Was auf den ersten Blick wie eine Fotomontage für den 1.-Aprilscherz aussieht, scheint nun tatsächlich wahr zu werden. Es ist immer wieder erstaunlich, was mit dem «richtigen» einheimischen Architektenteam, einem internationalen Architekturbüro und genügend Geld in ...
Was auf den ersten Blick wie eine Fotomontage für den 1.-Aprilscherz aussieht, scheint nun tatsächlich wahr zu werden. Es ist immer wieder erstaunlich, was mit dem «richtigen» einheimischen Architektenteam, einem internationalen Architekturbüro und genügend Geld in der Gemeinde Saanen möglich ist.
Schon die überlangen Profilstangen lassen einen erblassen und die Ausmasse, welche sich im Untergrund befinden werden, sind so noch gar nicht ersichtlich! Der Trost, dass eine Fassade aus Holz sich in die Landschaft einfüge, vermag für mich den fehlenden ortsüblichen Baustil nicht zu ersetzen. Es gab auch Grossbauten, bei denen dies früher möglich war, wie zum Beispiel beim Hotel Steigenberger – heute Huus Hotel.
Solche Kolosse brauchen nicht nur viel Platz, sie erzeugen auch Unmengen an Emissionen. Nur schon die Baugrube und die Deponiekubaturen übertreffen einen «normalen» Bau um ein x-Faches. Und genau solche Bauherren verunmöglichen es gemäss meiner Erfahrungen an anderer Stelle, irgendwo regional, eine Aushubdeponie überhaupt zu eröffnen!
Warum regt sich kein Widerstand aus der Bevölkerung? Warten alle darauf, dass sie ihre eigenen Bauvorhaben, ohne die Baugesetze zu befolgen, verwirklichen können? Befürchten Unternehmer, ihre Firmen würden bei zukünftigen Projekten von den Architekten nicht mehr berücksichtigt? Besteht also eine Art «gefährliche» Abhängigkeit? Oder weiss man, dass Widerstand bei solchen Investoren zwecklos ist und Einsprachen nur wertvolle Zeit und Nerven kosten?
Im Weiteren: Wer ist einheimisch? Ja klar, auch viele der werten Bewohnenden unserer Luxusvillen sind hier ansässig und somit einheimisch. Dies betrifft jedoch nur einen Bruchteil der Bevölkerung. Der grössere Teil wird sich nie in irgendeiner Form mit diesem Kunstbau abgeben. Zudem stehen im Saanenland schon zuhauf Konservierungsbauten für Luxusautos und andere Objekte. Viele davon leider auf Bauland in den Gewerbezonen. Und was diese den ganzjährig anwesenden Einheimischen bringen, kann ich nicht abschätzen.
Wo führt es hin, wenn mit der Zeit mehrere finanzstarke Geldanleger aus aller Welt ihr eigenes Denkmal bei uns verwirklichen wollen? Brauchen wir x private Museen mit integrierter Konzerthalle? Ein ähnlicher Koloss ist ja in Rougemont schon in fortgeschrittener Planung!
Dass sich häufig «Hiesige» an so extravaganten und nicht zwingend notwendigen Bauten stören, ist bekannt. Zudem viele von ihnen bereits bei der Planung eines einfachen Zweckbaus an den behördlichen Hindernissen fast verzweifeln. Mich stört die zunehmende Abschweifung vom traditionellen Chaletbaustil. Die viel zitierten und weit gelobten strikten Bauvorschriften unserer Vorfahren werden meiner Meinung nach mit Füssen getreten! Wollen und brauchen wir das wirklich?
Ich wünsche mir für unsere Nachfahren einen sorgsamen Umgang mit Gewerbeland und in Zukunft möglichst wenige solcher «Schandflecken».
IM NAMEN EINIGER TALBEWOHNER: MARKUS PERRETEN, LAUENEN