Der grosse Traum von der Profikarriere
03.04.2025 PorträtJan Kneubühler macht am liebsten das, was er am besten kann: Eishockey spielen. Und er macht das so gut, dass er sich für seine Zukunft nichts anderes wünscht. Momentan spielt er in Schweden, hat einen U20-Nachwuchsvertrag bekommen und träumt von einer Karriere in der ...
Jan Kneubühler macht am liebsten das, was er am besten kann: Eishockey spielen. Und er macht das so gut, dass er sich für seine Zukunft nichts anderes wünscht. Momentan spielt er in Schweden, hat einen U20-Nachwuchsvertrag bekommen und träumt von einer Karriere in der NHL.
KEREM S. MAURER
Jan Kneubühler, das wohl grösste Nachwuchs-Eishockeytalent aus dem Saanenland, feilt seit Jahren mit vollem Einsatz an seiner Profikarriere. Dafür nahm der heute 17-Jährige, der im Alter von knapp drei Jahren erstmals auf Schlittschuhen stand, in Kauf, dass er bereits mit dreizehn Jahren sein Elternhaus in Gstaad verlassen musste, um in Bern beim SCB zu trainieren. «Da ich schon als Kind ein grosser SCB-Fan war, bedeutete mir dieser Wechsel nach Bern sehr viel», sagt Jan Kneubühler gegenüber dieser Zeitung, und ergänzt: «Ich durfte bei einer sehr wertschätzenden Familie wohnen, das hat mir vieles vereinfacht.» Daneben besuchte er die siebte und achte Klasse an der SCB-Sportschule in der Länggasse und begann danach mit dem Sportgymnasium, das er im Fernstudium abschliessen kann.
Es folgte der Ruf in die Juniorennationalmannschaften
Der junge Saaner war gut in seinem Sport, sogar sehr gut. Er wurde in die U16-, die U17- und in die U18-Nationalmannschaft berufen, wo er auf der Position des Stürmers, Flexiblecenters oder Flügelspielers spielt. «Für mich ist es immer schön, die Kameraden im Nationalteam zu treffen und mit ihnen unser Land zu vertreten», sagt er und bedauert, dass sie noch nie gegen die ganz grossen Hockeynationen gewinnen konnten, aber: «Wir freuen uns oft über einen Sieg gegen unsere deutschen Nachbarn.»
Auf nach Schweden
Gelingt es Nachwuchsspielern, in der Schweiz zu überzeugen, stellt sich ihnen die Frage, ob ein Wechsel ins Ausland Sinn ergibt. Entsprechend spielen einige junge Schweizer in Nordamerika oder in Schweden. Jan Kneubühler durfte für die Saison 2024/25 nach Schweden, wo er aktuell lebt und beim IFK Täby HC anfangen konnte. Mittlerweile spielt der ambitionierte Jungsportler bei Leksands IF. Dieser Aufenthalt in Schweden hat für den jungen Sportler einen sehr hohen Stellenwert. «Es war ein Schritt, den nicht viele wagen und einige haben mir sogar davon abgeraten. Im Nachhinein würde ich den Schritt jedoch zu 100 Prozent noch einmal machen, denn ich habe mich auf und neben dem Eis enorm weiterentwickelt», sagt er. Dennoch war es nicht nur ein Honigschlecken für den jungen Mann. «Es gab viele Ups und Downs, die mich aber alle persönlich weitergebracht haben.»
«Schweden sind offener und aufgestellter»
In Schweden spielt Jan Kneubühler nicht nur Eishockey, sondern verfolgt via Zoom den Fernunterricht am Sportgymnasium. Wie lange sein Schwedenaufenthalt noch dauert, wisse er derzeit selbst nicht genau. «Aber ich habe einen Zweijahresvertrag für die U20 in Leksand erhalten.» Klingt so, als würde er noch eine Weile in Schweden bleiben. Dort trainiert er in der Woche siebenmal eine Stunde auf dem Eis und siebenmal je eine Stunde im Kraftraum und absolviert dazu sicher zwei Spiele pro Woche. Doch das ist noch nicht alles: «Oft trainiere ich noch zwei- bis dreimal auf freiem Eis für mich selbst.» Und was macht ein 17-Jähriger sonst noch so in Schweden? «In der knapp bemessenen Freizeit gehe ich manchmal mit Kollegen essen oder ich verbringe oft und gerne alleine Zeit in der Natur.» Am Anfang sei es ihm schon komisch vorgekommen, dass es im Winter bei Trainingsbeginn um 14.30 Uhr schon dunkel war, aber «ich freue mich dann umso mehr über einen Sonnenstrahl, wenn mich mal einer trifft». Und hinsichtlich der einheimischen Bevölkerung findet er: «Die Schweden sind den Schweizern sehr ähnlich. Vielleicht etwas offener und aufgestellter.»
«Klar vermisse ich meine Familie und meine Freunde»
Ein Stipendium habe er für seinen Auslandaufenthalt nicht bekommen, sagt er. Praktisch alles, was er an Material für den Sport brauche, werde ihm vom Verein zur Verfügung gestellt. Und sein Appartement werde zum grossen Teil von seinen Eltern bezahlt. Momentan verdient Jan Kneubühler mit dem Eishockeyspielen – noch – zu wenig. So weit weg von zu Hause zu sein, bereitet ihm keine grosse Mühe. «Klar vermisse ich meine Familie und meine Freunde, aber ich bin auch sehr dankbar für die Zeit, die ich alleine verbringen kann», sagt er und ergänzt, dass er auf diese Weise gelernt habe, selbst zu putzen und zu waschen und sich generell selbst zu organisieren. Aber ja, natürlich freue er sich enorm, wenn er im Frühling wieder nach Hause komme und seine Freunde und Familie wiedersehe. Dennoch werde er sich auch wieder auf die Abreise im Sommer freuen.
Zukunft auf dem Eis
Auf seine beruflichen Ziele angesprochen, die er vielleicht neben dem Eis verwirklichen will, winkt der junge Sportler dankend ab. Nein, da habe er gar keine Vorstellungen. «Alle meine Berufswünsche liegen auf dem Eis. Beruflich Eishockey zu spielen, ist mein grösster Traum.» Und wenn er den Klub auswählen dürfte, für den er am allerliebsten spielen würde, nennt er die Tampa Bay Lightning, eine Mannschaft, die in Florida (USA) ansässig ist und in der National Hockey League (NHL) als Mitglied der Atlantic Division in der Eastern Conference spielt. Warum gerade dieser Verein? «Weil dort mein Idol Nikita Kucherov spielt!»