Lehrpersonen gesucht!
02.02.2023 SchulePensionierungen, Austritte aus dem Schuldienst, Stellenwechsel, Urlaube – zahlreiche Gründe verursachen in der Volksschule Saanen immer wieder Vakanzen. Zunehmend lassen sich aber keine Nachfolger:innen oder Stellvertreter:innen mehr finden. Die Bildungskommission und die ...
Pensionierungen, Austritte aus dem Schuldienst, Stellenwechsel, Urlaube – zahlreiche Gründe verursachen in der Volksschule Saanen immer wieder Vakanzen. Zunehmend lassen sich aber keine Nachfolger:innen oder Stellvertreter:innen mehr finden. Die Bildungskommission und die Schulleitungen stehen vor sehr schwierigen Zeiten.
Sommer 2022
«Diese Schulen haben ihre Lehrpersonen gefunden», so stand es am 11. August 2022 im «Anzeiger von Saanen». Glücklicherweise konnte der Schulbetrieb nach den Sommerferien ordentlich beginnen. Dank der Anstellung von neuen Lehrpersonen und Quereinsteigenden, dank der Übernahme zusätzlicher Lektionen durch die bereits amtierenden Lehrpersonen und dank dem Einspringen bereits pensionierter Lehrkräfte konnten die Schulleitenden ihre Unterrichtspensen noch einmal abdecken. Einzig im Bereich Spezialunterricht, insbesondere Logopädie, erhält nicht jedes Kind mit Bedarf den nötigen Unterricht.
Februar 2023
Leider verliess eine Klassenlehrkraft im Oberstufenzentrum Ebnit per 31. Januar 2023 ihre Stelle bereits wieder. Trotz aller Anstrengungen seit November 2022 gelang es nicht, eine Lehrperson zu finden. Glücklicherweise meldete sich am 23. Januar jemand, der einen Berufswechsel anstrebt und die verwaiste Klasse übernehmen will: Herr Yazdani ist in Deutschland aufgewachsen und hat dort seine Ausbildungen absolviert. Seit vier Jahren lebt und arbeitet er in der Region Gstaad im Autogewerbe. Die BiKo hat der Anstellung trotz fehlendem Lehrdiplom zugestimmt sowie Massnahmen zur geeigneten Begleitung bewilligt. Hingegen kann der Unterrichtsbeginn erst am 6. Februar stattfinden, weshalb die betroffene Schulklasse 8c am 2. und 3. Februar schulfrei hat. Der Gemeinderat Saanen nimmt mit Erleichterung von der Stellenbesetzung Kenntnis und hofft, dass sie dauerhaft gelingt. Dazu müssen alle Beteiligten – insbesondere das Kollegium, aber auch die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern – ihren positiven Beitrag leisten.
Sommer 2023
Die BiKo und die Schulen machen sich jedoch grösste Sorgen, dass in den nächsten Jahren vermehrt nicht alle Pensen abgedeckt werden können. Der Lehrpersonenmangel generiert bereits seit mehreren Jahren (siehe «Anzeiger von Saanen» vom 26. Juni 2020) grossen administrativen und organisatorischen Zusatzaufwand und das Schulwesen steht erst am Anfang einer noch prekäreren Entwicklung: In den Saaner Schulen treten per 31. Juli 2023 drei Lehrpersonen und eine Schulleiterin aus. In den fünf Folgejahren stehen weitere dreizehn Pensionierungen an, darunter eine Schulleiter/in. Stand heute (Kündigungsfrist ist der 30. April 2023) fehlen zum ordentlichen Schulbeginn im kommenden August ca. 150 Lektionen, d.h. ca. 5,3 Vollzeitstellen. Zudem fehlt es im Moment an ausgebildeten Logopädinnen und Logopäden (rund 25 Lektionen).
Aktuell sind per 1. August 2023 im offiziellen online-Stellenmarkt für Lehrerinnen und Lehrer KSML des Kantons Bern über 300 offene Stellen aufgeführt, viele davon im Raum Bern, Thun, Interlaken usw., d.h. auch in Zentrumsnähe herrscht Lehrpersonenmangel. Die meisten Studierenden mit Teilzeiteinsatz in Schulklassen wählen solche in Zentrumsnähe; somit stehen sie den Randregionen weder für Teilpensen noch Stellvertretungen zur Verfügung. Dies erschwert zusätzlich die ohnehin nicht einfache Stellenbesetzung in den Randregionen. Die Wegstrecken erschweren das gleichzeitige Studieren z.B. an der PH Bern, was gerade für Quereinsteigende eine zusätzliche Hürde bedeutet. Gleich wie für die bereits berufstätigen Studierenden wären dezentrale Möglichkeiten für Coaching und Ausbildung gefragt.
Was tun?
Die Gemeinden sind auf die Hilfe des Kantons angewiesen. Die pädagogische Hochschule PH Bern hat bereits den Teilzeiteinsatz für Studierende durch reduzierte Präsenzpflicht und Aufzeichnungen oder online-Übertragungen von Vorlesungen erleichtert. Für Quereinsteiger:innen sind weitere Angebote offen: Einzelcoaching und online-Kurse oder ein Mentoring (eine Lektion pro Woche). Zudem ist für die Sommerferien ein «Crashkurs» geplant. Die Angebote stehen Betroffenen ab der Zusage einer Schule als Lehr-personen unentgeltlich zur Verfügung. All dies sind Notlösungen, die kaum ausreichen werden. Die kantonale Politik ist gefordert. Aber auch hier vor Ort können Wertschätzung, Respekt und Loyalität den Unterrichtenden gegenüber dazu führen, dass Bisherige bleiben und Neue kommen. Denn: Motivierte Lehrpersonen sind eine unentbehrliche Stütze unserer Schulen. Es gilt, ihnen ein Umfeld zu gestalten, in dem sie sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können: das Unterrichten unserer Kinder.
ROLF MARTI