«Ich tue gärn öppis füreschrisse» ...

  02.02.2023 Porträt

...lässt sich getrost als Motto über das ganze Leben von Martin Hefti stellen. Er packt neue Dinge gerne an, denn wer es gar nicht erst versucht, kann die Welt um sich herum auch nicht verbessern.

SONJA WOLF
Genug Auslastung durch seine tägliche Arbeit hätte er ja schon. Martin Hefti vom Turbach ist Zimmermann und Holzbaumeister und leitet zusammen mit Oliver Domke die Hefti & Domke Holzbau GmbH in Gstaad, wo er werktags und oft auch samstags anzutreffen ist. Holzbegeistert – fast schon holzfanatisch – war er schon immer. Als Schüler schnupperte er direkt in Berufe hinein, die mit Holz und Konstruktion zu tun haben. «Es hat mich schon immer fasziniert, wie Häuser aufgestellt werden», berichtet er von früher und seine Augen strahlen. Man merkt ihm förmlich an, dass er von seiner frühen Begeisterung über den Zimmermannsberuf noch nichts eingebüsst hat. Verständlich also auch, dass er sich sogar in seiner Freizeit mit Holz beschäftigt. Für seine beiden Söhne hat er im Heimatort Turbach neben seiner früheren Werkstatt einen Raum eingerichtet. Für diese «Bude» stellen die drei zusammen hobbymässig Objekte her, im Moment zum Beispiel einen Schrank. «Auch die Jungs sind schon mit viel Spass bei der Sache!», sagt er.

Bleibt da neben der ganzen Holzarbeit noch Zeit für anderes? Aber natürlich! Für Martin Hefti gibt es so einiges «fürezschrisse». Zum Beispiel auf politischer Ebene. Schon seit zehn Jahren ist er in die regionale Politik involviert: Lange war er in der Liegenschaftskommission der Gemeinde Saanen tätig, seit gut zwei Jahren engagiert er sich als Gemeinderat für öffentliche Belange. Zum Beispiel für mehr bezahlbaren Wohnraum im Saanenland. «Ich packe gerne Sachen an, es erfüllt und fasziniert mich, aktiv Dinge zu verbessern», sagt er mit Enthusiasmus und Bestimmtheit. Zum Beispiel beim aktuellen gemeinnützigen Ebnitprojekt (wir berichteten), das er als Gemeinderatsvertreter betreut, aber auch als Unternehmer als eine gute Sache empfindet. «Uns gehts hier im Saanenland sehr gut, auch dem Gewerbe, und darum haben wir auch die Verantwortung, auf alles zu schauen und der Region etwas zurückzugeben.» Dankbar ist er für die Hilfe seiner Frau Denise. Denn neben der Arbeit Dinge «fürezschrisse» könne er sich nur erlauben, «weil mich meine Frau Denise immer unterstützt und mir den Rücken freihält».

Mit einer «Höllenfreude», wie er selbst sagt, ist der immer mitdenkende Hefti auch in der Lehrlingsausbildung aktiv. Und nicht nur, weil er in seinem eigenen Unternehmen Lehrlinge ausbildet. «Alle klagen über fehlenden Nachwuchs, genau da möchte ich ansetzen.» Und so findet man ihn sechs Tage im Jahr in Frutigen am Bildungszentrum als Experte bei den kantonalen Lehrabschlussprüfungen des Holzbaus Schweiz. «Es ist mir ein Anliegen, die jungen Leute zu begeistern. Ich glaube, ich bin kein strenger Prüfer – ich weiss ja selber, wie es war... Ich finde, ihr Engagement muss belohnt werden!»

Auch für die Musik legt sich Martin Hefti ins Zeug. Für sein Eufonium, das er früher in der Musikgesellschaft Gstaad spielte, hat er zwar keine Zeit mehr – «und ich bedaure es sehr!», sagt er mit ein wenig Wehmut in der Stimme. Dafür geht er immer noch regelmässig jeden Donnerstag zu den Proben der Jodelformation «Horefluejutzer Saanenland». «Beim Hobby kann ich mich gehen lassen, es stellt einen guten Ausgleich für mich dar.» Und nun muss der sonst so Engagierte doch lachen und sagt mit einem Augenzwinkern: «Ich bin ehrlich gesagt eher das faule Mitglied und übe nicht so viel zu Hause. Wahrscheinlich bin ich eher das Mitglied für Teil zwei des Abends ...»

Wir stellen Ihnen Menschen vor, die jenseits der Schlagzeilen die Geschichte des Saanenlandes mitschreiben. Leute, die im Hintergrund Fäden spannen, ihr Umfeld mit ihrer Art bereichern oder ganz einfach anders sind. Die Serie rollt wie ein Schneeball durch die Region, denn die Porträtierten wählen jeweils selbst einen/eine Nachfolger/in. Auf Wunsch von Martin Hefti besuchen wir als Nächstes Barbara von Grünigen.


ZUR PERSON

Der 37-jährige Martin Hefti lebt mit seiner Frau Denise, dem zehnjährigen Luca und dem siebenjährigen Levin in Turbach. Der gelernte Zimmermann fing 2011 zusammen mit Oliver Domke «einfach einmal an» – mit einer ersten kleinen Hobelmaschine in der Garage bei seinem Elternhaus. Inzwischen beschäftigen sie je nach Saison bis zu 22 Mitarbeitende.

Etwa zur gleichen Zeit, also 2011, fing Hefti als Kommissionsmitglied «Liegenschaften» bei der Gemeinde Saanen an, politische Erfahrung zu sammeln – insgesamt acht Jahre lang – und ist nun seit gut zwei Jahren Gemeinderat.

Seit 20 Jahren jodelt er bei den «Horefluejutzer Saanenland», die sein Bruder Simon seit der Gründung 2001 leitet.

SONJA WOLF


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