Bergbahnen: zweite Rückmeldung aus Belegschaft und Bevölkerung

  22.05.2023 Tourismus

Bereits zum zweiten Mal befragte die Bergbahnen Destination Gstaad AG die Bevölkerung und ihre Mitarbeitenden nach ihrer Zufriedenheit und nach Verbesserungspotenzial. Der Wunsch nach intensiver Beschneiung ist enorm.

JENNY STERCHI
Umfragen sind ein häufig genutztes Instrument zur Messung der Stimmungslage und Zufriedenheit verschiedener Personengruppen. Jeder, der oder die schon mal einen Fragebogen ausgefüllt hatte, wartete zum Teil vergebens auf die Auswertungen oder gar daraus abgeleitete Anpassungen der Prozesse, die Inhalt der Umfrage waren.

Statistisch und ehrlich
Die Fragen waren die gleichen wie im Vorjahr, um eine Vergleichsebene zu haben. Ergänzt wurde die Umfrage mit zwei offenen Fragen, die Zukunftswünsche und Verbesserungspotenzial thematisierten. Der Rücklauf war grösser als im vorhergehenden Jahr.

Der grösste Teil der Befragten nutzt die Anlagen das ganze Jahr, gefolgt von denen, die dies nur im Winter tun. Die Umfrage, mit der die BDG die Stimmung und Wünsche sowohl der Bevölkerung als auch der Mitarbeitenden des Unternehmens erhoben hat, führte zu aussagekräftigen Ergebnissen. «Zum einen ist es gut für uns, die Tendenzen und Richtungen in den Antworten zu erkennen, Massnahmen einzuleiten aber auch zu kommunizieren», erklärt Sarah Göschel, Leiterin Marketing bei der BDG. Transparenz und offene Kommunikation sei für die Mitarbeitenden ebenso wichtig wie für die Bevölkerung. «Gerade hier in der Region sind die Menschen sehr interessiert daran, wie es bei den Bergbahnen läuft», weiss Matthias In-Albon, CEO Bergbahnen Destination Gstaad AG. «Die hiesige Bevölkerung weiss, dass der Winter eine bedeutende Einnahmequelle ist.»

Grundsätzlich waren sich die Befragten aber einig, dass die Pistenbeschaffenheit in Anbetracht der dürftigen Bedingungen sehr gut war und der Einsatz der Mitarbeitenden bemerkenswert. «Wir haben uns jedoch die kritischen Stimmen noch genauer angeschaut, weil wir uns ja gern verbessern möchten», fügen Göschel und In-Albon an.

Wunsch nach intensiver Beschneiung
Der Winter sorgte mit der andauernden Südwestströmung über Weihnachten und Neujahr und schlechtem Wetter an den Märzwochenenden für eine angespannte Situation. «Die Stromproblematik war im März schon vergessen bei den Menschen», lässt sich laut Matthias In-Albon aus den Umfrageergebnissen ablesen. Tendenziell äusserten die Befragten vermehrt den Wunsch, früher und mehr zu beschneien. «Das ist für uns eine klare Ansage, auch wenn sie uns vor dem Hintergrund ökologischer und nachhaltiger Anstrengungen im Alltag etwas überrascht hat.»

«Wir hatten genau drei Zeitfenster, in denen wir im Dezember mit den gegebenen Kapazitäten beschneien konnten. Das stiess auf Unverständnis.» Für eine effizientere Beschneiung hat die BDG die Projekte in Angriff genommen, die sich derzeit in den Planungs- und Bewilligungsverfahren befinden. «Die Verdopplung der Wasserkapazität am Eggli und die Vergrösserung des Speichersees auf dem Hornberg werden eine intensivere Beschneiung ermöglichen.» Derzeit ist der Wasserbezug pro Zeiteinheit schlicht limitiert. «Und dennoch erhielten wir interessante Rückmeldungen, auch mit Ideen zu nachhaltiger Entwicklung», betont Sarah Göschel.

Freundlichkeit als Pandemieopfer
Während der letzten beiden Wintersaisons war das Bergbahnpersonal angehalten, den Kontakt zu den Gästen zu minimieren, um den Bestimmungen nachzukommen. Die vor der Pandemie erarbeitete Freundlichkeit war plötzlich nicht mehr erwünscht. «Offensichtlich haben die zwei Jahre Distanzhalten sich festgesetzt», führen Göschel und In-Albon aus. «In der Umfrage begegnete uns wieder häufiger mangelnde Freundlichkeit beim Personal, was wir ganz klar als eine Folge der vorangegangenen zwei Winter sehen.» Es sei eindeutig ein Fehler in der Personalführung, die Belegschaft nicht wieder für den herkömmlichen Gästekontakt sensibilisiert zu haben. Aber darauf werden wir wieder einen Fokus für die nächste Wintersaison legen.

Baustelle Parkplätze
«Der Boden war wenig gefroren in diesem Winter, es hat viel geregnet und der Boden war alles andere als kundenfreundlich», fasst Matthias In-Albon zusammen und spricht vor allem die Situation in Schönried an. Dazu gab es am meisten negative Rückmeldungen in der Umfrage und diese bildeten die wachsenden Bedürfnisse des Skigastes gut ab. «Die Parkplätze und da vor allem die, welche wir in Schönried haben, werden den Ansprüchen an die Destination Gstaad nicht gerecht», stellt der CEO fest.

Neue Parkplätze sind Teil des Projektes Neubau Hornegglibahn, das sich derzeit noch im Bewilligungsverfahren befindet. «Wir wissen um die Problematik, uns stehen jedoch in dieser Projektphase keine Möglichkeiten offen, kurzfristig etwas daran zu ändern.»

Arbeit ist nicht mehr nur Arbeit
«Nichts wird morgen mehr sein, wie es heute ist.» So lässt sich die gegenwärtige Situation bei den Mitarbeitenden ziemlich klar zusammenfassen. Umso wertvoller ist die Tatsache, dass viele Mitarbeitende der Aussage «Die Arbeit ist nicht nur ein Job» ebenso zustimmten wie der Äusserung «Ich komme gern zur Arbeit».

Obwohl von den Mitarbeitenden heute viel gefordert werde, sie sich vor allem seit der Pandemie an häufig wechselnde Bedingungen und Anforderungen anpassen müssten, sei die Bindung zwischen ihnen und dem Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.

Die Pandemie hinter sich gelassen, sahen sich die Angestellten in diesem Winter mit Unsicherheiten und Unvorhersehbarkeit bezüglich Stromversorgung und Schneesituation konfrontiert. «Dieser Zustand wird im nächsten Winter unter Umständen wiederkehren oder sogar noch kritischer sein», mutmasst In-Albon.

«Dann zu sehen, wie Gastromitarbeiter und Mitarbeitende von den Anlagen, die wir nicht offen haben konnten, an den Stellen mithalfen, wo es dringend nötig war, zeigt uns neben ihrer Identifikation mit dem Unternehmen auch ihre Motivation, zusammen etwas zu schaffen. Und das macht uns glücklich.»


WUSSTEN SIE…

…, dass aus dem See am Hornberg 24 Stunden lang Wasser ohne Zulauf für die Beschneiung bezogen werden kann? Dann ist er leer und es braucht zwei bis drei Tage, um ihn wieder zu füllen.

JENNY STERCHI


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