Wieso heisst der Skischulhang an der Wispile eigentlich «Zückerli»? Unser Journalist Eugen Dornbierer-Hauswirth hat dazu recherchiert.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Im Jahr 1806 entfachte der französische Kaiser Napoleon I. einen ...
Wieso heisst der Skischulhang an der Wispile eigentlich «Zückerli»? Unser Journalist Eugen Dornbierer-Hauswirth hat dazu recherchiert.
EUGEN DORNBIERER-HAUSWIRTH
Im Jahr 1806 entfachte der französische Kaiser Napoleon I. einen Handelsstreit zwischen Frankreich und Grossbritannien. Eine Folge davon war, dass der Preis für den Rohrzucker gewaltig anstieg.
In der Schweiz ersetzte man das unentbehrliche Produkt durch Milchzucker, erfuhr man doch aus Proben, dass aus 200 Liter Molken (geronnene Milch nach Labzugabe beim Käsen) ungefähr 25 Kilogramm Zuckersand zu gewinnen waren. 100 Kilogramm Zuckersand waren damals 70 bis 80 Franken wert und ein Betrieb mit 40 Kühen erbrachte damit einen sommerlichen Reingewinn von 1000 bis 2000 Franken.
Nach der Aufhebung des Handelsstreites schwankte der Preis für 100 Kilogramm Zuckersand zwischen 100 und 35 Franken. Das führte dazu, dass um 1824 im Saanenland die Zuckersiederei einging, ausser an der Wispile. Die Produktion von Milchzucker verschlang jedoch Unmengen an Holz. Um die drohende Vernichtung des Waldbestandes abzuwenden, liess man das «Zückerle» eingehen.
Am 18. Dezember 1933 wurde die Schweizer Skischule Gstaad gegründet. Die Leitung der Schule lag in den Händen des Gründers Hans Hermann und seines Stellvertreters Hans Frautschi. In der Wintersaison 1935 bis 1936 nahm der Wispile-Funi den Betrieb auf und die Skischule Gstaad installierte sich am Fusse der Wispile, in der Rütti in Gstaad. Seither haben Einheimische und Gäste auf dem «Zückerli» das Skifahren erlernt.
Und wenn Frau Holle dem Saanenland wohl gesinnt sein wird, dürften an Weihnachten wiederum zahlreiche Schneesportbegeisterte auf dem «Zückerli» die Kunst des Skifahrens erlernen oder ausüben.
Quellen: «Anzeiger von Saanen» 1908, 1931 und 1933; Emanuel Friedli, «Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums», siebenter Band: Saanen; «Historisches Lexikon der Schweiz».