Luxushotel: Einsprachen verzögern den Baubeginn

  06.11.2023 Schönried

Gegen die Projektänderung des mittlerweile dritten Bauprojekts des geplanten Luxushotels an der Waldmattenstrasse in Schönried sind erneut Einsprachen eingegangen. Sie unterscheiden sich inhaltlich kaum von den vorherigen Einsprachen, verzögern aber den Baubeginn.

KEREM S. MAURER
Man kann mit einem märchenhaften «Es war einmal» in diese Geschichte einsteigen. Denn es war einmal so, dass die Gemeinde Saanen händeringend nach Baumöglichkeiten für Hotels gesucht hatte, um die Zahl der Hotelbetten auf ihrem Gemeindegebiet zu erhöhen. Im Zuge dessen wurden laut Angaben der Saaner Bauverwaltung zahlreiche Parzellen in Hotelbauzonen eingezont und verschiedene Parameter wie etwa die Anzahl Betten oder die maximale Gebäudehöhe definiert. Eine dieser Hotelzonen ist die Parzelle Nummer 1637 an der Waldmattenstrasse in Schönried, welche in die Zone D21 (Hotel- und Residenzzone) eingeteilt wurde. Eine Käufergruppe einheimischer Unternehmer hatte dieses Hotelbaugrundstück in den 1990er-Jahren erworben.

Ultima-Gruppe will bauen
Die Ultima-Gruppe – sie betreibt bereits das Luxusetablissement «Ultima Gstaad» und investiert aktuell in den Umbau des ehemaligen Cheserygebäudes in Gstaad – kaufte im Jahr 2019 das Grundstück an der Waldmattenstrasse inklusive Realisierung des Bauprojekts bis und mit Rohbau. «Auf diese Weise stellen wir sicher, dass wir die Bauarbeiten bis zum fertigen Rohbau an einheimische Unternehmer im Saanenland vergeben können», erklärt Gottfried Hauswirth der G. Hauswirth Architekten AG gegenüber dieser Zeitung. Die Ultima-Gruppe beauftragte in der Folge das genannte Architekturbüro, «ein Projekt mit der maximalen Überbauung» zu erstellen. An dieser Stelle enden die märchenhaften Zustände in dieser Geschichte, denn es hagelte 15 Einsprachen gegen das Projekt. «Alle wollten ein Hotel und wenn es eines geben könnte, sind sie empört», sagt Gottfried Hauswirth.

Oft ähnliche Einwände
Aufgrund der erwähnten Situation hat die Bauherrschaft beschlossen, das laufende Verfahren zurückzuziehen und durch ein wesentlich kleineres Projekt zu ersetzen. Bis und mit dem 29. September diesen Jahres lag die Überarbeitung des letzten Projekts auf der Gemeindeverwaltung Saanen auf und trotz wesentlichen Anpassungen wurden wieder Einsprachen eingereicht. «Aber nur noch neun, zuvor waren es jeweils dreizehn oder vierzehn», hält Hauswirth fest. Und dies, obschon laut dem Baugesuch im Vergleich zur vorhergehenden Version eine «komplette Überarbeitung des Bauvorhabens unter anderem aufgrund der Beurteilung durch die kantonale Kommission zur Pflege der Orts- und Landschaftsbilder (OLK)» stattgefunden hat. «Diese Gutachten sind positiv ausgefallen», betont Hauswirth und resümiert, dass sich die Einsprachen inhaltlich kaum von den vorherigen unterscheiden. Es gehe im Wesentlichen wieder um die Dimension des Hotels, es sei zu gross und zu mächtig – obschon das Projekt bereits stark redimensioniert worden sei. Oder um ein Flachmoor, das aber von der Schmutzwasserableitung nicht zwingend tangiert werde, oder um die Erschliessung über die Waldmattenstrasse. welche zu viel Verkehr generiere – obschon das OLK-Gutachten zu einem ganz anderen Schluss gekommen sei. Oder um massive Terraineingriffe, die aber durch eine leichte Drehung des Projekts eliminiert worden seien.

Keine unzulässigen Zweitwohnungen
Und da liegt noch der Vorwurf in der Luft, bei diesem Projekt entstünden unzulässige Zweitwohnungen. Doch dies kann laut Gottfried Hauswirth gar nicht der Fall sein. Er begründet: «Weil die Ultima-Gruppe keine ihrer Liegenschaften oder Wohnungen verkauft, sondern ausschliesslich vermietet.» Andere Einsprechende befürchteten grosse Lärmemissionen durch den Hotelbetrieb, sagt Hauswirth. Dazu müsse aber gesagt werden, dass sich im Gästesegment der Ultima-Gruppe sehr viele junge Familien mit Kindern befänden. «Das sind ruhige Leute, die zurückgezogen ihren Urlaub verbringen wollen, das ist nicht das typische Partyvolk», weiss Hauswirth. Und auf die Frage, ob es denn im Saanenland noch ein Fünfsternehotel brauche, verweist Hauswirth noch einmal auf das anvisierte Gästesegment der Ultima-Gruppe. «Der Ultima-Gruppe geht es nicht um Sterne. Sie bewegt sich im Luxussegment und baut für ihre Kunden, was diese suchen. Etwas anderes steht nicht zur Debatte.» Jedenfalls nehme man wieder jede einzelne Einsprache ernst, gehe auf sie ein und versuche, mit den Einsprechenden einen Konsens zu finden, damit das Hotel irgendwann doch noch gebaut werden könne.


LUXUSHOTEL AN DER WALDMATTENSTRASSE: WAS IST GEPLANT?

Vorgesehen sind 16 Doppelzimmer und zwei Suiten für jeweils vier Personen. Insgesamt können 40 Gäste gleichzeitig im Hotel logieren. Das Residencegebäude bietet zudem Platz für bis zu 16 Personen. Das Hotel bietet neben den Parkplätzen für Personal, Hotel- und Residence-Gästen weitere 23 Parkplätze für 46 externe Besucher. Das Hotel und die Residence werden über die bestehende Waldmattenstrasse erschlossen. Die Baukosten belaufen sich auf 47 Millionen Franken. Mindestens.

KMA


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