Zehn Mal deux – wenn Ski- und Sprachunterricht auf der Piste zusammentreffen
24.01.2025 SkiVor zehn Jahren wurde das Projekt «Deux im Schnee» ins Leben gerufen. Mittlerweile kommen auf die Wintersaison verteilt 20 Schulklassen aus der gesamten Schweiz ins Saanenland, um hier den deutsch-französischen Austausch mit Schneesport zu verbinden. Am Medientag des ...
Vor zehn Jahren wurde das Projekt «Deux im Schnee» ins Leben gerufen. Mittlerweile kommen auf die Wintersaison verteilt 20 Schulklassen aus der gesamten Schweiz ins Saanenland, um hier den deutsch-französischen Austausch mit Schneesport zu verbinden. Am Medientag des zehnjährigen Jubiläums wurde zur Präsentation und anschliessend auf die Piste eingeladen.
ELISA OPPERMANN
«Seinem Gegenüber in dessen Heimatsprache zu begegnen, zeichnet sich durch mehrere Aspekte aus: Respekt, Lernbereitschaft und Freude», betonte Christine Häsler, Regierungsrätin des Kantons Bern, in ihrer Rede am Medientag des Projekts «Deux im Schnee». Auch Anne Hiltpold, Regierungsrätin des Kantons Genf, war vor Ort. Dass Besuch zweier Regierungsrätinnen aus zwei Kantonen am 21. Januar in der Jugendherberge Saanen anwesend war, hatte einen besonderen Grund, denn der vergangene Dienstag markierte ein Jubiläum im Saanenland – zehn Jahre «Deux im Schnee». «Ich kann mich gut an das erste Jahr erinnern», erklärte Jan Brand, ehemaliger Skischulleiter der Skischule Gstaad. «Es war an einem Dienstag, als ich plötzlich den Anruf erhielt, dass eine Schülergruppe auf dem Eggli dringend Skilehrer benötige. Mehr Informationen hatte ich nicht. So fing alles etwas chaotisch an und wurde über die Jahre hinweg professionalisiert», erzählt Brand, der heute Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG) ist.
Die Wichtigkeit der Sprache
Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) gehört die Schweiz zu den wenigen Ländern, die vier offizielle Landessprachen in einer relativ kleinen geografischen Region vereinen. 62 Prozent der Bevölkerung nennen Deutsch als ihre am besten beherrschte Sprache, gefolgt von Französisch mit 23 Prozent. «Ich sehe das immer mehr bei Erwachsenen: Die einen sprechen Deutsch, aber kein Französisch, die anderen Französisch, aber kein Deutsch. Es ist wichtig, das in jungen Jahren zu fördern», so Olivier Tschopp von Movetia, der ebenfalls am Jubiläumsanlass vertreten war. Die Movetia, nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungsbereich, unterstützt das Projekt «Deux im Schnee» seit mehreren Jahren. «Unser Ziel ist es eigentlich, dass jede Schülerin und jeder Schüler in der Schweiz bis zum Abschluss entweder einen nationalen oder einen internationalen Austausch erlebt», erklärte Tschopp weiter. Da die Hemmschwelle in jungen Jahren tiefer liege, sei dies der ideale Zeitpunkt, um Sprachen zu lernen. Anschliessend auf der Piste bestätigen auch die Skilehrer:innen diese Aussage: «Kinder und Jugendliche nehmen wie Schwämme auf. Sie lernen viel schneller, ohne Angst, und können das Gelernte im Vergleich zu Erwachsenen mühelos anwenden.»
Von Herausforderungen und Erfolgen
«Am meisten freue ich mich auf die Piste», erzählte die dreizehnjährige Luana aus Grüningen, Zürich, voller Vorfreude. Am Morgen sitzt sie mit ihrer Freundin Mia (14) am Tisch im Frühstücksraum der Jugendherberge Saanen – zusammen mit den neuen Bekanntschaften Jizelle (13) und Amelie (13) aus Genf. Gemeinsam versuchen sie, in zwei Sprachen eine Geschichte über das Dorf Saanen zu schreiben. Auch die Jungs der Gruppe sind fleissig: «Wir haben uns schon einmal vor dieser Woche getroffen und uns sofort gut verstanden. Deswegen habe ich mich umso mehr auf die gemeinsame Woche im Lager gefreut», verriet Dario (14) aus Zürich. Das erste Zusammentreffen der beiden Klassen fand auf dem Weihnachtsmarkt in Zürich statt. Auch die Lehrerin Manila Monti ist vom Projekt begeistert: «Von 2021 bis 2024 war ich jedes Jahr selbst mit einer Klasse dabei. Mittlerweile darf ich mich in die Organisation einbringen und so eine andere Seite des Austauschs kennenlernen.» Die Koordination der verschiedenen Leistungsträger vor Ort brauche Zeit und eine gute Vernetzung. Diese Arbeit übernimmt Katrin Espiasse seitens Gstaad Saanenland Tourismus (GST) seit drei Wintern. «Klar gibt es in jedem Jahr Herausforderungen, wie Wetterkapriolen oder schwierigere Klassenkonstellationen, aber daraus lernen alle wieder viel und die positiven Erlebnisse und Erfolgsgeschichten überwiegen. Somit ist die Motivation fürs elfte Deux-im-Schnee-Jahr immer noch so hoch wie zu Beginn.»