Blick in die Vergangenheit
02.09.2025 SaanenlandHatten meine Nachbarn vor zehn Jahren schon einen Swimmingpool? Diese Frage lässt sich mit der «Zeitreise»- Funktion von Swisstopo beantworten, die zeigt, wie sich das Saanenland über Jahrzehnte verändert hat. Ein Blick aus der Vogelperspektive offenbart neue ...
Hatten meine Nachbarn vor zehn Jahren schon einen Swimmingpool? Diese Frage lässt sich mit der «Zeitreise»- Funktion von Swisstopo beantworten, die zeigt, wie sich das Saanenland über Jahrzehnte verändert hat. Ein Blick aus der Vogelperspektive offenbart neue Dorfkerne, alte Wege und überbaute Wiesen.
JONATHAN SCHOPFER
Was ist Swisstopo?
Swisstopo ist das Bundesamt für Landestopografie. Es ist die nationale Fachstelle für Geoinformation und erstellt Karten, Luftbilder, Orthofotos sowie digitale Modelle von Gelände und Landschaft.
Was ist die «Zeitreise»-Funktion ?
Mit der Funktion «Zeitreise» können Userinnen und User historische und aktuelle Luftbilder vergleichen. Dadurch wird sichtbar, wie sich Landschaften und Ortschaften verändert haben – etwa durch neue Strassen, verschwundene Wege oder überbaute Flächen.
«Die ‹Zeitreise Luftbilder› vereint verschiedene Generationen von Orthofotos», schreibt Swisstopo.
Zur Zeitreise: https://s.geo.admin.ch/uw5nzy4u0idu
Was ist der Unterschied zwischen Luftbildern und Orthofotos?
«Damit die Luftbilder in einem Kartenformat wie der «Zeitreise» betrachtet werden können, müssen sie zu Orthofotos verarbeitet werden», schreibt Swisstopo.
«Orthofotos sind Bilder, die von ihren Verzerrungen befreit sind und somit über ihre ganze Ausdehnung einen einheitlichen Massstab aufweisen. Sie lassen sich daher gut mit anderen Geodaten überlagern und werden als Grundlage für Koordinaten-, Distanz- und Flächenmessungen genutzt», so Swisstopo weiter, und: «Die ‹Zeitreise Luftbilder› vereint verschiedene Generationen von Orthofotos.»
Wie entstehen die Bilder?
Die Luftaufnahmen von Swisstopo entstehen in Zusammenarbeit mit der Schweizer Luftwaffe. Zum Einsatz kommt dabei eine hochpräzise Kamera vom Typ Leica Geosystems ADS100.
Wann wurde auf Farbfotos umgestellt?
Zwischen 1998 und 2008 stellte Swisstopo von Schwarz-Weiss- auf Farbluftbilder um. Der Produktionsprozess blieb im Wesentlichen derselbe wie zuvor, wurde jedoch durch zusätzliche manuelle Korrekturen verbessert – etwa bei der Entzerrung von Brücken, der Platzierung von Schnittlinien oder der Anpassung von Bildverzerrungen.
Wie genau sind die Orthofotos?
Aktuelle Orthofotos haben eine Bodenauflösung von 10cm in den Ebenen und Haupttälern sowie 25cm in den Alpen. Das bedeutet: Ein Pixel entspricht in den Ebenen einer Fläche von 10cm auf dem Boden.
MARTIN BAUMANN IM INTERVIEW
«Meistens sind die Orthofotos zu ungenau»
Martin Baumann ist patentierter Ingenieur-Geometer und Mitglied der Geschäftsleitung der Baumann Vermessungen AG in Saanen. Er führt stellvertretend die Nachführung der amtlichen Vermessung und des Grundbuchplans. Im Interview erklärt er, wie Swisstopo-Orthofotos und eigene Drohnenaufnahmen genutzt werden – und wo technische Grenzen sichtbar werden.
JONATHAN SCHOPFER
Martin Baumann, Swisstopo stellt Orthofotos für die ganze Schweiz bereit. Wie nutzen Sie diese Bilder im Saanenland?
Wir greifen zur Orientierung auf diese Daten zurück – etwa wenn es um alte Wege oder natürliche Grenzen wie einen Bach geht, die im Grundbuch eingetragen werden müssen. Für den Überblick sind die Orthofotos praktisch. Aber meistens sind sie für unsere Arbeit zu ungenau – im Detail stossen sie schnell an ihre Grenzen.
Wie kommen Sie zu genaueren Bildern?
Wir nutzen eigene Drohnenaufnahmen, sobald die Genauigkeit höher sein muss. Swisstopo liefert Aufnahmen mit rund 25 Zentimetern Bodenauflösung – unsere Drohnen erreichen den Bereich von einem Zentimeter. Mit Drohnen führen wir zum Beispiel eine Volumenberechnung durch.
Was genau ist eine Volumenberechnung?
Ein klassisches Beispiel ist die Volumenberechnung bei Deponien oder Kiesgruben. Die Drohne fliegt rasterweise darüber und macht viele überlappende Fotos. Daraus entsteht eine Punktwolke, also ein 3D-Modell. Vergleicht man dieses 3D-Modell mit früheren 3D-Modellen, kann berechnet werden, wie viel Material ab- oder zugetragen wurde. Die Betreiber wissen zwar über ihre Lastwagenfahrten, wie viel Material bewegt wurde – mit unseren Daten erhalten sie aber eine unabhängige Berechnung dazu.
Spielen Luft- und Drohnenbilder auch eine Rolle beim Thema Naturgefahren?
Für die reine Prävention reichen Luftbilder nicht, da braucht es zusätzliche Sensoren. Aber für die Dokumentation sind sie nützlich. Bei einem Hangrutsch, wie wir ihn etwa bei Lauenen haben, können wir unter anderem mit der Drohne festhalten, wie stark sich das Gelände verändert hat. Aber ich betone: Jeder Hangrutsch ist anders und muss zuerst sorgfältig bewertet werden – eine einfache Standardlösung gibt es hier nicht.
Dürfen Sie einfach mein Grundstück von oben fotografieren? Wie sieht es mit Bewilligungen und Datenschutz aus?
Wir sind beim Bundesamt für Zivilluftfahrt registriert und halten uns strikt an die Vorschriften. Personen dürfen wir nicht fotografieren. Grundstücke von oben zu erfassen, ist dagegen erlaubt, solange es im Rahmen eines Auftrags geschieht. Unsere Kunden – zum Beispiel eine Gemeinde oder ein Deponiebetreiber – geben uns den Auftrag dazu.