem LKW (Ladegewicht 25 t) nach Eschlikon zur Inno-Recycling für eine erste Qualitätskontrolle und allfällige Vorsortierungen. Dann erfolgt der Weitertransport von Eschlikon nach Vorarlberg oder Süddeutschland zu den Sortieranlagen. Von den Sortieranlagen gelangt anschliessend wieder ein Teil der sortierten Qualitäten zurück nach Eschlikon zur Granulatproduktion. Ein anderer Teil der Kunststoffe wird direkt auch in Österreich, Deutschland, den Niederlanden usw. zu Granulat verarbeitet. Ein Teil dieser Granulate fliesst dann auch wieder zurück in den Schweizer Markt zur Produktion von Bauartikeln. Der nicht stofflich recycelbare Anteil verbleibt grösstenteils in Süddeutschland und findet Einsatz als Ersatzbrennstoff in der Zementindustrie als Alternative zur Kohle. Dadurch kann der Abbau von Kohle reduziert werden.

Ist in der Schweiz keine Sortieranlage in Planung?
Markus Tonner: Ein fixes Datum steht noch nicht fest, respektive ist abhängig von der Mengenentwicklung. Je eher wir die kritische Grenze einer Minimalauslastung erreicht haben, umso schneller kann die Anlage realisiert werden. Zurzeit sind wir noch in der Planungsphase, Grösse, Kosten und Mengen sind klar, noch offen steht der Kreis der Betreibergesellschaft.


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