Jahresrückblick 2024 – Politik: Gesundheit, Bauprojekte und Wahlen
17.01.2025 SerieTEIL4/4 Das politische Jahr 2024 im Saanenland war geprägt von bedeutenden Personalwechseln, spannenden Wahlen und richtungsweisenden Entscheidungen. Von der Gesundheitsdebatte rund um die Eröffnung der Gemeinschaftspraxis SarinaMed bis hin zu historischen Wahlergebnissen ...
TEIL4/4 Das politische Jahr 2024 im Saanenland war geprägt von bedeutenden Personalwechseln, spannenden Wahlen und richtungsweisenden Entscheidungen. Von der Gesundheitsdebatte rund um die Eröffnung der Gemeinschaftspraxis SarinaMed bis hin zu historischen Wahlergebnissen – das Jahr markierte in mehreren Belangen einen Wendepunkt für die Region. Dies ist der vierte und letzte Teil unseres Jahresrückblicks.
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Politisch heiss diskutiert: die Gesundheitsversorgung im Saanenland und Umgebung
Wie steht es um den Gesundheitsstandort Zweisimmen?
Der Gesundheitsstandort Zweisimmen ist immer noch ein heiss diskutiertes Thema in der Politik und Gesellschaft. 2024 hatte es allerdings in sich – um es kurz zusammenzufassen: Beschwerden wegen den Abstimmungen über das integrierte Versorgungsmodell Gesundheitsnetz Simme Saane wurden gutgeheissen, waren jedoch irrelevant. Denn der Regierungsrat hatte bereits dem privaten Unternehmen Medaxo den Zuschlag gegeben, ein ähnliches Modell umzusetzen. Daraufhin brach der Verwaltungsrat der Spital STS AG den Übergabeprozess und die Zusammenarbeit mit der Medaxo unerwartet ab und so schien es, als würde man vor einem Scherbenhaufen stehen. Der Knall geschah im Juni 2024. Der Regierungsrat setzte einen neuen Verwaltungsrat für die Spital STS AG ein, der im Juli 2024 kommunizierte: Die Projekte der Medaxo AG und der Gesundheit Simme Saane AG würden nicht mehr verfolgt, die Spital STS AG übernehme wieder das Steuer in Zweisimmen. Zurzeit erstellt er bis Mitte 2025 ein neues Betriebskonzept für einen stationären Spitalstandort mit allfälligem Angebotsausbau. Im Winter 2024 meldeten sie sich: Ein uneingeschränkter Spitalbetrieb sei für die laufende Wintersaison gewährleistet.
Siehe AvS vom 14. Juni 2024: Zusammenfassung der Ereignisse vom Herbst 2022 bis Juni 2024
SarinaMed eröffnet in Saanen
Die Gemeinschaftspraxis SarinaMed im alten Spital Saanen öffnete am 2. August 2024 ihre Türen. Zu Beginn waren drei Ärzt:innen und vier Medizinische Praxisassistentinnen tätig, in der Zwischenzeit ist ein Arzt hinzugekommen. Die Gemeinde Saanen und die Gstaad International Health Group AG (GIH) – ehemals Gstaad International Healthcare AG – haben die Praxis gemeinsam gegründet. Neben der hausärztlichen Grundversorgung bietet die Praxis Spezialsprechstunden in Orthopädie an, weitere sind in Planung. Die moderne Ausstattung, darunter ein vom Verein Freunde des Gesundheitswesens gesponsertes Röntgengerät, ermöglichte einen reibungslosen Start. Ziel der Initianten war es, den hausärztlichen Mangel im Saanenland zumindest teilweise zu lindern.
Pop-up-Notfalldienst wechselt Organisator
Die regionalen Gemeinden stellten im Winter 2023/24 die finanziellen Mittel zur Verfügung, um beim Madora Praxiszentrum in Gstaad einen Pop-up-Notfalldienst zu installieren. Ziel war es, die lokalen Hausärztinnen und -ärzte in der Hauptsaison und an den Wochenenden mit zusätzlichen Notfalldiensten zu entlasten. Gewährleistet wurden die Dienste durch auswärtige Ärzte. Die Gesundheit Simme Saane GSS war für das Projekt verantwortlich, dies in Zusammenarbeit mit der Medaxo-Gruppe. Wie die Sarina-Med AG im Dezember 2024 mitteilte, übernimmt sie neu die Verantwortung für die Rekrutierung des externen Personals und die Organisation der Dienste.
Grossprojekte im Saanenland – Sanierungen, Abstimmungen und Verkehrsmassnahmen
Sanierung des Parkhauses in Saanen verschoben
Das öffentliche Parkhaus in Saanen, elf Jahre nach seiner Eröffnung von Schäden betroffen, soll für 1,2 Millionen Franken saniert werden. Probleme wie wasserführende Risse, Korrosionsschäden und ungenügender Beton sind Folgen des gewählten Abdichtungssystems «weisse Wanne». Die Gemeinde Saanen einigte sich mit den Bauunternehmen aussergerichtlich, führte jedoch ein Gerichtsverfahren gegen den Ingenieur, das zugunsten der Gemeinde entschieden wurde. Die Sanierungskosten werden aus der bestehenden Investitionsrechnung finanziert. Die Sanierungsarbeiten hätten im Herbst 2024 beginnen sollen, doch mussten diese verschoben werden, da sich die Gemeinde Saanen zurzeit in einem laufenden Verfahren mit dem Bauunternehmer befindet, welcher die Sanierungsarbeiten hätte ausführen sollen. Die Arbeiten wurden auf Frühjahr 2025 verschoben.
Le Rosey: Wirtschaftsförderbeitrag knapp abgelehnt
Das Saaner Stimmvolk lehnte den Wirtschaftsförderbeitrag von 2,7 Millionen Franken für das Neubauprojekt des Instituts Le Rosey knapp ab.
Dennoch wurde die Überbauungsordnung mit deutlicher Mehrheit angenommen, was die Entwicklungsmöglichkeiten des Instituts innerhalb der Region sichert. Der Landverkauf für das Bauprojekt wurde ebenfalls bewilligt.
Verkehrsmassnahmen am Lauenensee
Zur Entlastung des Verkehrs am Lauenensee führte die Gemeinde Lauenen ein Fahrverbot im Winter ein und installierte eine Barriere. Zudem wurden die beiden Parkplätze beim Hotel Alpenland und dem Skilift sowie auf dem Geltenhornparkplatz ab Dezember 2024 kostenpflichtig, um den öffentlichen Verkehr zu fördern. Auch die Parkkosten beim Lauenensee wurden von acht auf 15 Franken erhöht, um den öffentlichen Verkehr zu fördern.
Barrierenprojekt an der Grubenstrasse umstritten
Die geplante Installation von zwei Barrieren an der Grubenstrasse zur Verkehrsberuhigung stösst auf Kritik. Während eine Mehrheit der Befragten die Massnahmen befürwortet, gibt es zahlreiche Einsprachen. Gegner argumentieren, dass Videoüberwachung eine effizientere Alternative wäre, um Unbefugte zu büssen.
Veränderungen in den Gemeinden – neue Köpfe und spannende Wahlen
Saanen: Wechsel an der Spitze der Verwaltung
Roman Gimmel trat im Juli 2024 von seinem Amt als Verwaltungsdirektor der Gemeinde Saanen zurück. Er hatte das Amt seit Januar 2022 inne und setzte sich für zukunftsorientierte Strukturen, Ausbildungsplätze und eine moderne Betriebskultur ein. Seine Nachfolge übernimmt Tanja Brunner aus Spiez, die ab März 2025 als Verwaltungsdirektorin tätig sein wird. Brunner bringt über 17 Jahre Erfahrung im Gemeindewesen mit, darunter sieben Jahre als Abteilungsleiterin der Gemeindeschreiberei in Spiez.
Historische Wahlen in Saanen: erste Gemeindepräsidentin gewählt
Die Saaner Bevölkerung wählte am 27. Oktober 2024 erstmals eine Frau zur Gemeindepräsidentin. Petra Schläppi (SVP) setzte sich mit 980 Stimmen gegen ihre Mitbewerber David Schmid (FDP, 704 Stimmen) und Martin Göppert (parteilos, 139 Stimmen) durch. Schläppi zeigte sich überwältigt und freute sich über die Chance, Saanen als erste Gemeindepräsidentin zu repräsentieren.
Neben Schläppi standen 21 Kandidat:innen für den Gemeinderat zur Wahl:
FDP: Sigbert Feller (neu), Thomas Frei (bisher), René Schopfer (neu), Simon Moratti (neu), David Schmid (bisher), Heidi Gafner (neu), Elio von Grünigen (neu).
SVP: Petra Schläppi (bisher), Klaus Romang (bisher), Roman Reichenbach (neu), Larissa Zwahlen (neu), Martin Hefti (bisher), Nathanael Perreten (bisher), Patricia Matti (bisher).
GLP: Philippe Marmet (neu), Fabian Blum (neu), Robin Romang (neu), Martin Kurmann (neu).
Das Wahlergebnis brachte fünf Sitze für die SVP, drei für die FDP und einen Sitz für die GLP. Zu den neu gewählten Mitgliedern zählen Philippe Marmet (GLP), Sigbert Feller (FDP) und Elio von Grünigen (FDP). Hans Schär (FDP) wurde zum neuen Präsidenten der Gemeindeversammlung gewählt. Christian Gafner (FDP) übernimmt als Vize das Amt in stiller Wahl.
Auch in Gsteig: erste Gemeindepräsidentin der Geschichte
Barbara Kernen wurde mit 339 Stimmen zur neuen Gemeindepräsidentin gewählt. Sie übernimmt das Amt im Januar 2025 von Markus Willen, der nach zwölf Jahren zurücktritt. Kernen, die erste Frau in diesem Amt, möchte den Dialog mit den Gsteiger:innen intensivieren. Markus Willen verabschiedete sich an der letzten Gemeindeversammlung des Jahres mit bewegenden Worten und erhielt stehende Ovationen. Auch die Gemeinderäte Simon Graa und Urs von Siebenthal verabschiedeten sich bei dieser Gelegenheit von ihrem Amt. Graa war ebenfalls zwölf Jahre Mitglied der Exekutive. An Urs von Siebenthal gewandt sagte Willen an der Gemeindeversammlung, er sei für ihn immer einer der wichtigsten Ratskollegen gewesen mit seiner offenen und humorvollen Art.
Lauenen: neuer Gemeinderat gewählt
In Lauenen wurde Daniel Oehrli zum neuen Gemeinderat gewählt. Er tritt die Nachfolge von Stephan Perreten an, der nach sechs Jahren zurücktrat. Oehrli wurde im ersten Wahlgang mit grosser Mehrheit gewählt, nachdem die meisten anderen Kandidat:innen ihre Bereitschaft zur Wahl zurückgezogen hatten.
Politik kämpft gegen Wohnungsmangel
Stiftung Alpenblick Gstaad: Wohnungen und Ferienanlage geplant
Die Stiftung Alpenblick Gstaad, bei der auch die Gemeinde Saanen involviert ist, will vier Häuser mit insgesamt 28 bezahlbaren Mietwohnungen sowie eine Ferienanlage errichten. Das Projekt, das sozial schwächere Familien unterstützen soll, hat dank einer Steuerbefreiung des Kantons Bern eine wichtige Hürde genommen. Die Baukosten werden auf 42 Millionen Franken geschätzt. Mit dem Bau soll bis spätestens 2026 begonnen werden. Die Finanzierung sei weit fortgeschritten, so die Initianten, da grosse Geberstiftungen Unterstützung zugesagt hätten und lokale Unternehmen sowie Banken Interesse bekundet hätten.
Gemeinde Saanen: 130 Wohnungen für Einheimische in Planung
Neben dem Projekt des Alpenblicks treibt die Gemeinde Saanen mehrere Projekte voran, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Im Rübeldorf sollen zwei denkmalgeschützte Gebäude saniert und ein weiteres mit zwölf Wohneinheiten errichtet werden. Auf der Wiese hinter dem Chinderhuus sind drei bis vier Mehrfamilienhäuser mit mindestens fünf Wohnungen pro Gebäude geplant. Insgesamt sollen rund 130 neue Wohnungen entstehen, was die angespannte Situation im Saanenland erheblich entlasten könnte.
Erstwohnungen auf der Parzelle Walischi
Zu den Projekten der Gemeinde Saanen gehört auch diejenige auf der Parzelle Walischi im Rübeldorf. Die Gemeinde plant zwei neue Häuser mit je sechs Erstwohnungen. Die alten, sanierungsbedürftigen Gebäude werden abgerissen. Bis 2028 sollen moderne Wohnungen mit 3½ bis 5½ Zimmern entstehen. Die Kosten des Projekts werden auf 7,7 Millionen Franken geschätzt. Im Dezember 2024 bewilligte die Stimmbevölkerung einen Planungskredit von 561’000 Franken.