Nächster Meilenstein ist die Überbauungsordnung

  20.04.2022 Schönried

Die Dorforganisation Schönried hatte für das fünfte Schönrieder Dorfgespräch eine geballte Ladung an Informationen vorbereitet. Ein wichtiges Thema war die Erschliessung des Rellerli mit einer neuen Gondelbahn.

ANITA MOSER
Mit der Terminwahl am Gründonnerstagabend bewies die Dorforganisation Schönried ein gutes Händchen. Dorforganisationspräsident Rolf Schwenter konnte im Hotel Ermitage um die 90 Personen – darunter viele Zweitwohnungsbesitzer, Chalet- und Hotelgäste – begrüssen.
Matthias In-Albon, Geschäftsführer der Bergbahnen Destination Gstaad AG, informierte über die Pläne am Horneggli samt Parkhaus bei der Talstation (wir haben berichtet).

Ein weiteres Thema war der Bau einer neuen Gondelbahn aufs Rellerli. Eine rund 20-köpfige Strategiegruppe – sie wurde aus dem Verein «Freunde des Rellerli», welcher rund 1000 Mitglieder und Sympathisanten zählt, gegründet – sucht nach Lösungen, den Aussichtsberg wieder mit einer Bahn zu erschliessen.

Direkte Linienführung
«Unser Ziel ist eine ganzjährig betriebene Bahn», erklärte Mike von Grünigen, Mitglied der Strategiegruppe. Die Firma Garaventa habe verschiedene Varianten geprüft. Als beste Lösung habe sich eine 10er-Gondelbahn mit einer Förderkapazität von 600 Personen/h herauskristallisiert. Die wichtigsten Merkmale: hochmodern, rollstuhlgängig, Sportgerätetransport aussen und innen, geräuscharm und einfach, sprich mit möglichst wenig Personal, zu bedienen. Ergänzend zur Bahn ist ein angemessener Restaurationsbetrieb geplant. «Nichts Extravagantes», sagte von Grünigen.

Die Bahn soll in direkter Linie von der Talstation zur Bergstation führen – ohne die legendäre Kurve.

Keine Konkurrenz, sondern Ergänzung
Damit das Projekt umgesetzt werden kann, ist eine breite Unterstützung notwendig, nicht nur von der Bevölkerung. Die Gemeinde Saanen und die Bergbahnen Destination Gstaad AG haben sich zu Beginn schwergetan mit den Plänen der Freunde des Rellerli. Die Meinungen haben sich mittlerweile geändert. «Die Gemeinde Saanen steht hinter dem Projekt und unterstützt das Bewilligungsverfahren», erklärte von Grünigen. Ebenfalls hätten mit den Verantwortlichen der Bergbahnen Destination Gstaad AG positive Gespräche stattgefunden. Man müsse das Ganze im Blick haben, betonte von Grünigen. Das Projekt stehe nicht in Konkurrenz zur BDG, sondern soll das Gesamtangebot der Destination Gstaad bereichern und ergänzen.

Das Gebiet sei wichtig für die Destination, bestätigte Tourismusdirektor Flurin Riedi. GST sei schon früh in den Prozess involviert worden. Es gehe Gstaad Saanenland Tourismus um eine nachhaltige Entwicklung des Gebietes Rellerli-Sparenmoos-Jaun, um einen naturnahen Tourismus – unter Einbezug der Land- und Alpwirtschaft und aktiver Naturerlebnisse – während des ganzen Jahres: Wandern und Biken im Sommer, Winterwandern, Schneeschuhlaufen und Skitouren im Winter. «Es geht um einen sanften Tourismus, man hat dort schöne Landschaften, auch Moorgebiete», betonte Riedi.

Die betroffenen Landeigentümerinnen und Landeigentümer habe man kontaktiert und das Echo sei durchaus positiv, informierte von Grünigen weiter. Auch Begehungen mit diversen Bundes- und kantonalen Ämtern haben bereits stattgefunden. «Auch hier sind die Reaktionen durchwegs positiv.»

Eine Win-win-Situation für beide Parteien
Für das Projekt enorm wichtig sei die Partnerschaft mit der Mountain View AG – der Besitzerin der Parzellen der Tal- und Bergstation, erklärte von Grünigen weiter. Man sei gegenseitig aufeinander angewiesen, ein Alleingang sei für beide Parteien ausgeschlossen. «Die neue Bahn kann nur gebaut werden, wenn dafür die Grundstücke für die Tal- und Bergstation zur Verfügung stehen.» Und umgekehrt dürfe ein neues Berghaus nur gebaut werden, wenn es mit einer Bahn erschlossen werde. Mittlerweile hätten gute Gespräche mit den Vertretern der Mountain View AG stattgefunden. «Es ist eine Win-win-Situation», so Mike von Grünigen.

Überbauungsordnung und Mittelbeschaffung
Bis eine Gondelbahn auf das Rellerli spruchreif ist, gibt es aber noch etliche Hürden zu überwinden. Ein grosser Meilenstein ist die Überbauungsordnung mit der neuen Linienführung. Die ÜO sei Voraussetzung für die Plangenehmigungsverfügung (Baubewilligung) vom Bundesamt für Verkehr, informierte von Grünigen. Die ÜO kommt voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2023 vor die Gemeindeversammlung.

Die Finanzierung der neuen Bahn ist eine weitere Herausforderung. Die Verantwortlichen rechnen mit einem Mittelbedarf von rund 15 Millionen Franken. Um das Projekt weiterzuverfolgen, braucht es einen Finanzierungsnachweis. «Wir sind auf Spenden angewiesen», sagte von Grünigen.

Die nächsten Schritte sind die Mittelbeschaffung sowie die Gründung einer Stiftung als geeignete Rechtsform für die spätere Betriebsgesellschaft der Bahn.

Umbau Bahnhof Schönried 2026/27
Die öffentlichen Verkehrsmittel sollten bis Ende 2023 barrierefrei sein. Folglich muss auch der Bahnhof Schönried umgebaut werden. Anfang November fand ein Treffen zwischen den MOB-Verantwortlichen, der Gemeinde Saanen, dem GST und Vertretern der Dorforganisationen Schönried und Saanen statt. Konkrete Pläne liegen noch nicht vor, aber Visionen und Ideen, wie etwa eine Fussgängerführung von der Hubelstrasse zur Talstation Horneggli via Unterführung beim Bahnhof. «Das wäre auch eine grosse Chance für Gäste, die mit dem Zug anreisen und zur Talstation oder dem Gebiet Horneggli wollen», erklärte Schwenter. Die Idee sei von der MOB gut aufgenommen worden. «Diese Chance müssen wir nutzen», so Schwenter. Barrierefrei bis Ende 2023 sei natürlich unrealistisch, die MOB gehe davon aus, dass die baulichen Massnahmen 2026/27 realisiert würden. «Das könnte auch den Vorteil haben, dass sie zusammen mit den anderen Massnahmen rund um Schönried koordiniert werden können», meinte Schwenter schmunzelnd.

Umzug Tourismusbüro Ende Jahr
Grundsätzlich sei der Standort des Tourismusbüros beim Bahnhof gut, sagte Schwenter. Bedauerlich sei aber, dass das Personal, welches das Tourismusbüro und die Postagentur betreue, keine Zugbillette verkaufen dürfe. Deshalb kam Gstaad Saanenland Tourismus die Anfrage der Saanen Bank, das Tourismusbüro in ihr Gebäude an der Hauptstrasse zu zügeln, sehr gelegen. Das Raumangebot sei perfekt, so Schwenter. «GST hat schon in Lauenen und Gsteig eine gute Kooperation mit der Saanen Bank», erklärte er. Allerdings wird es – im Gegensatz zu Lauenen und Gsteig – in Schönried zwei Schalter geben: einen Bankschalter und den Tourismusbüroschalter mit Postagentur. Der Standortwechsel wird nach dem Umbau des Gebäudes im Dezember 2022 erfolgen.

Verkehrsplanung Ortsdurchfahrt Schönried: Bäuertversammlung geplant
Bis jetzt hätten neun Begleitgruppensitzungen zur Verkehrsplanung Schönried stattgefunden, orientierte der Vorsitzende. In der Begleitgruppe sind neben dem Kanton und der Gemeinde Saanen auch der Gewerbeverein und der Hotelierverein (mit je einer Vertretung aus Schönried), die Schule, die Dorforganisation, das ASTAG und Les Routiers Suisse vertreten. «Nicht alle haben die gleichen Interessen», so Schwenter. Die Dorforganisation hat einige Inputs eingegeben. Zum Erreichen wichtiger Ziele – genügend Parkplätze in der Nähe von Geschäften und Hotels/ Restaurants, sichere Fussgängerführung entlang der Hauptstrasse, Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Dorf und zukunftsweisende (über zwei Generationen) Massnahmen, müsse die Stützmauer gegenüber dem Hotel Kernen zwingend zurückversetzt werden, so die Forderung. Der Gemeinderat stehe einer Rückversetzung der Stützmauer und Tempo 30 skeptisch gegenüber, so Schwenter. Um die Meinung der Bevölkerung zu erfahren, werde der Gemeinderat in absehbarer Zeit zu einer Bäuertversammlung einladen.

Spielplatz wird umgebaut
Der Schönrieder Spielplatz ist nicht mehr zeitgemäss und soll saniert respektive neu gebaut werden. Der Spielplatz liegt am rollstuhlgängigen Promenadenweg und bildet den Abschluss des Saaniweges. Der neue Spielplatz soll für Kinder jeden Alters attraktiv sein, es wird mehr Sitzplätze geben und er soll vor allem auch rollstuhlgängig sein. «Die Gemeinde und der Kanton haben grünes Licht gegeben», informierte Christine Schopfer. Realisiert wird der neue Spielplatz von Kukuk Schweiz, dem gleichen Anbieter wie beim Spielplatz auf der Wispile. «Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt», so Schopfer. Finanziert wird der Spielplatz von GST und der Dorforganisation Schönried. «Und eventuell von der Gemeinde und durch Spenden…?», meinte Christine Schopfer abschliessend mit einem Blick in den Saal.


KRITIKPUNKTE UND ANREGUNGEN

Grosse Diskussionen gab es im Anschluss an die Präsentation nicht. Aber ein paar kritische Bemerkungen seitens der Anwesenden.

«Was macht man, damit Hotels wieder als Hotels betrieben werden und nicht mehr als Personalhäuser?», fragte Heiner Lutz. Gemeint sind das Alpin Nova und die Kaffeemühle. Warme Betten generierten Wertschöpfung, betonte der ehemalige Hotelier im Ermitage. Das sei ein zentrales Thema, sagte Rolf Schwenter und unterstützte die Kritik. «Wir wollen warme Betten, wir wollen Gäste in Schönried, im Saanenland.» Es könne nicht sein, dass definierte Zonen missbraucht würden. «Wir werden es an die Gemeinde weiterleiten», versprach Schwenter. Das Problem sei der Gemeinde bekannt, auch die Behörde sei nicht zufrieden mit der Situation, sagte der anwesende Gemeinderat Hans Peter Schwenter.

Lob gab es von einer begeisterten Langläuferin für die Loipen. Kritik dafür, dass verglichen mit den Jahren zuvor der Cross nur selten aufgebaut war. «Wir haben es erkannt», sagte Tourismusdirektor Flurin Riedi und versprach Besserung für den kommenden Winter.

30er-Zone und Radarfalle
Das Tempolimit (in der Tempo-30-Zone) an der Waldmattenstrasse werde nur selten eingehalten, monierte eine Anwesende. Das Tempolimit sollte besser und sichtbarer signalisiert werden. Und ein langjähriger Feriengast, der in der Halten wohnt, wünscht sich von der Polizei – angesichts der zum Teil schweren Verkehrsunfälle in den vergangenen Wochen – mehr Radarkontrollen auf der Hauptstrasse zwischen Schönried und Saanen. Es werde oft viel zu schnell gefahren, so der Feriengast.

Wanderweg Schönried–Unterbort
«Status quo», lautete die Antwort von Flurin Riedi und Rolf Schwenter zur Frage eines Anwesenden, wie weit man mit dem durchgehenden Wanderweg Schönried–Solsana–Unterbort sei. «Es wäre eine fantastische Möglichkeit, das Unterbort mit Schönried zu verbinden», so Riedi. Leider sei man bisher nicht weitergekommen. «Es wäre einer der schönsten Wanderwege, leicht erhöht, für alle begehbar – von der Alten Strasse via Lädeli Richtung Solsana, Unterbort, Sulz und Richtung Rougemont», schwärmte Schwenter.

ANITA MOSER


EHRUNGEN FÜR HERAUSRAGENDE LEISTUNGEN IN SPORT, KULTUR, BERUF

Nach zwei Jahren Unterbruch konnte die Dorforganisation wieder verschiedene junge und jung gebliebene Schönrieder/innen und «Schönriednahe» Persönlichkeiten für herausragende Leistungen ehren. «Mit den Ehrungen wollen wir den jungen Menschen zeigen, dass wir ihre Leistung anerkennen und wir als Dorforganisation stolz sind, weil sie den Namen Schönried, respektive Saanenland nach aussen tragen», betonte Cornelia Frautschi, Mitglied des Vorstandes der Dorforganisation. Die Leistungen dieser jungen Menschen hätten eine Vorbildfunktion für noch jüngere. Weil es den zeitlichen Rahmen sprengen würde, wurden am Donnerstagabend vor allem jene Podestplätze erwähnt, welche die Geehrten auf nationaler Ebene erreicht haben. Obwohl aber oft genau jene Resultate, die keine Podestplätze gewesen seien, oder Unfälle, die eine Zwangspause nach sich gezogen hätten, zu guten Leistungen führen, sagte Cornelia Frautschi. «Die Gewinner sind die Mutigen, die sich den Widrigkeiten des Lebens stellen und unbeirrt ihren Weg gehen.»

Neun Geehrte
Für ihre Leistungen in den vergangenen zwei Jahren geehrt wurden: Sascha Gyger, Tuba. Curling: Pascal Matti mit dem Team Thun-Gstaad, seine Schwester Eveline Matti mit dem Team Biel-St. Gallen und Noemi von Grünigen mit dem Team Lyss-Gstaad (Nikita Brand spielt ebenfalls in diesem Team, aber sie ist keine Schönriederin, sondern kommt aus der Lauenen); «Compound Bogenschiessen»: René Martin. Ski alpin: Sue Piller, Chiara Lanz, Luc Herrmann und Noel von Grünigen.

ANITA MOSER

 


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