Gegensätzliches Israel
30.06.2023 ReisenOrganisiert durch die Kirchgemeinde Saanen-Gsteig erlebt eine Schar Reiselustige viel Gegensätzliches, Schönes und Nachdenkliches im Land der Urväter Israels.
Ende April starten wir im noch schlafenden Saanenland per Bus und ab Zürich per Flugzeug eine ...
Organisiert durch die Kirchgemeinde Saanen-Gsteig erlebt eine Schar Reiselustige viel Gegensätzliches, Schönes und Nachdenkliches im Land der Urväter Israels.
Ende April starten wir im noch schlafenden Saanenland per Bus und ab Zürich per Flugzeug eine Reise zu den Stätten der Urväter Israels. Voller Spannung treffen wir in Tel Aviv ein. Wird das gut gehen bei der politisch angespannten Lage im Land Israel? Unser jüdischer Reiseleiter Karl spricht perfekt deutsch. Er hat deutschsprachige Eltern. Noch bevor wir unseren Reisebus besteigen, zeigt uns Karl eine weiss blühende Pflanze. «Das sind Karotten, die wachsen hier wild», erklärt er uns. So beginnt unser Abenteuer im Land der Urväter Israels. Pfarrerin Marianne Kellenberger hatte gut geplant und 32 Reiselustige motivieren können, Israel mit seinen Gegensätzen zu entdecken.
Kurz nach Tel Aviv bricht die Nacht herein. Nur undeutlich sehen wir flache Anbaufelder und schliesslich den Hügelzug, wo wir in Taybeh, einem Dorf 20 km nordöstlich von Jerusalem, übernachten können. Taybeh ist das biblische Ofra und Epharim und heute die einzige palästinensische Ortschaft, die fast ausschliesslich christlich ist.
Wir besuchen Bet-El, wo Gott Abraham auf dem Weg nach Kanaan zeigte, welche Länder er ihm alles geben wollte. Bet-El wird in der Bibel mehrfach erwähnt. Jakob, Sohn Isaaks, übernachtete hier und hatte den Traum von der Leiter, die zum Himmel führt. Danach machte er den Stein, welcher nachts unter seinem Kopf lag, zum Malstein (Gedenkstein), übergoss ihn mit Öl und nannte den Ort Bet-El. Zuvor hiess er Lus.
Auf dem Weg zum Toten Meer machen wir halt in Shilo, wo die Lade JHWE (Bundeslade) aufbewahrt gewesen sein soll, und besichtigen eine grosse Ausgrabungsstätte. Wir sehen einen Film über Hannah, wonach sie ihren Erstgeborenen Gott überlassen wollte. Sie gebar daraufhin Samuel, welcher später als Prophet angesehen wurde. Als grosser Gegensatz zum jüdisch-christlichen Gedankengut stehen gleich zu Beginn des Rundganges abgestellte Panzer der israelischen Armee.
Unsere Fahrt geht weiter zum Kibbuz Almog, das südlich von Jericho und nahe beim Toten Meer im Palästinensischen Autonomiegebiet liegt. Nur durch einen Stacheldrahtzaun erblicken wir die «wildschönen» Hügelzüge Jordaniens.
Eine kurze Wanderung im Wüstengebiet zwischen Totem Meer und Jerusalem beeindruckt uns sehr. Tiefe Gräben und steile Hänge aus Tongestein, in denen durch Erosion der Kalk abgetragen wurde, bilden eine urtümliche Landschaft. Ein anschliessendes Bad im überaus salzhaltigen Toten Meer, das 427 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, bringt kaum Abkühlung; der Sand ist so warm, dass er ohne Schuhe an den Fusssohlen brennt.
Unsere Reise führt uns weiter dem Jordan flussaufwärts zum Kibbuz En Gev am See Genezareth in Galiläa. Während der Weiterreise auf die Golanhöhen zu den Vulkanhöhen des Mount Bental (1165 m ü.M.) sehen wir viele Anbaufelder und Windstromanlagen. Der Blick reicht bis zu den noch mit Schneeresten bedeckten Bergen Syriens.
Im Naturreservat Tel Dan wandern wir dem wichtigsten Quellfluss des Jordan entlang. Hier entspringen jährlich rund 240 Millionen Kubikmeter Quellwasser. Zudem besichtigen wir Reste von sehr alten Bauten. In einem Teil des Naturreservats existieren noch die Ruinen von Laish, das von Kanaanitern etwa 2700 vor Christus erbaut wurde.
Im Nationalpark Tel Hazor gewinnen wir einen geschichtlichen Einblick in sehr alte Zeiten. Das arabische Wort Tel bezeichnet eine Erhebung, die durch wiederholte Besiedlung entstand. Die erste Besiedlung dieser Stelle geht auf den Anfang des dritten Jahrtausends vor Christus zurück.
Vom Palästinensischen Bethlehem aus erreichen wir das Herodium, eine von Herodes dem Grossen kurz vor der Geburt Christi errichtete gigantische Palastanlage. Unser jüdischer Reiseführer Karl arbeitet heute nicht, es ist der Jüdische Schabbat. Deshalb führt uns die Ersatzreiseleiterin, eine christliche Palästinenserin, mittags zu ihrer Familie, wo wir ein typisches Mittagessen aus Fladenbrot, Olivenöl zusammen mit herrlichen Gewürzen als Vorspeise und anschliessendem Couscous geniessen dürfen. Wir erfahren nun auch Interessantes zum Zusammenleben aus palästinensischer Sicht. Dieser Gegensatz war aufschlussreich und gibt uns zu verstehen, wie schwierig sich die Beziehungen unter den Bewohnern des Landes gestalten. Beim Besuch der Geburtskirche in Betlehem zwängen wir uns in einen endlos scheinenden Touristenstrom.
In Jerusalem geniessen wir vom Ölberg aus eine gute Übersicht auf den Tempelberg und über die Altstadt Richtung moderner Hochhäuser und besichtigen das gewaltige Tunnelsystem der Davidstadt.
Am letzten Reisetag führt uns wieder Karl in Jerusalem zur Knesset-Menorah, einem siebenarmigen Bronzemonument, von wo er uns (mit einem Augenzwinkern) ein Gebäude zeigt mit den Worten «dies ist einmalig: Gleich neben dem höchsten Gerichtsgebäude haben wir hier eine Irrenanstalt mit 120 Insassen. Wir nennen es Knesset». Gemeint waren die 120 Abgeordneten des Einkammerparlaments vom Staat Israel. Nach einem kurzen Besuch von Tel Aviv kehrt ein Teil der Reisegruppe ins Saanenland zurück, während der Rest noch einige Tage in der Küstenstadt bleibt.
URS BACH