Lauenen: Schulentwicklung und Zivilschutzfusion im Fokus der Gemeindeversammlung
26.05.2025 LauenenDie jüngste Gemeindeversammlung in Lauenen prägten zwei Hauptthemen: Die Fusion der Zivilschutzorganisationen wurde vorangetrieben, und die Zukunft der Schule Lauenen stand im Fokus. Der Weggang von drei Lehrpersonen löste Sorgen aus. Doch trotz teils emotionaler ...
Die jüngste Gemeindeversammlung in Lauenen prägten zwei Hauptthemen: Die Fusion der Zivilschutzorganisationen wurde vorangetrieben, und die Zukunft der Schule Lauenen stand im Fokus. Der Weggang von drei Lehrpersonen löste Sorgen aus. Doch trotz teils emotionaler Wortmeldungen versicherten Gemeindepräsidentin und Schulkommission, die Anliegen ernst zu nehmen und an Lösungen zu arbeiten. Sonja Wolf
Die Gemeindeversammlung in Lauenen war bereits am Ende angekommen, alle drei traktandierten Geschäfte waren zügig abgehandelt und einstimmig durchgewinkt worden. Der letzte Punkt «Verschiedenes» wurde jedoch zum Ventil für Sorgen und Emotionen: Mehrere Bürgerinnen und Bürger meldeten sich mit dem gleichen Anliegen zu Wort: die Zukunft der Schule Lauenen. Hintergrund ist der Weggang von drei Lehrpersonen innerhalb eines halben Jahres – ein Umstand, der in der Gemeinde für Unruhe sorgt.
Kündigung mit schwerem Herzen
«Ich habe mich gefreut, nach einer beruflichen Pause in Lauenen zu unterrichten. Es war mir ein Herzensanliegen, die Kinder fit für die Zukunft zu machen», erklärte Patricia Nyffeler, eine der betroffenen Lehrerinnen und Mutter. Trotz intensiver Teamentwicklung und Gesprächen sei der Wille zur Veränderung nur begrenzt vorhanden gewesen. Nyffeler sprach sich für eine zeitangepasste Kompetenzregelung wie in anderen Gemeinden aus: Sie forderte, dass die Personalverantwortung wie in der Gemeinde Saanen primär bei der Schulleitung liege. Auch Blockzeiten sowie eine stärkere fachliche Vertretung in der Schulkommission wünschte sie sich. Sie bedauerte ihren Weggang sehr und schloss ihre Stellungnahme mit den Worten: «Ich hoffe sehr, dass sich die Schule in diese Richtung weiterentwickeln kann.»
Auch die Lehrerin Rebekka Reichenbach, die ebenfalls gekündigt hatte, sprach über ihre Beweggründe: «Ich fühlte mich in meiner Arbeit nicht unterstützt, die Kommunikation war sehr schwierig.» Sie berichtete, dass es immer noch viele unbesetzte Lektionen gebe. «Der Schulleiter kam auf uns zu, ob wir zurückkehren würden. Eine konnte sich das vorstellen. Doch diese Bereitschaft ist nicht mehr erwünscht.»
Emotionale Wortmeldungen aus der Bevölkerung
Von den Eltern der Kinder kamen teils sehr emotionale Worte. Eine Mutter forderte, dass der Gemeinderat die drei Lehrpersonen, die gekündigt haben, zu einem runden Tisch einlädt, um den Ursachen auf den Grund zu gehen: «Es kann nicht sein, dass man aufwendig neue Lehrkräfte von weit her sucht, während hier in der Gemeinde gut ausgebildete Leute vorhanden wären.»
Gemeinderat sichert Massnahmen zu – bittet aber um Geduld
Gemeindepräsidentin Ruth Oehrli versicherte, dass der Schulleiter bereits zur nächsten Gemeinderatssitzung eingeladen sei. Es sei jedoch nicht immer möglich, so kurzfristig auf Entwicklungen zu reagieren. Sie betonte, dass der Gemeinderat die Situation sehr ernst nehme und alle Anregungen aufnehmen werde. Auch der Vorsitzende der Schulkommission, Kurt von Siebenthal, sprach von «komplexen Zusammenhängen», teilte aber mit, dass man an einer Lösungsfindung dran sei.
Zum Schluss schlug Ruth Oehrli trotz der aufgewühlten Stimmung einen versöhnlichen Ton an: «Ich bin froh, dass ihr euch gemeldet habt. Und alle, die gesagt haben, sie möchten mithelfen – die nehmen wir beim Wort.»
Zivilschutz: aus Konkubinat wird Heirat
Unter den traktandierten Geschäften stand die neue Zivilschutzorganisation (ZSO) BEO WEST im Zentrum, die per 1. Januar 2026 aus dem Zusammenschluss der ZSO Saanen plus und der ZSO Niesen hervorgehen wird. Diese Fusion bringe mehr Flexibilität bei der Einsatzplanung und eine effizientere Nutzung von Material, Fahrzeugen und Administration – ohne dabei die lokale Verankerung aufzugeben. «Das heisst nicht, dass künftig alles von Frutigen aus passiert», erklärte Gemeinderat Andreas Reichenbach an der Gemeindeversammlung. Die Bestände blieben dezentral stationiert. Bereits seit dem 1. Januar 2023 arbeiten die beiden Organisationen zusammen – eine Art «Konkubinat», wie Reichenbach mit einem Augenzwinkern meinte. Die Zusammenarbeit habe sich bereits bewährt, die Fusion sei angesichts sinkender Zivilschutzbestände nicht nur sinnvoll, sondern notwendig. «Die Heirat ist auf Anfang 2026 geplant», so Reichenbach.
Rechtliche Grundlage für den Zusammenschluss
Damit die Sitzgemeinde Frutigen künftig offiziell die Zivilschutzaufgabe übernehmen kann, braucht es ein neues Reglement. Dieses tritt bereits am 1. Juli 2025 in Kraft, damit die vertraglichen und organisatorischen Vorbereitungen fristgerecht abgeschlossen werden können. Die Zustimmung der Stimmberechtigten an der GV war nötig, da laut Gemeindegesetz die Übertragung solcher Aufgaben einen formellen Beschluss verlangt.
Auch in der neuen Organisation bleibt die Mitbestimmung gesichert: Jede Gemeinde wird in der Zivilschutzkommission vertreten sein. Der Zivilschutz bleibt damit bei Ereignissen wie Erdrutschen, Wiederholungskursen oder Grossanlässen wie dem Weltcup Adelboden weiterhin für die Region einsatzbereit.
Die Kosten für Lauenen bleiben mit jährlich etwas über 10’000 Franken stabil. Weil sich diese wiederkehrenden Ausgaben über fünf Jahre hinweg auf über 50’000 Franken summieren, war zusätzlich ein Ausgabenbeschluss durch die Gemeindeversammlung nötig.
Beide Anträge – Genehmigung des Reglements Aufgabenübertragung Zivilschutz und Genehmigung der Ausgabenkompetenz an den Gemeinderat – wurden einstimmig angenommen.
Jahresrechnung 2024
Die Jahresrechnung 2024 der Gemeinde Lauenen schloss mit einem Überschuss von rund 1,13 Millionen Franken ab – budgetiert war ein Verlust von rund 184'000 Franken, was eine Besserstellung von rund 1,32 Millionen Franken bedeutet. Hauptgründe für das positive Ergebnis waren deutlich höhere Steuereinnahmen, Einsparungen bei gewissen Sach- und Transferausgaben sowie Verzögerungen bei Investitionen. Zusätzlich fielen einige geplante Ausgaben erst im Folgejahr an. Der Gemeinderat schlug vor, den Überschuss teilweise für Reserven und den Werterhalt von Liegenschaften zu verwenden. Die Jahresrechnung 2024 wurde einstimmig angenommen.
Über die Abrechnung der Verpflichtungskredite musste nicht abgestimmt werden. Sie wurde der Versammlung lediglich zur Kenntnisnahme präsentiert. swo