Gesundheitsstandort Zweisimmen: Verträge sollen bis Sommer stehen

  25.03.2024 Region

Die Medaxo AG hat mit ihrem Vorschlag den Berner Regierungsrat überzeugt. Bis Mitte dieses Jahres handelt das Unternehmen mit der Spital STS AG die Verträge aus, um das Spital in Zweisimmen zu übernehmen. Wir haben bei den Beteiligten nachgefragt.

JOCELYNE PAGE
Für den Gesundheitsstandort Zweisimmen hat der Regierungsrat nun einen Entscheid gefällt: Unter den vorgeschlagenen Varianten – ein ambulantes Gesundheitszentrum von der Spital STS AG und ein Vorschlag mit gewissen stationären Leistungen von der Medaxo AG – fiel die Wahl auf Letztere. Bis Mitte dieses Jahres solle es zu einem Abschluss der Verhandlungen kommen, vermeldete die Kantonsregierung vergangene Woche (wir haben berichtet).
Der Vorschlag der Medaxo AG habe den Regierungsrat deshalb überzeugt, weil er in grossen Zügen auf dem Konzept des Gesundheitsnetzes Simme Saane (GSS) beruhe, sagt Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der kantonalen Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion, auf Anfrage. So sehe auch die Medaxo AG, die auch die Klinik Hohmad betreibt, ein integriertes Versorgungsmodell vor, das Projekt sei allerdings redimensionierter als das von der GSS. «Als Beispiel: Beim Projekt der GSS wäre auch das Alterswohnen integriert worden, jetzt bleibt dies bei der Spital STS AG», erklärt Giebel. Die Medaxo AG und die Klinik Hohmad könnten sich auf integrierte medizinische Dienstleistungen konzentrieren.


 

Integriertes Modell und Flexibilität überzeugten
«Der Regierungsrat will und muss die Gesundheitsversorgung im Obersimmental und Saanenland gewährleisten, weshalb er zuversichtlich ist, dass es mit diesem Projekt funktionieren könnte», sagt Gundekar Giebel. Die Medaxo AG betreibt heute eine Hausarztpraxis in Gstaad, das Madora Praxiszentrum. Zudem hat das Unternehmen für die Wintersaison bei sich in der Praxis einen Pop-up-Notfalldienst eingerichtet, um während der touristischen Hochsaison die regionalen Hausärztinnen und Hausärzte übers Wochenende zu entlasten. In geografischer Nähe befindet sich die Klinik Hohmad in Thun, eine Tochtergesellschaft von Medaxo. Dabei handelt es sich um ein kantonales Listenspital. Die Medaxo weise durch ihre Organisationsstruktur und regionale Verankerung die nötigen Grundvoraussetzungen auf, die von Vorteil für die Gesundheitsversorgung in der Region sein können, erläutert Giebel.


Die Frage um die Kosten
Hinzukomme, dass der Vorschlag von der Medaxo und Klinik Hohmad kostengünstiger ausfalle als das damalige GSS-Projekt, so der GSI-Mediensprecher. Laut dem «Sonntagsblick» liegt dem Medium der Entwurf eines Vorschlags der Gesundheitsdirektion an die Gesamtregierung vor. In diesem stehe, dass die Medaxo ab 2025 jährlich bis zu drei Millionen Franken zur Deckung des Defizits erhalten solle, zudem ein kantonales Darlehen von 10,5 Millionen zur Sicherung der Liquidität sowie eine Bürgschaft von 20 Millionen für einen geplanten Neubau.


Es handele sich um eine Vorversion eines Dokuments, das mit wenigen Partnern diskutiert worden sei, sagt Giebel. «Es ist uns allen klar, dass das Gebäude entweder saniert oder neu gebaut werden muss und dafür müssen Millionen in die Hände genommen werden», so der GSI-Mediensprecher, «diese Zahlen wurden schon beim Projekt der GSS aufgezeigt und dieses Projekt wurde auch von der STS AG unterstützt». Wie hoch der finanzielle Beitrag des Kantons am Ende sein werde, sei Fokus der kommenden Verhandlungen und Projekte.


Bis zu drei Millionen für integrierte Leistungen – für alle
Da blieben noch die bis zu drei Millionen Franken, die laut «Sonntagsblick» ab 2025 jährlich zur Deckung des Defizits vorgesehen sind. «Der Betrag ist für gemeinwirtschaftliche Leistungen vorgesehen, keine Deckung von Defiziten», erläutert Gundekar Giebel. Bei gemeinwirtschaftlichen Leistungen handelt es sich um Gelder, die zur Förderung von integrierten Netzwerken vorgesehen sind. Bereits für die GSS AG habe der Kanton 2,05 bis 3 Millionen Franken für das Projekt vorgesehen. Die Medaxo AG würde deshalb nicht bevorzugt behandelt. «Jeder Akteur, der integrierte Leistungen anbietet, kann finanzielle Unterstützung vom Kanton Bern beantragen. Dieser Betrag kann, wie auch im vorliegenden Fall, bis zu drei Millionen ausmachen», erklärt Giebel die Situation.


Medaxo-CEO erleichtert und will nun an die Arbeit
Thomas Mattmann, CEO der Medaxo AG, bestätigt: «Wir haben uns nach dem GSS-Projekt orientiert und entsprechend eine Vorstellung erhalten, in welchem finanziellen Rahmen wir vom Kanton unterstützt werden können. Dies war unsere Vorgabe, weshalb wir uns entschieden haben, einen Vorschlag einzureichen.» Zum einen sei er erleichtert, dass nun der Entscheid zugunsten ihres Konzeptes gefallen sei, zum anderen gehe es nun an die Arbeit. «Die Zeit wird wohl unsere grösste Herausforderung sein, alle Verträge und Verhandlungen bis Mitte dieses Jahres abzuschliessen», sagt Mattmann auf Anfrage. Bis zu dieser Deadline legen die beteiligten Unternehmen all ihre Bücher offen, um eine Auslegeordnung für die Übernahme zu machen und die entsprechenden Verträge abzuschliessen. In diesem Prozess beteiligt sind die Spital STS AG als Eigentümerin des Spitals Zweisimmen und die Medaxo AG sowie die Klinik Hohmad als neue Betreiber.


Mattmann sieht in seinem Unternehmen Vorteile bei der Nutzung gewisser Synergien. «Im Gegensatz zur GSS müssen wir nicht alles neu aufbauen, sondern verschiedene Ressourcen sind schon vorhanden, beispielsweise ein Rechnungswesen, ein IT-System und ein HR.» Es sei deshalb realistischer, auf der Zeitachse eine gewisse Geschwindigkeit zu erreichen, um das Formale und schliesslich auch das Geschäftliche voranzubringen.


Auf Nachfrage bei der Spital STS AG sagt Mirjam Huber, Bereichsleiterin Unternehmenskommunikation und Marketing, dass der Verwaltungsrat an einer ausserordentlichen Sitzung den Regierungsratsbeschluss zur Kenntnis genommen habe. «Der Verwaltungsrat wird den Beschluss analysieren und an der ordentlichen Verwaltungsratssitzung vom 27. März 2024 diskutieren. Bis dahin erfolgt keine weitere Stellungnahme seitens der Spital STS AG zu diesem Sachverhalt.»


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