Mit Geschichten über den Atlantik
18.11.2025 TourismusIn Gstaad lebt der Tourismus von Geschichten. Vom Klang der Kuhglocken beim Alpabzug, vom gemeinsamen Pilzesammeln im Herbst oder von Begegnungen auf der Loipe. Doch wie sorgt man dafür, dass solche Geschichten auch in New York, Austin oder San Francisco gehört werden?
Im Rahmen ...
In Gstaad lebt der Tourismus von Geschichten. Vom Klang der Kuhglocken beim Alpabzug, vom gemeinsamen Pilzesammeln im Herbst oder von Begegnungen auf der Loipe. Doch wie sorgt man dafür, dass solche Geschichten auch in New York, Austin oder San Francisco gehört werden?
Im Rahmen einer Medienreise von Schweiz Tourismus war ich gemeinsam mit Zürich Tourismus in Nordamerika unterwegs. Ziel war es, unsere Destinationen nicht nur zu präsentieren, sondern aktiv für sie zu werben. Denn in der heutigen Medienwelt passiert nichts von selbst: Gute Geschichten müssen erzählt werden. Und noch besser: Sie müssen «pitchbar» sein – also so spannend, konkret und visuell, dass eine Redaktion sagt: «Das möchten wir bringen!»
Anlässe wie die «Travel Classics» – eine der wichtigsten Konferenzen für Reisejournalist:innen – bieten dafür eine wertvolle Bühne. Dieses Jahr fand das Treffen in Québec statt, nächstes Jahr wird das Tessin Gastgeber sein.
Eine grosse Chance für die Schweiz, ihre Vielfalt zu zeigen. Und auch für uns, als Ferienregion sichtbar zu sein.
In Toronto, Austin und San Francisco trafen wir auf Medienvertreter:innen, Influencer:innen und wachsende Netzwerke grosser Content Creators. Besonders in Austin war der Fokus deutlich digital: Plattformen wie YouTube und TikTok gewinnen in Amerika stark an Bedeutung. Gefragt sind authentische Kurzvideos, emotionale Geschichten und Inhalte, die direkt berühren. Es geht längst nicht mehr nur um gedruckte Reisereportagen, sondern um Storytelling in Echtzeit – direkt aus der Perspektive der Reisenden.
Der US-Medienmarkt befindet sich im Wandel. Festangestellte Reisejournalist:innen werden rar, Freelancer dominieren. Gleichzeitig spricht man von einer zunehmenden «Media Fatigue», einer Müdigkeit gegenüber der Informationsflut. Genau deshalb braucht es echte, relevante Geschichten. «Gstaad is beautiful» alleine reicht längst nicht mehr.
Die USA sind heute der wertvollste Auslandsmarkt für die Schweizer Hotellerie – nicht in der Anzahl Logiernächte, aber in der Wertschöpfung. Von 2019 bis 2024 haben die US-Logiernächte in der Schweiz um 41 Prozent zugenommen, insbesondere im 4- und 5-Stern-Segment. Das Interesse ist bis anhin ungebrochen, selbst in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage. Skiferien in den USA sind für viele kaum mehr erschwinglich. Da erscheint die Schweiz – selbst mit Flug
– als attraktive Alternative.
Laut UBS Global Wealth Report entstehen in den USA täglich über 1000 neue Dollar-Millionäre. Diese investieren zunehmend weniger in Besitz, sondern in Erlebnisse. Reisen, Erinnerungen, Begegnungen: Das ist der neue Luxus. Authentizität, Exklusivität und Gastfreundschaft sind gefragt – und genau hier liegt Gstaads grosse Chance.
Gleichzeitig positionieren wir uns bewusst anders als überlaufene Einstiegsdestinationen wie Luzern oder Interlaken. Diese bleiben für Erstbesucher:innen wichtig, doch viele US-Gäste suchen gezielt nach Ursprünglichkeit und Ruhe. Genau das können wir bieten – und tun es mit Qualität.
Unser Engagement im US-Markt ist daher langfristig angelegt. Neben der jährlichen Sales-Reise und der Teilnahme an der grössten Incoming-Messe «Switzerland Travel Market» – inklusive der Winter-Edition in Interlaken – setzen wir auf punktuelle Medienkooperationen und gezielte Marketingaktivitäten. Gemeinsam mit den Massnahmen von Partnern wie den Fünfsternehotels, Glacier 3000 oder der MOB entsteht ein vielfältiger Strauss an Massnahmen.
Schweiz Tourismus rechnet mit einem Zuwachs von fünf Prozent bis Jahresende. Auch wenn diese Zahl zuletzt unter anderem wegen des schwächelnden Dollarkurses und des dadurch vorsichtigeren Buchungsverhaltens der US-Gäste etwas nach unten korrigiert wurde: Langfristig bleibt der US-Markt einer der dynamischsten Wachstumsmärkte für die Schweiz – und auch für Gstaad. Entscheidend ist, dass wir die richtigen Geschichten erzählen und gleichzeitig unsere Qualität hochhalten.
Solche Reisen zeigen ihre Wirkung nicht über Nacht. Doch sie pflanzen den Samen für übermorgen. Und sie zeigen: Gstaad ist bereit, seine Geschichten in die Welt zu tragen.
ARIANE LUDWIG
LEITUNG MARKETING & SALES [email protected]

