RANDNOTIZ
04.04.2025 Kolumne«Bisch würkli ganz sicher?»
ANITA MOSER
Manchmal wünsche ich mir die «gute alte Zeit» – als es noch keine Natels gab – zurück. Was man da alles mitbekommt in den öffentlichen Verkehrsmitteln… Ich kann mich ...
«Bisch würkli ganz sicher?»
ANITA MOSER
Manchmal wünsche ich mir die «gute alte Zeit» – als es noch keine Natels gab – zurück. Was man da alles mitbekommt in den öffentlichen Verkehrsmitteln… Ich kann mich noch gut an mein erstes solches Gespräch erinnern: «Mami, ich bi grad im Poschti, mir sy jetz uf der Egg, i bi in öppe föif Minute dehei!», vermeldete der Sekundarschüler seiner Mutter via Natel (dazumal noch ein Telefon mit SMS-Funktion). Es war um den Mittag und wahrscheinlich wollte sein Mami wissen, ob das Postauto pünktlich ankommt. Wie haben meine Eltern uns sechs Kinder bloss über die Runden gebracht, ohne dass wir uns ständig und überall erreichen konnten?, frage ich mich oft. Item.
Heute sind Smartphones nicht nur für die jungen Menschen ein ständiger Begleiter, sondern auch für die ältere Generation (Randbemerkung: eigentlich sind Smartphones heute ein Muss, da vieles nur noch online buchbar ist). «Mer si grad churz vor Thun», dröhnte kürzlich ein älterer Herr in sein Smartphone, nachdem es gefühlt eine halbe Stunde laut geklingelt hatte, bis er es in seinem Wintermantel geortet hatte. Und nach ein paar Sekunden angestrengtem Lauschen: «Ja, iech be o scho bi däm Augedokter gsy, iech kenn der Wäg.» Ich schwöre mir, dass ich ein Hörgerät kaufe, sobald mein Gehör nachlässt.
Auf der Rückreise von Zürich: «Bisch sicher, dass dr Museumspass dört au gültig isch?», fragte eine Dame mittleren Alters in ihr Smartphone – nicht so laut wie der ältere Herr im Simmental, aber dennoch hörbar über ein paar Abteile hinweg. «Nei, in däm Museum hei si ne ebe nid agno.» – «Bisch würkli ganz sicher, dass dr Museumspass dört gültig isch?», hakte die Dame mehrmals nach. Warum fragst du nicht Google?, raunte ich still vor mich hin.
Das Tüpfli auf dem i lieferte am späteren Abend eine junge Dame im Ersatzbus zwischen Zweisimmen und Gstaad. Man verstand zwar kein Wort von der Unterhaltung zwischen ihr und ihrem Gesprächspartner – sie sprachen serbisch oder kroatisch. Aber sie unterhielten sich ziemlich laut und das bei eingeschaltetem Lautsprecher.
Ich bin ein toleranter Mensch. Eigentlich. Aber das war mir dann doch zu viel. «C’est pas agréable», gab ich ihr auf Französisch freundlich zu verstehen.Worauf sie sich entschuldigte und den Lautsprecher ausschaltete. Mein Fazit: «Me mues halt rede mit de Lüt!»