Abschied von Papst Franziskus – stille Gedenkmomente auch in der Region
28.04.2025 KirchePapst Franziskus ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Während am Samstag rund 400’000 Gläubige in Rom Abschied nahmen, gedenken auch Gläubige im Saanenland und Obersimmental des verstorbenen Kirchenoberhauptes – in schlichter, aber ...
Papst Franziskus ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Während am Samstag rund 400’000 Gläubige in Rom Abschied nahmen, gedenken auch Gläubige im Saanenland und Obersimmental des verstorbenen Kirchenoberhauptes – in schlichter, aber persönlicher Weise.
JOCELYNE PAGE
Mit 88 Jahren hat Papst Franziskus am Ostermontag Abschied von dieser Welt genommen – nur einen Tag, nachdem er am Ostersonntag noch den traditionellen Segen «urbi et orbi» gesprochen hatte. Der Papst war schon länger krank. Besonders schwer hatte ihn zuletzt eine Lungenentzündung getroffen. Über Wochen befand er sich in ärztlicher Behandlung im Krankenhaus.
«Ich halte es für eine Gnade, an Ostern von Gott abberufen zu werden», sagt Pfarrer Klaus Metsch aus Leipzig. Er ist derzeit als Vakanzpfarrer in der römisch-katholischen Pfarrei St. Josef in Gstaad tätig.
Gebetszettel und nationale Gedenkfeier
Drei Tage lang war Papst Franziskus im Petersdom aufgebahrt. Rund 250’000 Gläubige nutzten die Gelegenheit, um sich von ihm zu verabschieden. Die Trauerfeier fand am Samstag mit 400’000 Personen statt. Unter den Gästen befanden sich Hunderte Staats- und Regierungschefs, Monarchen sowie hochrangige Vertreter:innen aus Politik und Gesellschaft. Ungewöhnlich: Franziskus wollte nicht – wie üblich – im Petersdom beigesetzt werden, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore. In seinem Testament begründete er dies mit seiner lebenslangen Verbindung zur Jungfrau Maria. Dort sollen nun seine sterblichen Überreste ruhen.
Auch im Saanenland und Obersimmental wird des verstorbenen Papstes gedacht. In den Kirchen und Pfarrgemeinden liegen Gebetszettel auf, wie Pfarrer Metsch erklärt. «Zudem haben wir Gedenkbilder aufgestellt.» Eine eigene Gedenkmesse sei in der Region nicht geplant. «Aber in den kommenden Messen werde ich das Leben und Wirken des Papstes in bescheidener Weise würdigen.»
Hinzu kommt eine nationale Gedenkfeier: Am heutigen Dienstag findet in der Dreifaltigkeitskirche in Bern ein Gottesdienst statt – geleitet von den Schweizer Bischöfen und dem päpstlichen Nuntius (diplomatischer Vertreter des Papstes).
Die Pfarrei St. Josef in Gstaad befindet sich derzeit auf einer Gemeindefahrt. «Ich bin aber überzeugt, dass es im Sinne von Papst Franziskus wäre, dass wir diese Reise unternehmen», so Pfarrer Metsch.
Ein Papst, der bewegt hat
«Papst Franziskus hat wichtige Weichen gestellt, besonders für die moderne Kirche», betont Pfarrer Metsch. «Er war kein Revolutionär, aber ein Menschenfreund, der viele Dinge angestossen hat, die nun weitergeführt werden müssen.» So habe er die Frauenfrage, das Zölibat, den Klerikalismus und die Machtstrukturen innerhalb der Kirche thematisiert. Auch in sozialen Fragen war Franziskus engagiert. «‹Diese Wirtschaft tötet› – dieses Zitat stammt von ihm. Er hat die globale Wirtschaft scharf kritisiert, ohne ein Marxist zu sein», erklärt Metsch. Auch Krisen wie der globale Klimawandel und die Flüchtlingskrise beschäftigten ihn sehr, so besuchte er beispielsweise persönlich Orte wie Lampedusa und Lesbos. «Er war ein Befreiungstheologe. Wir können dankbar sein, dass wir einen solchen Papst erleben durften.»
WIE WIRD EIN NEUER PAPST GEWÄHLT?
Nach dem Tod eines Papstes beginnt ein klar geregelter Ablauf, bis ein neuer Papst gewählt und eingesetzt ist. Zunächst wird der Tod offiziell festgestellt. Der sogenannte «Fischerring», das persönliche Siegel des Papstes, wird zerstört, die päpstlichen Gemächer werden versiegelt. Damit beginnt die sogenannte Sedisvakanz – die Zeit, in der der Heilige Stuhl unbesetzt bleibt.
Der Leichnam des verstorbenen Papstes wird in den Petersdom überführt und dort drei Tage lang öffentlich aufgebahrt. Gläubige und Würdenträger erhalten die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Gleichzeitig beginnt eine neuntägige Trauerzeit, das sogenannte Novendiale, mit täglichen Gedenkmessen.
Die Beerdigung findet meist vier bis sechs Tage nach dem Tod statt. Wo sie genau erfolgt, hängt vom Wunsch des verstorbenen Papstes ab. Traditionell wird er im Petersdom beigesetzt – Papst Franziskus wünschte sich die Basilika Santa Maria Maggiore als letzte Ruhestätte. Nach der Beisetzung übernimmt das Kardinalskollegium die Leitung der Kirche für alle Übergangsfragen. In der Folge startet das Konklave: Die geheime Versammlung der wahlberechtigten Kardinäle, in der ein neuer Papst gewählt wird. Alle wahlberechtigten Kardinäle unter 80 Jahren – im kommenden Konklave sind es 135 – reisen nach Rom. Das Konklave beginnt frühestens 15, spätestens 20 Tage nach dem Tod des Papstes. Die Kardinäle ziehen sich dazu in die Sixtinische Kapelle zurück. Für eine gültige Wahl ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel verbrannt: Schwarzer Rauch zeigt eine erfolglose Wahl an, weisser Rauch signalisiert, dass ein neuer Papst gewählt wurde.
Der Gewählte wird gefragt, ob er die Wahl annimmt, wählt seinen Papstnamen und erscheint anschliessend auf dem Balkon des Petersdoms. Mit den Worten «Habemus Papam» verkündet die Kirche der Welt die Wahl des neuen Pontifex.
PD/JOP
BESCHEIDEN, VOLKSNAH UND UNKONVENTIONELL: PAPST FRANZISKUS
Papst Franziskus wurde am 17. Dezember 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geboren. Er war das älteste von fünf Kindern einer Familie italienischer Herkunft. Aufgewachsen ist er in einfachen Verhältnissen.
Nach seiner Ausbildung zum Chemietechniker trat er 1958 in den Jesuitenorden ein. Er studierte Philosophie und Theologie und wurde 1969 zum Priester geweiht. 1998 übernahm er das Amt des Erzbischofs von Buenos Aires. Drei Jahre später ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal.
Am 13. März 2013 wurde er zum Papst gewählt – als erster Lateinamerikaner, erster Jesuit und erster Ordensmann seit Jahrhunderten. Er wählte den Namen Franziskus, inspiriert vom heiligen Franz von Assisi – ein Zeichen für Armut, Demut und Einsatz für die Schwachen.
Papst Franziskus galt als bescheiden und volksnah. Er verzichtete auf viele Privilegien und lebte im Gästehaus Domus Sanctae Marthae statt im Apostolischen Palast. Während seiner Amtszeit setzte er zahlreiche Reformen um, so öffnete er beispielsweise kirchliche Leitungsfunktionen auch für Laien und Frauen.
Wichtige Themen für ihn waren soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und eine Kirche, die offen und nah bei den Menschen ist. Franziskus kritisierte den Kapitalismus und Konsumismus deutlich. Er förderte auch den interreligiösen Dialog und hatte historische Begegnungen mit orthodoxen und muslimischen Vertretern.
In Erinnerung bleibt er als «Papst der Armen» – und als ein Papst, der viel in Bewegung gesetzt hat, als Reformer.
PD/JOP