Spatenstich für modernste Gondelbahn zum Saanersloch
06.10.2017 Saanenmöser, TourismusAm vergangenen Dienstag wurden die Arbeiten zum Bau der neuen Saanerslochbahn mit einem Spatenstich offiziell gestartet. Bereits im Winter 2018/19 soll die 10er-Gondelbahn den Betrieb aufnehmen. Das 29-Millionen-Franken-Projekt brauchte bis zur Realisierung viel Geduld und Verhandlungsgeschick.
JENNY STERCHI
«Es ist ein denkwürdiger Tag», so lauteten die Begrüssungsworte von Heinz Brand, Verwaltungsratspräsident der Bergbahnen Destination Gstaad AG (BDG), die er an die Gäste anlässlich des Spatenstiches richtete.
Zahlreiche Vertreter des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung der BDG, der Projektleitung, der Gemeinden, der lokalen Skischulen, der Bauunternehmer und der Landeigentümer trafen am letzten Dienstag an der Talstation in Saanenmöser ein und wurden mit der bestehenden Gondelbahn – die ein wenig Nostalgie aufkommen liess – ins Berghaus auf dem Saanersloch gebracht.
Design, Komfort und Funktionalität
Matthias In-Albon, Geschäftsführer der BDG, präsentierte nicht ganz ohne Stolz eine Weltneuheit, die im Laufe der nächsten zwölf Monate am Saanersloch installiert wird. Mit verbreiterten 10er-Gondeln können rund 2000 Menschen pro Stunde beinahe geräuschlos und sehr komfortabel über zwei Sektionen zum Saanersloch hinauftransportiert werden. Die Stationen seien ohne viele Treppenstufen konzipiert worden, was den Gästen einen erheblichen Komfort biete. Der Einstieg in die Gondel erfolgt stufenlos (Level-Walk-In: ebenerdiger Einstieg).
Neuste Seilbahntechnologie namens «D-Line» der Firma Garaventa wird zum Einsatz kommen. Für die Fahrstrecke von nach wie vor 2860 Metern und die Höhendifferenz von 675 Metern werden neu nur noch 16 Stützen statt der augenblicklich 29 gebraucht. In etwa zehn Minuten wird der Gast von der Talstation über die Mittelstation die Bergstation erreichen. Auch im Unterhalt setze diese neue Gondelbahn Massstäbe. Während der Neubau auf dem Saanersloch leicht versetzt errichtet wird, behalten Tal-und Mittelstation ihren Standort.
Die Bergstation, die mit einer Glaskuppel gedeckt ist, kann als Weltneuheit bezeichnet werden. Das Design sei sowohl modern als auch an den traditionellen Baustil im Saanenland angepasst. Mit einer Holzkonstruktion auf Betonsockel und einem Satteldach füge sich der Bau ins Landschaftsbild ein. Mit grossen Fensterflächen, offenen Innenräumen und weissen Wänden soll ein Betrieb der Stationen ohne künstliches Licht erreicht werden. Herausforderung für die Architekten war die Organisation der Besucherströme. Man wolle die bekannten verstopften Zugänge und das Gedränge beim Einsteigen in die Gondeln unbedingt vermeiden. Anders als heute sollen dank verschiedener Zugänge neu ankommende Skigäste nicht mehr mit denen, die bereits von der Piste kommen, kollidieren.
Auch dem Thema Nachhaltigkeit wurde Beachtung geschenkt und so setze man mit einer Fotovoltaik-Anlage auf die Nutzung erneuerbarer Energie.
Bereits vor 39 Jahren habe man mit dem Bau einer der damals modernsten Gondelbahnen einen Meilenstein für den Tourismus im Saanenland gesetzt. Mit der Ersatzbahn, in die 29 Millionen Franken investiert werden, und den Beschneiungsanlagen, deren Installation demnächst abgeschlossen wird, möchte man erneut ein Zeichen als Wintersportdestination setzen.
Baustart im Herbst?
Die letzten drei Monate seien laut In-Albon fast ein Krimi gewesen. Bewilligungen haben auf sich warten lassen, immer wieder lagen neue Auflagen vor und die Kommunikation mit den verschiedenen Dienststellen habe viel Geduld erfordert. Mit den Aushubarbeiten für die neue Bergstation so kurz vor dem Winter zu starten, erscheint auf den ersten Blick nicht logisch. Matthias In-Albon gibt jedoch eine schlüssige Erklärung dafür: «Es hat wiederum mit Auflagen zu tun. Wir befinden uns mit unserer Baustelle in einer Schutzzone für Birkhühner.» Zu Beginn der Verhandlungen habe ein striktes Bauverbot bestanden. Nach eingehenden Verhandlungen mit der zuständigen Behörde habe man einen Kompromiss finden können: «Vom Frühling, das heisst von April bis in den Sommer hinein, genau bis Ende Juli, ist Brutzeit der geschützten Vögel. Bis Anfang August dürfen demnach im oberen Bereich weder Sprengarbeiten noch Helikopterflüge durchgeführt werden. Darum machen wir all diese Arbeiten jetzt, in der Hoffnung, dass wir die Aushub- und Betonarbeiten für die neue Bergstation noch vor dem ersten Schnee abschliessen können.» Allein für sämtliche Baubewilligungen habe man bereits 100 000 Franken aufbringen müssen.
Der Bauplan sehe vor, auch die Stützenfundamente noch in diesem Herbst betonieren zu können. So könne man im August nächsten Jahres mit der Montage der Stützen beginnen.
Bauwerk dank lokalem Gewerbe
Die Baumeisterarbeiten für alle drei Stationen und Stützenfundamente konnten ausschliesslich auf Unternehmen der Region verteilt werden. Auch die Planung und Bauleitung liege in der Verantwortung eines hiesigen Architektur- sowie eines Ingenieurbüros.
Die Vertreter der Gemeinden Walter Heer, Saanen, und Beatrice Zeller, Zweisimmen, zeigten sich begeistert von den Plänen und wünschten viel Erfolg sowie unfallfreie Arbeiten bei der Verwirklichung des Projekts.
Obwohl die Aushubarbeiten bereits seit Mitte September in Gang sind, liessen sich die Verantwortlichen den symbolischen Spatenstich nicht nehmen. Bei gar «gruusigem» Wetter begaben sich die Anwesenden mit Helm und Schaufel ins Gelände und nahmen Aufstellung für die Fotografen. Nach einem Apéro ging es mit der Gondelbahn ins Tal zurück. Manch einer stieg sicher in die alten Gondeln mit den Bildern der neuen Anlage im Kopf – und mit der Absicht, den letzten Winter mit der alten Bahn zu zelebrieren.