Beten für die Menschen in Not, für eine Welt ohne Krieg

  04.03.2022 Kirche, Politik, Saanenland

Die Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung ist riesig. Auch die Kirchen engagieren sich.

ANITA MOSER
Neun Tage dauert nun der Krieg in der Ukraine schon. Hunderttausende, vorwiegend Frauen, Kinder sowie ältere Menschen, sind auf der Flucht. Zurück lassen sie ihre Heimat, Ehemänner, Väter, Söhne. Die weltweite Solidarität ist riesig. In vielen Städten und Dörfern stapeln sich die Hilfsgüter. Wie kann man helfen? Hier vor Ort? Wir haben uns bei den lokalen Landeskirchen umgehört.

Spenden über offizielle Hilfswerke
Von Kirchgemeinden organisierte Sammelaktionen gibt es aktuell (noch) nicht. Die reformierte und die römisch-katholische Kirchgemeinde verweisen unter anderem auf die offiziellen Hilfswerke. «Spenden für Heks kann man zum Beispiel am Suppentag am kommenden Sonntag, 6. März», erklärt Kornelia Fritz, Pfarrerin aus der Lauenen. Heks sei in der Ukraine und in Rumänien mit seinen Projekten gut integriert. Auch Monika Steiner, Kirchgemeinderatspräsidentin der reformierten Kirchgemeinde Saanen-Gsteig, verweist für Spenden ebenfalls an offizielle Hilfswerke. «Diese arbeiten vor Ort mit den örtlichen Kirchen oder Hilfsorganisationen zusammen. So kommen die Spenden, Sach- oder Geldspenden, zu jenen, die Hilfe benötigen.» Spendenaktionen müssten gut koordiniert werden, so Monika Steiner. «Wenn jemand auf uns zukommt, werden wir selbstverständlich abklären, wie und in welcher Form wir Unterstützung leisten können.»

«Der Kirchgemeinderat der katholischen Kirchgemeinde Gstaad hat diese Woche bereits einen namhaften Betrag für die Flüchtlingshilfe an der ukrainischen Grenze gesprochen», informiert Kirchgemeindepräsident Felix Neff. Und wie der katholische Pfarrer Alexander Pasalidi sagt, wird auch heute Freitag, 4. März am ökumenischen Weltgebetstag in Zweisimmen um 19.30 Uhr und am Sonntag, 13. März in allen Gottesdiensten der christlichen Gemeinschaften im Obersimmental für Frieden gebetet. Weiter ist auch eine Spendenaktion im Obersimmental geplant.

Beten für den Frieden
In den Kirchgemeinden finden zudem Friedensgebete statt, auch ökumenische, so zum Beispiel gestern Abend in der St.-Niklaus-Kapelle in Gstaad. «Die Menschen sind in der Hilflosigkeit empfänglich, sich im Gebet solidarisch zu zeigen, den Menschen in Not beizustehen», sagt Alexander Pasalidi. Normalerweise würden den Gebeten zwischen 15 und 20 Personen beiwohnen. «Am Aschermittwochabend fanden sich in der katholischen Kirche über 60 Personen ein.» Auch gebe man in jedem Gottesdienst Raum für Friedensgebete, betonen sämtliche Pfarrpersonen.

Seelsorge – (noch) kein Ansturm
Wer in Not ist, sucht oftmals das Gespräch mit einer Seelsorgerin, einem Seelsorger. Noch spüre man kein vermehrtes Bedürfnis. «Es ist vielleicht noch zu früh, viele Menschen sind blockiert, fühlen sich ohnmächtig», vermutet Monika Steiner. «Ein stärkeres Bedürfnis für Trost habe ich noch nicht erkennen können, jedoch eine starke Nachdenklichkeit», sagt Kornelia Fritz.

Kirchenglockengeläute – keine gemeinsame Aktion
Am Mittwochabend und auch am Donnerstag kursierte gegen Abend eine Whatsapp-Meldung mit der Information, dass am Abend europaweit und selbst in Moskau die Kirchenglocken läuten würden, dazu der Aufruf, die Lichter in den Häusern auszuschalten, um «Putin zu zeigen, dass wir lieber im Dunkeln sitzen, als sein Gas und Öl zu kaufen».

Das war wahrscheinlich ein sogenannter ‹Hoax› – ein Jux, ein Scherz, eine Falschmeldung über die sozialen Medien. «Was mich bei so etwas ärgert, ist, dass mit der Solidarität der Menschen gespielt wird! Und das in einer Situation, in der Solidarität doch das Wichtigste und Menschlichste überhaupt ist!», sagt Marianne Kellenberger. Solche Informationen seien relativ einfach zu prüfen. «Ein echter Aufruf hätte ein Datum, eventuell sogar mit Wochentag und ganz bestimmt würden die Initianten sich erkennbar zeigen. Zum Beispiel, indem sie am Schluss der Whatsapp-Nachricht als für die Aktion verantwortliche Organisation unterzeichnen», erklärt sie. Und weiter: «Wir als Kirchen würden uns sehr freuen über eine grosse Aktion mit ganz Europa, und mit Inseraten und Artikeln darauf hinweisen. Die Leute würden so eingebunden aufgefordert mitzumachen.»

Marianne Kellenberger betont: «Man kann nicht solidarisch genug sein. Der Krieg macht betroffen und ohnmächtig und was weiter kommt, wissen wir nicht. Wir müssen aber lernen, unsere Informationen aus gut recherchierten Quellen zu beziehen und andere entsprechend zu prüfen.»

 


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