Viel Schnee und Topwetter sorgen für gelungenen Saisonstart
10.01.2025 TourismusDer Start in die Wintersaison ist geglückt – auch dank viel Neuschnee rechtzeitig zum Saisonbeginn, Sonne satt und strahlend blauem Himmel über die Festtage. Die Tourismusbranche zieht eine positive Bilanz. Das schöne Bergwetter sorgte aber auch für mehr ...
Der Start in die Wintersaison ist geglückt – auch dank viel Neuschnee rechtzeitig zum Saisonbeginn, Sonne satt und strahlend blauem Himmel über die Festtage. Die Tourismusbranche zieht eine positive Bilanz. Das schöne Bergwetter sorgte aber auch für mehr Einsätze bei Rega und Air-Glaciers.
ANITA MOSER
So viel Schnee und dazu noch schönstes Winterwetter gab es seit Jahren nicht mehr über Weihnachten/Neujahr. Viele Wintersportdestinationen vermeldeten Rekorde. Wir haben bei verschiedenen Akteuren in der Region nachgefragt.
Fantastische Festtage
«Wir hatten fantastische Festtage bis über Silvester hinaus», schwärmt Tourismusdirektor Flurin Riedi. Zahlreiche Leistungsträger – Gastronomie, Gewerbe, Hotellerie, Bergbahnen – hätten Rekorde geschrieben und seien äusserst zufrieden mit dem Gästeaufkommen. «Wir hatten zeitweilig während den Festtagen nur noch eine Ferienwohnung über unsere Vermietungsplattform im Angebot.» Die Hotels und Ferienwohnungen seien ab dem 26. Dezember praktisch ausgebucht gewesen (die genauen Logiernächtezahlen werden gegen Ende Januar bekannt gegeben).
Reger Betrieb auch in der Promenade, auf den Schlittelpisten und auf den Winterwanderwegen
Der frische Schnee vor Weihnachten sowie das tagelang schöne Wetter mit viel Sonnenschein in den Bergen habe viele Gäste, auch kurzentschlossene Tagesgäste, die dem Nebel im Unterland entfliehen wollten, in unsere Region gebracht, so Riedi. «Schönere Festtage können wir uns fast nicht vorstellen. Die Gstaader Promenade war sehr gut besucht, und sowohl auf den Winterwanderwegen als auch den Schlittelpisten herrschte reger Betrieb mit vielen Gästen und Einheimischen.» Dank der guten Schneeverhältnisse waren auch alle Langlaufloipen (ca. 90 Kilometer) sowie das ganze, rund 130 Kilometer umfassende Winterwanderwegnetz offen.
Bei aller Euphorie gibt es auch einen kleinen Wermutstropfen. «Es hat sich erneut gezeigt, dass es an Spitzentagen ein gut funktionierendes Verkehrs- und Parkplatzmanagement braucht», so Flurin Riedi.
BDG: ein Plus von 38 Prozent
Als «grandios» bezeichnete Sandro Karlen, stellvertretender Geschäftsführer der Bergbahnen Destination Gstaad AG, die Besucherzahlen zum Start in die Wintersaison auf den Pisten und in den Berghäusern gegenüber dem «Berner Oberländer». Bis am 2. Januar habe man 126’000 Ersteintritte gezählt, 38 Prozent mehr als im Vorjahr. Je nach Pistenverhältnissen und Wetter generiere das Unternehmen über die Festtage zwischen 10 und 20 Prozent des Umsatzes einer ganzen Saison.
Guter Start – grosse Herausforderungen
Im Hinblick auf die ganze Saison tönt es auf Nachfrage bei Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG, nicht so euphorisch. «Rechnet man die Folgetage ab dem 2. bis am Sonntag, 5. Januar mit, sinkt der Prozentsatz der Ersteintritte im Vergleich zum Vorjahr (bis Sonntag, 7. Januar) bereits um rund zehn Prozent.» So schnell könne es gehen, wenn der Himmel nicht mehr strahlend blau sei. «Aber ich will nicht schwarz malen. Der Start war super», so In-Albon. «Alle Anlagen waren offen, die Verhältnisse so traumhaft wie schon lange nicht mehr.» Aber es gebe noch Potenzial nach oben. An den Bahnen habe man nie lange anstehen müssen und auch die Parkplätze seien an gewissen Orten nicht ausgelastet gewesen. Und nach den Feiertagen seien jeweils nur noch wenige auf den Pisten unterwegs. «Wir haben eine sehr hochstehende Klientel, die aber sehr wenig Ski fährt», so In-Albon. Im Januar sei dank Skilagern und den Schulen noch eine gewisse Auslastung gewährleistet. Ebenso an schönen Wochenenden durch Tagestouristen und Einheimische. «Einige gute Tage über die Festtage und zwei bis drei Wochen Hochsaison während der Sportferien reichen nicht für eine nachhaltige, erfolgreiche Geschäftsausrichtung», erklärt In-Albon.
Angewiesen auf Tagesgäste
«Die Skigebietsinfrastruktur ist im Verhältnis zu den Hotelbetten verglichen mit anderen Stationen gross», sagt In-Albon. «Was wir brauchen, sind Leute auf der Piste.» Die Seilbahnbranche sei sehr kapitalintensiv mit hohen Fixkosten. «Um die Bahnen rentabel zu betreiben, braucht es eine gewisse Masse, die gewillt ist, einen guten Durchschnittspreis zu bezahlen.» Es bräuchte neben der traditionellen Klientel auch eine heterogene und diversifizierte Klientel, Tagesgäste und mehr Familien, die hier ihre Ferien verbringen und nicht nur bei perfekten Konditionen auf die Piste kommen, sagt In-Albon. Er erwartet, dass der Magic Pass, zu dem ab kommendem Sommer auch die Destination Gstaad gehört, während der Nebensaison mehr Gäste bringt und die Saison auch im März dadurch verlängert werden kann. «Unsere Destination braucht auch mehr warme Betten, das heisst mehr bewirtschaftete Ferienwohnungen, mehr Hotelbetten im Drei- und Viersternebereich, mehr Lodges.» Der geplante längere Schulbetrieb vom Le Rosey im März werde sehr begrüsst und werde sich positiv auf das Bergbahnbusiness auswirken.
Das Skibusiness sei ganz klar ein Volumenbusiness, erklärt In-Albon. «Auch Skischulen, Bergrestaurants oder Sportgeschäfte brauchen Volumen.» Ohne eine konstante Auslastung werde es auch immer schwieriger, Personal zu finden – für die Gastronomie, für die Parkplätze, den Ticketverkauf usw. «Wir sind in allen Bereichen mit Unterbesetzung gestartet.» Werde jemand krank, sei dies eine grössere Herausforderung, so In-Albon.
Feiertage wie bestellt
Auch die Verantwortlichen des Wasserngrats und der Familienskilifte Lauenen und Gsteig ziehen eine positive Bilanz. «Wieder einmal Winter über die Festtage wie seit Langem nicht mehr», schwärmt Ivo Paroni, Betriebsleiter des Wasserngrats. «Das war schön nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Einheimischen und die Angestellten», so Paroni. «Wir konnten arbeiten mit dem, was wir brauchen: mit Naturschnee.» Alle Pisten seien über die Festtage offen gewesen – mit Naturschnee. Er habe mit vielen älteren Menschen gesprochen, keiner könne sich erinnern, wann die Verhältnisse über die Festtage zum letzten Mal so waren wie heuer. Normalerweise herrsche Tauwetter über die Festtage. In diesem Jahr fiel der Schnee vor den Feiertagen und dann war es 14 Tage konstant schön. «Feiertage wie bestellt», lacht Ivo Paroni und schiebt nach: «Wir sind zufrieden mit dem, was ist und nehmen Tag für Tag.»
Zum ersten Mal nach zwei Jahren war der Skilift Heiti im Gsteig über Weihnachten/Neujahr offen, wie Stefan Walker, Betriebsleiter und technischer Leiter, auf Anfrage sagt. Die 1,3 Kilometer Pisten sind reine Naturschneepisten. Der Skilift habe über die Festtage gute Frequenzen generiert und grundsätzlich seien die Leute zufrieden gewesen, so Walker. «Dank den guten Verhältnissen und dem schönen Wetter hat man viel unternehmen können.»
Kein Grund zum Jammern haben auch die Verantwortlichen des Skilifts Rohrbrücke–Brüchli in Lauenen. «Schnee gut, Frequenzen gut, Besucherinnen und Besucher zufrieden», vermeldet Maja Perreten-Hartmeier auf Anfrage. «Weihnachten-Neujahr war auf jeden Fall gut und kein Vergleich zum Vorjahr.»
«Sehr strenge Tage – ein gutes Zeichen»
Für eine Bilanz über die ganze Branche sei es noch zu früh, er habe noch kaum Zeit gehabt, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu besprechen, sagt Christof Huber, Präsident des Hoteliervereins Gstaad-Saanenland. «Die Stimmung über die Feiertage war aber allgemein sehr gut», sagt er. Dazu beigetragen hätten natürlich auch die guten Verhältnisse und das schöne Wetter. «Die Leute blieben länger in der Destination. Auch der Januar ist im Vergleich zum Vorjahr besser.» Die Restaurants hätten ebenfalls gute Umsätze generiert – und das trotz schönem Wetter. Allgemein habe es in der Region so viele Leute gehabt wie noch selten. «Die Hotellerie und Gastronomie hatten strenge Tage – was natürlich ein gutes Zeichen ist», so Huber.
Mehr Rettungseinsätze
Das schöne Wetter lockte viele Menschen in die Berge. Und entsprechend gab es auch mehr Unfälle und damit mehr Rettungseinsätze. «Zwischen dem 23. Dezember 2024 und dem 5. Januar 2025 wurden die Helikopter von Air-Glaciers für 345 Rettungseinsätze mobilisiert, mit einem Höhepunkt von 37 Einsätzen am Samstag, 28. Dezember», schreibt die Air-Glaciers AG, die auch eine Basis am Gstaad Airport betreibt, in einer Medienmitteilung. Dies entspreche im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von nahezu zehn Prozent. «Ab der Basis Gstaad verzeichnete die Air-Glaciers zwischen dem 24. Dezember 2024 und dem 2. Januar 2025 40 Einsätze. Am meisten Einsätze gab es am 26. Dezember mit sieben Rettungen», informiert die Air-Glaciers auf Anfrage. Das Ambulanzfahrzeug, das während der Wintersaison in Saanen stationiert ist, ergänzte den nächtlichen Helikopterdienst und kam im ganzen Jahr 2024 insgesamt 63 Mal zum Einsatz.
Auch die Rega verzeichnete mehr Einsätze. «Allgemein widerspiegeln die Einsatzzahlen der Helikoptercrews die Wetterbedingungen, das Freizeitverhalten und die Reisetätigkeit der Bevölkerung sowie ausländischer Touristen in der Schweiz und unterliegen deshalb natürlichen Schwankungen», schreibt sie in einer Medienmitteilung. So waren die Einsatzzahlen am sonnigen Silvester- und Neujahrstag höher als am eher trüben Berchtoldstag. Insgesamt standen die Rega-Crews vom 31. Dezember bis 2. Januar 240 Mal im Einsatz. Über die Hälfte davon zugunsten von verunfallten Wintersportlerinnen und -sportlern. Im Berner Oberland musste die Rega ab den Basen Wilderswil und Zweisimmen während dieser Zeitspanne rund 40 Mal ausrücken.
SPITAL STS AG: NOTFALL-ZAHLEN ÜBER DIE FESTTAGE
Gemäss einer Medienmitteilung der Spital STS AG hatte das Notfallpersonal an den beiden Spitalstandorten Thun und Zweisimmen über die Feiertage Hochbetrieb: Zwischen dem 21. Dezember 2024 und dem 5. Januar 2025 kam es am Notfallzentrum Thun zu 1750 Leistungen, am Spital Zweisimmen war das Patientenaufkommen im Notfall mit rund 500 Fällen ebenfalls überdurchschnittlich. Auch der Rettungsdienst der Spital STS AG leistete über die Weihnachts- und Neujahrstage mit 577 Einsätzen einen beachtlichen Beitrag und war rund um die Uhr beansprucht, schreibt die STS AG. Besonders einsatzreich seien in Zweisimmen in erwähnter Zeitspanne die Patiententransporte mittels Helikopter gewesen. Denn aufgrund der idealen Witterungsverhältnisse waren mehr Schneesportler unterwegs und somit stieg auch die Zahl der Verletzungen. «Die Spital STS AG hatte sich in Thun und Zweisimmen jedoch auf stark frequentierte Festtage eingestellt – und konnte den Ansturm bewältigen», lässt sich die STS AG zitieren.
PD/SWO
TOURISMUS BAUT ANGEBOT AUS
• Start in die Sommersaison mit Migros Hiking Sounds in Schönried/Horneggli am Samstag/Sonntag, 7./8. Juni 2025.
• Magic Pass ab Sommer 2025
• Saanis Familienprogramm vier Wochen im Sommer – neu auch Teilnahme für Einheimische.
• Betriebszeiten Bergbahnen: Das Horneggli ist neu bis am 9. November (Wochenendbetrieb ab 1. November) offen.
Weitere Infos: https://bow.datacycle.cloud/assets/betriebsdaten-tvg-sommer-a3.pdf oder Betriebsdaten BDG Sommer 2025 A3.indd
• Busbetrieb Saanen–Jaun Bergbahnen über Abländschen sowie Busbetrieb zum Lauenensee bis zum 26. Oktober.
PD