Gsteig macht 3,5 Millionen Gewinn statt Verlust

  23.05.2022 Saanenland, Gemeinde, Gsteig, Feutersoey

Die Stimmung war sehr gut an der Gemeindeversammlung in Gsteig. Dafür verantwortlich war der Millionengewinn und die Freude über die physische Zusammenkunft.

BLANCA BURRI
Die Gemeindeversammlung von Gsteig fand am vergangenen Freitagabend statt. Erstmals seit zwei Jahren wiederum in der Mehrzweckhalle von Gsteig. Die Stimmung war locker, ab und zu gab es auch etwas zu lachen. An der Urnenabstimmung vor einem Jahr nahmen 450 Personen (69,2 Prozent) teil, am vergangenen Freitagabend waren nur gerade 45 Personen (6,93 Prozent) anwesend. Gemeindepräsident Markus Willen schmunzelte ein wenig bei der Bekanntgabe der Zahl, die sich nur durch eine Null unterscheidet.

Sehr gute Jahresrechnung
Gsteig erlebte finanziell gesehen ein aussergewöhnliches Jahr 2021. Finanzverwalter Karl Graa sprach sogar von einem absoluten Rekordergebnis. Noch vor wenigen Jahren hatte der Mehrzweckhallenneubau die Finanzen strapaziert und die Gemeinde veranlasst, vorsichtig zu budgetieren. 2021 nun ein komplett anderes Bild. Für den Millionengewinn gibt es zwei Ursachen: Die Grundstückgewinnsteuern liegen mit 1,78 Millionen Franken auf einem Rekordhoch. Als zweite Ursache gab Finanzverwalter Karl Graa die Neubewertung der Liegenschaften des Finanzvermögens an, die erstmals nach fünf Jahren stattgefunden hat. Hier resultiert ein Aufwertungsgewinn von satten 1,44 Millionen Franken. Weitere günstige Entwicklungen führten dazu, dass die Rechnung 2021 statt mit einem budgetierten Minus von Fr. 186’332.35 mit einem Plus von Fr. 3’529’158.64 abschloss. Die Rechnung wurde ohne Kommentar genehmigt.

Feuerwehrauto von Schönried wechselt nach Gsteig
Die Feuerwehr Gsteig hat die einmalige Gelegenheit, ein nur vierjähriges Kleinlöschfahrzeug des Typs Mitsubishi FUSO Canter 6C18 zu erwerben. Das Fahrzeug gehört der Feuerwehr Saanen und ist im Magazin Schönried stationiert. Das Stimmvolk stimmte dem Verpflichtungskredit von Fr. 140’000.– zu. Das Kleinlöschfahrzeug wird Ende 2023 den Besitzer wechseln. Das bisherige Gefährt für den Atemschutz, ein Land Rover Defender 110 mit Jahrgang 1990, wird somit ersetzt und als Liebhaberfahrzeug verkauft.

Schlachthaus Boden Gsteig kann saniert werden
Gemeinderat Ernst Reichenbach informierte die Versammlung über das Schlachthaus Gsteig. Er beantragte einen Verpflichtungskredit von Fr. 100’000.– für die energetische Sanierung des Anbaus. Dieser wurde erst 2010 erstellt, aber: «Die damals möglichst kostengünstige Bauausführung stellt seit geraumer Zeit ein Problem dar.» Der Anbau sei nur behelfsmässig isoliert und es fehle eine Bodenplatte, erklärte Reichenbach. «Deshalb ist es im Winter sehr kalt und Mäuse haben leichten Zugang.»

Die Anwesenden genehmigten den Betrag mit einem Hinweis von David Perreten, Präsident der Landwirtschaftlich Vereinigung Saanenland: «Im Saanenland wird ein zentrales Schlachthaus geplant. Ich empfehle der Gemeinde, sich dort zu beteiligen.» Das bestehende Schlachthaus Boden in Gsteig sei 1979 wegen der Lärmemissionen absichtlich abseits des Dorfes gebaut worden. Inzwischen sei das Dorf gewachsen und das Schlachthaus nah. Das könne Probleme geben, denn heute sei man sensibel auf Schlachthauslärm. Sollte sich die Gemeinde am geplanten zentralen Schlachthaus beteiligen, könne das bestehende in Gsteig noch immer zur Verarbeitung weiter genutzt werden.

Fragen zur Landpolitik
Im Anschluss an die offiziellen Traktanden kritisierte ein Bürger die teilweise zu grosse Fläche von Abparzellierungen von Wohn- und Bauernhäusern in der Landwirtschaftszone. Das sei jüngst verschiedentlich vorgekommen, beispielsweise bei der Pfrundmatte, beim Kirchenkehr und bei der Müli, sagte er. Markus Willen erklärte, dass die Gemeinde dazu nicht viel zu sagen habe, das sei eine Angelegenheit zwischen Privaten und Kanton. Der Gemeindepräsident machte aber auf eine Grundproblematik aufmerksam: «Die Gemeinde hat zu viel Bauland, das nicht bebaut wird. Das blockiert unsere Entwicklung.» Solange diese Baureserven nicht reduziert werden, dürfen keine neuen Bauparzellen eingezont werden. Willen erklärte: «Wenn sie unbebaut bleiben, muss die Gemeinde einschreiten und sie auszonen.» Das sei schmerzlich, denn es sei mit einem Wertverlust des Grundstückes verbunden.

Alle anderen Traktanden angenommen
Der Souverän stimmte auch den anderen Traktanden zu. Beispielsweise dem Verpflichtungskredit von Fr. 605’000.– als Anteil für die Sanierung der ARA Saanen. Somit stimmte die Gemeinde Verpflichtungskrediten von total 845’000 Franken zu.

Unter Verschiedenem bedankte sich Präsident Markus Willen bei der Bärenwirtin Franziska Walker. «Danke, dass du dich brauchen lässt für unseren Bären», sagte er. Mit einem warmen Applaus für die Gastgeberin wurde der Abend beschlossen.


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