«Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern funktioniert gut»

  18.01.2022 Coronavirus, Gesellschaft, Politik, Kanton, Volkswirtschaft, Saanenland, Schule

Seit Montag letzter Woche gilt die Maskentragepflicht bereits ab der ersten Klasse. Dies scheint im Saanenland gut umgesetzt zu werden. Probleme gibt es an anderer Front.

SONJA WOLF
«Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern und das gemeinsame Bewältigen dieser Situation funktioniert einmal mehr sehr gut, wofür wir den Eltern sehr dankbar sind», resümiert Schulleiter Tom Schild die Situation an der Schule Gsteig-Feutersoey. Ähnliches ist auch von den anderen Schulleitern in der Gemeinde Lauenen und der Gemeinde Saanen mit ihren verschiedenen Schulhäusern zu hören.

«Natürlich stösst die Maskenpflicht, wie an anderen Orten auch, nicht nur auf Begeisterung», so Schild weiter. «Die Eltern machen aber trotz Bedenken sehr gut mit. Ich glaube, sie wissen, dass wir nur ausführende und durchsetzende Stelle sind und nicht Erfinder dieser Massnahme. Ich wurde aber gebeten, die Befürchtungen und Bedenken von einigen Eltern an die höheren Stellen weiterzuleiten, was ich auch ernst nehme.»

Spontanes Homeschooling nicht umsetzbar
Tatsächlich hatte es im Kanton Bern wie auch in anderen Schweizer Kantonen im Vorfeld der Einführung Petitionen gegen die Maskentragpflicht an Volksschulen gegeben. Und im Saanenland? «Es hat über die Schulgemeinde Saanen verteilt einzelne Anfragen gegeben, ob die Kinder kurzfristig zu Hause unterrichtet werden könnten», informiert die Saaner Schulleiterin Eva Frautschi. Dies wurde allerdings in einem Informationsschreiben an die Eltern und auch in direkten Gesprächen ausgeschlossen. «Beachten Sie bitte, dass weder die Schulleitungen noch die Bildungskommission und das Schulinspektorat bezüglich der kantonalen und nationalen Vorgaben einen Handlungsspielraum haben», so die Erklärung im Rundschreiben. Tatsächlich ist die Bewilligung von privater Schulung im Kanton Bern eine aufwendige Angelegenheit und dauert etwa drei bis sechs Monate.

Da ein individuelles Homeschooling nicht möglich ist, hätten einzelne Eltern für ihre Kinder eine Maskentragdispens ausstellen lassen – nur teilweise aus gesundheitlichen Gründen. «Allerdings hilft die grosse Mehrheit, die Massnahme mitzutragen», so Schulleiter Martin Stähli von der Primarschule Schönried. Denn nach den recht grossen Ausbrüchen im letzten Quartal habe sich die Situation an den Schulen dank der Einführung der Maskentragpflicht für die älteren Kinder merklich beruhigt, ist im Informationsbrief an die Eltern zu lesen. Ähnliches wird auch jetzt mit der erweiterten Maskentragpflicht erhofft. Angesichts der epidemiologischen Entwicklungen und der Omikron-Variante hatte der Berner Regierungsrat erst während der Weihnachtsferien kurzfristig entschieden, dass ab dem Schulstart von Montag, 10. Januar alle Schüler ab dem 1. Schuljahr in den Innenräumen der Schulen und auch während der Schülertransporte Masken tragen müssen. Damit soll der Präsenzunterricht unter bestmöglichem Gesundheitsschutz aufrechterhalten werden. Die Massnahme gilt vorläufig bis am 24. Januar 2022.

Repetitives Testen versus Ausbruchstesten
Und wenn es trotzdem zu gehäuften Krankheitsfällen kommen sollte? «Bei mehreren Coronafällen in der gleichen Klasse ist bei uns das Ausbruchstesten als Massnahme vorgesehen. Bis jetzt war es aber nicht nötig, ein Ausbruchstesten durchzuführen», informiert Schulleiter Peter Boss von der Primarschule in Lauenen.

Der Bund hatte es den Schulen freigestellt, entweder repetitive Coronatests durchzuführen oder das kantonale Ausbruchstesten zu nutzen. Der Regierungsrat hatte daraufhin das Testkonzept des Kantons Bern angepasst und die Kriterien für beide Methoden definiert. Unter anderem liess er in einer Pressemitteilung verlautbaren, dass über die Einführung der repetitiven Tests bei den Volksschulen deren Trägerschaften, d.h. die Gemeinden, entscheiden würden (der «Anzeiger von Saanen» berichtete in der letzten Ausgabe). Im Saanenland haben sich laut Auskunft der Schulleiter alle Gemeinden für das Ausbruchstesten entschieden. Hätte eine Gemeinde die Variante der repetitiven Tests gewählt, wären die Schüler regelmässig zweimal pro Woche getestet worden.

Der bange Blick aufs Telefon
«Die Erweiterung der Maskenpflicht ist aktuell aber nicht unsere grösste Sorge. Am meisten verlangt uns das Kompensieren von Lehrerausfällen ab. Es ist im Moment nicht überall einfach, den Unterricht aufrechtzuerhalten», informiert Martin Stähli. Auch Eva Frautschi bestätigt das aktuelle gesamtwirtschaftliche Problem, das auch vor dem Schulbetrieb nicht Halt macht: «Jeden Morgen um sechs Uhr der bange Blick aufs Natel: Ist jemand krank oder in Quarantäne?» Einige Lehrkräfte, die nicht zu 100 Prozent eingestellt sind, würden in diesen Tagen ein grosses zusätzliches Pensum leisten. Und auch Pensionierte würden angefragt.


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