Weil Helfen verbindet – Freiwillige im Saanenland
02.09.2025 PublireportageRund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung engagieren sich freiwillig – in Vereinen, Organisationen oder ganz spontan im Alltag. Besonders in ländlichen Regionen wie dem Saanenland ist dieser Einsatz tief verwurzelt: Unzählige Menschen helfen, organisieren, ...
Rund zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung engagieren sich freiwillig – in Vereinen, Organisationen oder ganz spontan im Alltag. Besonders in ländlichen Regionen wie dem Saanenland ist dieser Einsatz tief verwurzelt: Unzählige Menschen helfen, organisieren, trainieren oder begleiten andere, oft im Stillen. Ob informell im Freundes- und Nachbarschaftskreis oder institutionell in Vereinen und Organisationen – Freiwilligenarbeit stärkt das soziale Gefüge. Mit einem neuen, von den Gemeinden Saanen, Lauenen und Gsteig getragenen Projekt soll dieses Engagement noch sichtbarer, besser vernetzt und einfacher zugänglich werden. Die Vermittlungsplattform benevol-jobs.ch, regelmässige Austauschformate und gezielte Öffentlichkeitsarbeit sind dabei zentrale Bausteine.
• Im Jahr 2024 engagierten sich in der Schweiz zwei Drittel der Bevölkerung ab 15 Jahren freiwillig.
• Diese wandten im Schnitt rund vier Stunden pro Woche für die freiwillige Tätigkeit auf.
• Interessanter Fakt: In gering besiedelten Gebieten engagiert sich ein höherer Prozentsatz an Personen freiwillig als in dicht besiedelten Gebieten.
Auch im Saanenland gibt es unzählige Personen, die sich freiwillig engagieren! Man unterscheidet zwischen zwei Formen:
1. Informelle Freiwilligenarbeit
wird spontan im Freundes- und Nachbarschaftskreis geleistet.
Beispiele: einer bedürftigen Person beim Einkaufen oder Schneeschaufeln helfen.
Obwohl diese Art von Hilfe im Saanenland (noch) nicht institutionalisiert ist, helfen oft die Kirchgemeinden, der Seniorenrat, die Frauenvereine, die Landfrauen, der Sozialdienst u.a. unbürokratisch und niederschwellig bei der Vermittlung.
2. Institutionelle Freiwilligenarbeit
ist das Engagement innerhalb einer Organisation. Beispiele:
– Mitarbeit in karitativen, sozialen und kirchlichen Organisationen (Frauenverein, Alpenruhe)
– Engagement in Sport, Kultur und in Interessengemeinschaften (Turnvereine, Chörli, Jeunesse Saanenland, Veranstalter der Grossanlässe)
– Einsätze für die Umwelt oder die Menschenrechte (Imkerverein, Amnesty Saanenland, Pro Senectute)
– Engagement in Behörden und politischen Gremien (Ortsparteien)
Informelle Freiwilligenarbeit
Gelebte Nachbarschaftshilfe
Giovanna Schwenter ist Peruanerin und lebt schon seit 30 Jahren im Saanenland. Sie selbst ist sehr gut integriert. «Ich bin damals einfach offen auf die Einheimischen zugegangen, habe andere Eltern von der Schule zum Kaffee eingeladen, habe einen Spinning-Kurs im Sportzentrum besucht oder bin dem Frauenverein beigetreten», sagt sie. Wenn sie in Kontakt mit Ausländer:innen kommt, die neu im Saanenland die neu im Saanenland ankommen und sich hier in der ersten Zeit einsam fühlen oder Fragen zum Funktionieren der Gesellschaft haben, ist sie immer bereit zu helfen und gibt ihre Tipps und Tricks gerne weiter. Sie ermuntert die Neuankömmlinge, so wie sie damals die hiesigen Strukturen zu nutzen, offen zu sein, auf die Einheimischen zuzugehen und einfach Fragen zu stellen. Gerne hilft sie auch bei kleinen Übersetzungen oder erklärt das doch sehr unterschiedliche Schulsystem. Daneben hält sie aber auch den Kontakt mit anderen Südamerikaner:innen aufrecht: «Etwa alle zwei Monate und zu den jeweiligen Geburtstagen gehe ich essen mit einer Gruppe von Leuten aus Kolumbien, Mexiko, Peru und Bolivien.»
Institutionelle Freiwilligenarbeit
Singen für die Älteren
Renate Romang ist 49 Jahre alt, singt seit 1998 im Grubenchörli und spielt auch bei den Theaterstücken des Chörli mit. 13 Jahre lang war sie die Präsidentin des Vereins. «Wir stammen fast alle aus dem Bauernstand und sind einfach aufgewachsen. Man spricht und lacht über dasselbe. Die Zeit im Chor ist eine wichtige Auszeit vom strengen Alltag, die man dankbar aufsaugt», sagt sie. Der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe ist gross: «Diejenigen, die selbst viele Stunden pro Tag arbeiten, wissen am besten, wie es ist, wenn man Hilfe braucht», sagt sie. Man schaut zueinander und hilft einander. Zu jeder Übung bringt jemand einen Zopf oder einen Kuchen zum Kaffee mit. Und nach aussen ist das freiwillige Engagement genauso selbstverständlich: Sei es beim Jubilarssingen, wo die Grubener ab 70 Jahren eingeladen sind, oder beim Karfreitagssingen, wo der Chor abwechselnd in den Altersheimen Pfyffenegg und Pereira singt. «Es ist so schön, wenn die Leute Freude haben, wie ihre Augen strahlen, wenn sie uns sagen, wie gut es ihnen gefallen hat.» All das ist der grösste Dank für das freiwillige Engagement. Für all die Auftritte gibt es einiges zu tun: Die Bühne fürs Theaterspiel muss gebaut werden, die Preise für die Tombola müssen bei der Alpenruhe oder bei der Bergquelle organisiert werden oder der Blumenschmuck für die Tracht liebevoll vorbereitet werden. Eine grosse Hilfe sind auch die Familienmitglieder der Chörlisänger:innen, die zu Hause die Aufgaben ihrer Liebsten übernehmen, oder auch bei den Konzerten mithelfen, sodass Renate Romang und ihre Chörlikolleg:innen ihre Auftritte etwa beim Adventsfenster oder in der Kirche in Ruhe geniessen können.
Die Turner engagieren sich
Die 24-jährige Sarah Kohli ist die Hauptleiterin Jugend im Turnverein Gsteig-Feutersoey. Sie leitet selber zwei Gruppen und teilt andere sieben Gruppenleiter:innen ihren Turngruppen zu. «Ich war gefühlt schon immer im Turnverein», sagt sie. Tatsächlich ist sie seit ihrer Kindheit im TV. Seit sie 20 Jahre alt ist, leitet sie die Jugendriege und seit 2023 ist sie im Vorstand aktiv. Um Gruppenleiterin zu werden, hat sie den sechstägigen J+S-Leiterkurs gemacht, jedes zweite Jahr braucht es einen Auffrischungskurs. «Man zeigt in der Prüfung, dass man planen, leiten und Hilfestellung bei den Geräten leisten kann.» Auch die Nachwuchsturner:innen im Verein nehmen sich ein Vorbild an den älteren Vorturnern: Ab 14 Jahren engagieren sich einige als Hilfsleiter, ab 18 Jahren können sie dann selber den J+S-Kurs machen, um ihren jüngeren Turnerkolleg:innen helfend zur Hand zu gehen. Aktuell verfügt der TV bei den Jugendriegen über ein engagiertes Leitungsteam. Jedoch ist die Suche nach zusätzlichen Leitenden nicht immer einfach.
Auch die 21-jährige Nadine Reichenbach ist sportlich unterwegs. Sie engagiert sich als Oberturnerin beim TV Lauenen. Neben dem Leiten der Jugendund Kindergruppen haben die Vereinsmitglieder noch eine ganz spezielle Aufgabe inne: Sie sind massgeblich am guten Gelingen der 1.-August-Feier in Lauenen beteiligt. «Schon lange vorher haben wir vom Vorstand Sitzungen zur Planung. Und am Tag selbst sind wir theoretisch für Vierstundenschichten eingeteilt, aber in der Praxis sind wir meist den ganzen Tag und die ganze Nacht dort gut beschäftigt», sagt die junge Frau mit einem vielsagenden Lächeln. Das Festzelt muss aufgebaut werden, die Festwirtschaft muss laufen, die Bar ist bis weit in die Nacht offen und sobald die letzten Gäste gegangen sind, gehts auch schon wieder ans Aufräumen.
Institutionelle Freiwilligenarbeit
Wer ist der Träger des Projekts?
Träger des Projekts Freiwilligenarbeit im Saanenland sind die Gemeinden Saanen, Lauenen und Gsteig. Sie unterstützen das Projekt seit Juli 2024 ideell und auch finanziell.
Das Projekt ist als dreijährige Pilotphase bis Ende 2026 angelegt. Danach wird entschieden, wie es weitergeht – eventuell mit einer festen Stelle, um die Arbeit nachhaltig zu sichern.
Unterstützung erhält das Projekt Freiwilligenarbeit etappenweise bei folgenden finanziellen Aufwänden:
– Plattform benevol-jobs.ch
– runde Tische und Workshops
– Kommunikation nach aussen
– Datenerhebung im Saanenland zu den tatsächlichen Zahlen zur Freiwilligenarbeit
– Dankesanlässe zur Wertschätzung der freiwillig Helfenden
HANSPETER REICHENBACH, KATRIN ESPIASSE UND HANS-HEINI WINTERBERGER ÜBER IHR PROJEKT IM SAANENLAND
«Freiwilligenarbeit ist ein zartes
Wie sind Sie auf diese Projektidee gekommen? Freiwilligenarbeit im Saanenland existiert bereits und funktioniert doch auch recht gut?
Katrin Espiasse (KE): Unsere Gesellschaft kann nur dank dem freiwilligen Engagement vieler Einzelner gut funktionieren. Unser Projekt versteht sich somit nicht als Konkurrenz zu bereits bestehenden Strukturen, sondern als Unterstützung. Wir wollen die bestehende Freiwilligenarbeit im Saanenland stärken und Abläufe einfacher gestalten. Freiwilligenarbeit ist ein zartes Pflänzchen, das wir pflegen wollen.
Was sind Ihre Hauptziele im Projekt?
Hans-Heini Winterberger (HHW): Wir haben drei Schwerpunkte: Erstens wollen wir die Vernetzung aller Akteure in der Freiwilligenarbeit fördern. Dafür gibt es den Runden Tisch, an dem Wissen geteilt, Synergien geschaffen und so Doppelspurigkeiten vermieden werden.
Hanspeter Reichenbach (HPR): Ausserdem möchten wir eine vollständige Übersicht aller Freiwilligenangebote schaffen, vor allem über die Plattform benevol-jobs.ch. Sie bringt Anbieter und Interessierte zusammen, und wir unterstützen Institutionen aktiv beim Erstellen von Profilen.
KE: Und drittens wollen wir die Freiwilligenarbeit sichtbarer machen – zum Beispiel über die Gemeinde-Websites, regelmässigen Berichterstattungen und wiederkehrende Dankesaktionen, die den Einsatz der Helfenden würdigen.
Seit wann engagieren Sie sich für die Freiwilligenarbeit im Saanenland?
HPR: Wir haben am 22. April 2024 mit einem Kick-off gestartet, seit Ende Februar letzten Jahres sind wir bereits Mitglied bei benevol Kanton Bern, seit 2024 haben wir auch die Gemeinden mit an Bord. Wir treffen uns als Dreierteam monatlich zu Besprechungen – vieles erledigen wir auch jeder einzeln in unserer Freizeit.
Welche Zielgruppen sprechen Sie an?
HPR: Ausnahmslos alle. Wir möchten Hemmschwellen abbauen: Hilfe zu suchen, sollte kein Tabuthema sein.
HHW: Uns ist auch wichtig, Menschen mit ausländischen Wurzeln einzubeziehen – sie machen immerhin 35 Prozent der Bevölkerung aus.
KE: Und wir wollen Jugendliche motivieren, früh Verantwortung zu übernehmen, etwa als Hilfsleiter:innen in Sportvereinen.
Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft?
HHW: Dass Freiwilligenarbeit im Saanenland nicht nur erhalten bleibt, sondern noch stärker verankert wird – als selbstverständlicher Teil unseres Zusammenlebens. Wenn wir mehr Menschen motivieren und die Arbeit gut koordinieren, haben wir unser Ziel erreicht.
Neugierig geworden? Wo kann ich mich informieren,
– wenn ich selbst einmal als Freiwillige:r tätig sein möchte?
– wenn ich die eigene Organisation aufschalten möchte, um Freiwillige zu finden?
Auf der Vermittlungsplattform www.benevol-jobs.chgibtesspannende Einsätze zu finden, die gefiltert werden können nach Ort (z.B. Gstaad plus 10km Umkreis) oder Einsatzbereich (Besuchen und Begleiten, Kinder und Jugendliche, Kunst und Kultur, Sport und Freizeit). Hiesige Institutionen wie der Frauenverein, Gstaad Saanenland Tourismus oder die Alpenruhe nutzen das Angebot bereits erfolgreich.
Interessierte können sich zudem telefonisch bei den drei Gemeinden melden oder beim Sozialdienst Saanenland: [email protected] oder Tel. 033 748 92 70.
Ich bin vom Projekt begeistert und kann ihm von Gemeindeseite aus unsere Unterstützung und Wertschätzung zusichern. Ich selbst bin sozusagen mit dem Helfersyndrom geboren und denke, dass die Freiwilligenarbeit ein wertvoller Bestandteil für das Funktionieren der Gemeinschaft ist. Ich hoffe, dass mit dem Projekt auch mehr jüngere
Generationen zu freiwilligem Engagement gewonnen werden können.
Petra Schläppi
Gemeindepräsidentin Saanen
Wir sind sieben junge Leute zwischen 20 und 25 Jahren und alle hier im Saanenland aufgewachsen. Mit unserem Engagement möchten wir dafür sorgen, dass es ein vielfältiges Programm für die Jugend hier gibt. Einer unserer Beiträge in den letzten Jahren war das Gummiboot-Open-Air, das schon dreimal stattgefunden hat. Eine coole Sache! Für die Planung solcher An-
lässe finden viele Sitzungen lange vor dem Anlass statt.
Nick Blum
Präsident Jeunesse Saanenland
Ich mag es, freiwillig etwas Gutes zu tun. Es ist sehr bereichernd, wenn so viel Dankbarkeit zurückkommt, wie etwa beim Mittagstisch. Und ganz nebenbei lernt man auch viele neue Leute kennen und schliesst schöne Bekanntschaften.
Andrea Maurer
seit 15 Jahren im Frauenverein engagiert, acht Jahre als Präsidentin