Saison ist, wenn offen ist
16.05.2025 KolumneEine fast menschenleere Promenade, nur wenige Restaurants, die Gäste empfangen, geschlossene Ladentüren, die Bergbahnen im Vorwinter- oder Vorsommerschlaf und mit ihnen zwangsläufig auch das Bergrestaurant. Und da wären natürlich auch noch die äusseren Bedingungen. ...
Eine fast menschenleere Promenade, nur wenige Restaurants, die Gäste empfangen, geschlossene Ladentüren, die Bergbahnen im Vorwinter- oder Vorsommerschlaf und mit ihnen zwangsläufig auch das Bergrestaurant. Und da wären natürlich auch noch die äusseren Bedingungen. Ist noch Skitouren- oder schon Wanderwetter? T-Shirt oder Winterjacke? Und vor allem: Ist mein Lieblingshotel offen oder stehe ich in der Zwischensaison vor geschlossenen Türen?
Nun, ganz so trist erlebt der potenzielle Gast das Saanenland auch im April, Mai oder November dann doch nicht. Herbergen und Restaurants, die Gäste von Neujahr bis Silvester herzlich willkommen heissen, lassen sich nämlich durchaus finden. «Wir haben mit grosser Freude immer geöffnet», bestätigt etwa Tim Wetli vom Hotel Arc-en-ciel in Gstaad. Wie auch im The Mansard oder im Landhaus in Saanen spricht man mit dem Gastronomieangebot erfolgreich auch die Einheimischen an. Es sei in der Zwischensaison natürlich schon etwas ruhiger, so Stefan Ludwig vom The Mansard. Wie im neuen Boutiquehotel im Gstaader Dorfzentrum schliesst auch das Hotel Valrose in Rougemont im Frühling und Herbst für jeweils drei Wochen seine Türen. Ermes Elsener, Direktor im Zwölfzimmerhaus, betont, dass die Ausrichtung klar auf der Gastronomie liege und damit insbesondere die einheimischen Chaletgäste anspreche. Für einen Ganzjahresbetrieb – da sind sich alle Gastgeber einig – müssten die touristischen Angebote in der Zwischensaison attraktiver werden. Manfred Weilguni vom Landhaus in Saanen lobt zwar unter anderem die zahlreichen wiederkehrenden Events in der Region, jedoch seien diese sehr hochsaisonlastig. Veranstaltungen wie etwa das Arosa Humorfestival oder Zermatt unplugged seien erfolgreiche Beispiele dafür, wie eine Saison verlängert werden könne.
Einig ist sich die gastgebende Branche auch, dass es spürbar einfacher ist, motivierte Mitarbeitende für einen Ganzjahresbetrieb zu finden. Dies, so Tim Wetli vom Hotel Arc-enciel, erleichtere auch deren Integration ins Saanenland und entschärfe die Unterkunftsproblematik. Dem stimmt auch Stefan Ludwig vom The Mansard zu: «Von Ganzjahresmitarbeitenden profitieren auch unsere Gäste, da sie sich auf ein Wiedersehen mit schon bekannten Gesichtern freuen können.»
«Klar, aus wirtschaftlicher Sicht würden wir unser Haus am liebsten zehn Monate oder mehr im Jahr geöffnet haben», so Andrea Scherz vom legendären Palace Hotel in Gstaad. Schon sein Grossvater, sein Vater und er selbst hätten sich immer wieder um eine Saisonverlängerung bemüht. Funktioniert habe dies – unter anderem auch wegen einem hohen Personalbestand – leider nicht. «Als Familienbetrieb müssen wir mit grosser Sorgfalt für uns tragbare wirtschaftliche Entscheidungen treffen», so Scherz. Selbst, wenn alles länger offen wäre, sieht der Palace-Direktor ein Fragezeichen hinter der wirtschaftlichen Rentabilität. Es müsste Events, Kongresse oder grössere Anlässe geben, die direkt an die Saison anschliessen. Oder in kurzen Worten zusammengefasst, denen sicher kein Gastgeber widersprechen würde: «Niemand will freiwillig Geld verlieren!»
HOTELIERVEREIN GSTAAD-SAANENLAND
«Gastgeberblick» ist eine Kolumne des Hoteliervereins Gstaad-Saanenland. Sie erscheint regelmässig und informiert über das, was die Hoteliers und Gastgeberinnen in der Ferienregion Gstaad bewegt.