Gemeinde Lauenen: Daniel Oehrli neu im Gemeinderat
26.11.2024 GemeindeOhne Gegenkandidaten wurde Daniel Oehrli in den Lauener Gemeinderat gewählt. Während die Wiederwahlen problemlos verliefen, sorgte die geringe Kandidaturbereitschaft für Diskussionen. Neben der Wahl wurde auch das Budget für 2025 verabschiedet, das ein Defizit von rund ...
Ohne Gegenkandidaten wurde Daniel Oehrli in den Lauener Gemeinderat gewählt. Während die Wiederwahlen problemlos verliefen, sorgte die geringe Kandidaturbereitschaft für Diskussionen. Neben der Wahl wurde auch das Budget für 2025 verabschiedet, das ein Defizit von rund 830’000 Franken vorsieht. Geplante Investitionen in Millionenhöhe, etwa für die Sanierung des Ferienlagers, prägen die kommenden Jahre. Die Gemeinde zeigt sich optimistisch, doch mahnende Stimmen wurden laut: Wie steht es um die Zukunft der kleinen Gemeinde?
Daniel Oehrli im ersten Wahlgang gewählt
Die Gemeindeversammlung Lauenen wählte den Landwirt und Zimmermann Daniel Oehrli als Nachfolger für Stephan Perreten, der nach sechs Jahren demissioniert hatte, in den Gemeinderat. Die Versammlung stimmte allen Traktanden zu, darunter auch dem Budget 2025, das ein Defizit von rund 830’000 Franken vorsieht.
IN KÜRZE
• Daniel Oehrli wurde als Nachfolger von Stephan Perreten als Gemeinderat gewählt.
• Für eine weitere Amtsdauer bestätigt wurden Claudia Ryter, Andreas Reichenbach und Kurt von Siebenthal.
• Alle Finanzvorlagen wurden bewilligt.
• Bewilligt wurde auch das Budget 2025, das mit einem Defizit von 830’000 Franken rechnet.
ANITA MOSER
Nein, die Qual der Wahl hatten die 74 anwesenden Stimmberechtigten bei der Wahl eines neuen Mitglieds in den Gemeinderat nicht wirklich. Während die bisherigen Gemeinderatsmitglieder Claudia Ryter (72 Stimmen), Andreas Reichenbach (74 Stimmen) und Kurt von Siebenthal (67 Stimmen) im ersten Wahlgang für eine zweite Amtsdauer bestätigt wurden, war die Ausgangslage für die Wahl eines neuen Mitglieds etwas speziell. Bevor die Stimmzettel ausgefüllt wurden, baten neun von den zehn zur Wahl vorgeschlagenen Kandidatinnen und Kandidaten, sie doch bitte nicht zu wählen. Die meisten gaben berufliche Belastung oder Weiterbildungen als Gründe an oder trauen sich das Amt nicht zu. So verblieb einzig Daniel Oehrli. Die Lauener Stimmbevölkerung habe sich bisher jeweils kollegial verhalten, sagte Gemeindepräsidentin Ruth Oehrli vor der Abstimmung. «Wer nicht gewählt werden wollte, wurde nicht gewählt.» Sie wies jedoch auf die zweijährige Amtspflicht hin, sofern nicht ein Arztzeugnis vorliege. Die anwesenden Stimmberechtigten verhielten sich auch dieses Mal empathisch und wählten Daniel Oehrli ebenfalls im ersten Wahlgang mit 65 Stimmen.
Defizit prognostiziert
Das von Finanzverwalter Hansueli Perreten erläuterte Budget sieht für das kommende Jahr bei einem Ertrag von 6’062’781 Franken und einem Aufwand von 6’894’794 Franken ein Defizit von Fr. 832’013.– vor. Dies bei gleichbleibender Steueranlage von 1,7 Einheiten und unveränderten Gebührenansätzen.
Im kommenden Jahr rechnet die Gemeinde Lauenen mit einem Mittelabfluss von 3,6 Millionen Franken. Zu den grössten Ausgabenposten zählen neben der Sanierung des Ferienlagers (1,2 Millionen Franken), die Neugestaltung des Infrastrukturgebäudes Lauenensee (Investitionskredit über 595’000 Franken im Mai 2024 bewilligt), die Beschaffung des Kleintanklöschfahrzeugs (480’000 Franken im Mai 2024 bewilligt) sowie mehrere Investitionen im Strassenwesen.
Für die weiteren Jahre der Planungsperiode 2025 bis 2029 rechne man jeweils mit einem durchschnittlichen Mittelabfluss von 770’000 Franken und mit einer nahezu ausgeglichenen Rechnung, so der Finanzverwalter.
Ohne Wortmeldung genehmigte die Versammlung das Budget.
Allen Finanzvorlagen zugestimmt
Die am Samstagnachmittag an der Versammlung Anwesenden stimmten ohne Wortbegehren auch sämtlichen Finanzbegehren zu: 194’000 Franken für die Belagssanierung Hinterseestrasse, Teilstück Rohrbrück–Chneuwlisegg, 99’250 Franken für die Verlängerung des Betriebs- und Marketingbeitrags um ein Jahr für Gstaad Saanenland Tourismus; 148’000 Franken als Gemeindebeitrag an die Sanierung des Büeliwegs zuhanden der Weggenossenschaft Rohrbrücke–Bühl; 189’000 Franken als Gemeindebeitrag an den Neubau des Fahrwegs Falksmatte–Brandsberg zuhanden der Weggenossenschaft Längelouwene–Sodersegg.
Zustimmung fand auch die Verlängerung des Darlehens über 630’000 Franken für die Kraftwerk Lauenen AG. Die Laufzeit wurde wiederum auf zehn Jahre festgelegt und erneut mit der Option auf Verlängerung, wie Gemeinderat Serge Jungi erläuterte. Die Gemeinde Lauenen sei mit 15 Prozent an der Kraftwerk Lauenen AG beteiligt und somit an einer Refinanzierung zu günstigen Konditionen interessiert, so Jungi.
Ferienlager wird renoviert
Einstimmig genehmigte die Versammlung die Kosten im Umfang von 1’237’650 Franken für die Renovation des Ferienlagers.
Im Dezember 2023 habe der Gemeinderat im Grundsatz entschieden, dass das Ferienlager als solches bestehen bleiben soll und die Einwohnergemeinde Lauenen den Betrieb weiterhin übernehme, erläuterte Gemeinderätin Claudia Ryter. Auch die Bettenanzahl werde beibehalten. «Denn ein Ferienlager mit über 70 Betten findet sich nicht so leicht», erklärte sie. Gemäss dem vorliegenden Projekt umfasst die Sanierung das Erdgeschoss sowie das erste und zweite Obergeschoss. Die Küche im Erdgeschoss entspreche nicht mehr den heutigen Anforderungen, vor allem aus hygienischer und lebensmitteltechnischer Sicht. Auch müssten die Installationen erneuert und die sanitären Anlagen im ersten und zweiten Obergeschoss grundlegend renoviert werden. Im Dachgeschoss ist der Einbau einer zweiten Wohnung mit separater Kochmöglichkeit vorgesehen. Dies bedinge eine neue Raumaufteilung und den Ausbau der sanitären Anlagen, so Ryter. Zudem soll – als Aufwertung – an der Nordfassade über die gesamte Länge ein Vordach erstellt werden, damit die Eingänge zu Skiraum, Küche und Lagerraum sowie der Haupteingang mit dem Zugang zu den öffentlichen Toiletten auf der Wetterseite besser geschützt seien.
Die Kosten für die Hauptsanierung sind mit 639’500 Franken veranschlagt, der Einbau der Wohnung im Dachgeschoss mit 540’300 Franken und das Vordach mit 57’850 Franken.
Ein Abbruch und Neubau des Ferienhauses sei keine Option, da das Haus im Bauinventar des Kantons als erhaltenswert eingestuft sei, antwortete Claudia Ryter auf eine entsprechende Frage aus dem Plenum. Sämtliche Arbeiten würden ausgeschrieben, versicherte die Behörde auf Nachfrage eines Stimmberechtigten.
Die Renovierungsarbeiten sind von April 2025 bis Juni 2026 geplant.
Festlegung der Gewässerräume – Einsprachen hängig
Zugestimmt – bei vier Enthaltungen – hat der Souverän der Festlegung der Gewässerräume im Rahmen der Teilrevision der Ortsplanung. Ziel sei es, die Gewässerräume aufgrund der neuen Gewässerschutzgesetzgebung des Bundes in drei neuen Zonenplänen festzulegen, erklärte Gemeinderat Andreas Reichenbach. Der Gewässerraum stehe dem Gewässer zur Verfügung und gewährleiste insbesondere den Schutz vor Hochwassern, diene aber auch dem Unterhalt der Gewässer. Die Schwellenkorporation, die Landwirtschaft und der Berner Bauernverband seien in die Erarbeitung der Planungsunterlagen von Anfang an miteinbezogen worden und hätten ihre Anliegen einbringen können, so der Referent. Während des Mitwirkungsverfahrens im Herbst 2021 gingen keine Mitwirkungen ein. Die Unterlagen wurden dem Amt für Gemeinden und Raumordnung zweimal zur Vorprüfung eingereicht und aufgrund der Vorprüfungsberichte bereinigt. Während der öffentlichen Auflage – vom 9. Oktober bis 8. November – gingen zwei Einsprachen ein, wie Reichenbach informierte. Es gehe bei den Einsprachen um private Interessen von Grundeigentümern in der Bauzone. «Aber aufgrund der übergeordneten Gesetzgebung konnten wir als Gemeinde nicht auf diese Begehren eingehen.» Die Einsprecher halten an ihren Einsprachen fest und somit befindet das AGR darüber.
Lauenen bewirbt sich bei «Bergsteigerdörfer»
Die Initiative «Bergsteigerdörfer» wurde 2008 durch den österreichischen Alpenverein ÖAV gegründet. Aktuell gibt es 40 Bergsteigerdörfer, verteilt auf die Länder Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien und die Schweiz. Letztere ist seit 2021 mit St. Antönien sowie Lavin, Guarda & Ardez vertreten, 2024 kam das Valle Onsernone dazu. Teil der Initiative «Bergdörfer» zu sein, sei etwas Exklusives, betonten die Referenten. Die Initiative decke sich in vielerlei Hinsicht mit den Zielen und Absichten mit dem von der Gemeinde zusammen mit GST lancierten NRP-Projekt «Naturnaher Tourismus Lauenen–Lauenensee». Der Bergführerverein Gstaad-Lenk, die SAC-Sektion Oldenhorn, die Dorforganisation Lauenen, GST, die Landwirtschaft sowie weitere lokale Akteure hätten sich positiv zur Lauener Bewerbung geäussert, so die Referenten. Am Samstag galt es nun, das Stimmungsbild der Bevölkerung zu erfahren. Alt Gemeindepräsident Jörg Trachsel stellte den «Antrag auf Applaus» für die immense Vorarbeit der Behörde. Der Applaus der anwesenden Stimmberechtigten dürfte bei den Verantwortlichen der eh schon vorhandenen Motivation noch etwas mehr Schub verleihen. Eine Delegation wird am 10./11. Dezember die Gemeinde Lauenen in Innsbruck vorstellen.
Mehr unter: www.bergsteigerdoerfer.org
Verabschiedung und nachdenkliche Worte
Im Anschluss an die ordentlichen Traktanden verabschiedete Gemeindepräsidentin Ruth Oehrli ihren Ratskollegen Stephan Perreten, der nach sechs Jahren im Amt demissionierte, und dankte ihm für seinen Einsatz, sein Engagement für die Gemeinde. Das Amt als Gemeinderat sei spannend, es könne aber auch sehr herausfordernd sein, so Perreten. Er wolle aber allen Mut machen, denn in seinen Augen könne jeder und jede dieses Amt ausführen, auch dank der Unterstützung der Verwaltung.
Gemeinderat Serge Jungi wandte sich diesbezüglich ebenfalls an die Versammlung. «In zwei Jahren stehen zwei Gemeinderäte im obligatorischen Austritt – wie sieht es dann aus?», fragte er. «Kommt es dann zu einer Erhöhung auf drei Legislaturen?» Die vielen Absagen stimmten auch sie nachdenklich, sagte Gemeindepräsidentin Ruth Oehrli-Pekoll. Auch sie habe sich das Amt nicht zugetraut. «Aber man lernt dazu.» Sie hoffe, dass Lauenen auch in Zukunft eine eigenständige Gemeinde bleiben könne, mit motivierten Leuten, die mitziehen.
Parkplatzbewirtschaftung tritt in Kraft
Ab dem 1. Dezember trete die Parkplatzbewirtschaftung auf den öffentlichen Plätzen im Gemeindegebiet in Kraft, erklärte Gemeinderätin Brigitte Klenk auf eine entsprechende Frage einer Stimmbürgerin. Für genauere Informationen verwies sie auf einen Artikel in der Ausgabe des «Anzeigers von Saanen», der kommenden Freitag, 29. November erscheinen wird. Zudem sei das Reglement auf der Homepage der Gemeinde aufgeschaltet.
www.lauenen.ch/reglemente/503272