Entspannung der prekären Hochwasserlage
17.11.2023 RegionDauerregen und Schneeschmelze hatten Anfang der Woche Erdrutsche und Überschwemmungen ausgelöst. Das Regionale Führungsorgan Saanen vermeldete, dass nach aktuellem Kenntnisstand keine Menschen zu Schaden kamen und sich die Lage seit Mittwochabend deutlich beruhigt habe. Der Bund warnte allerdings am Donnerstagabend vor starken Windstürmen im Saanenland.
Seit Mittwoch, 17.00 Uhr, wurde laut Pressemitteilung des Regionalen Führungsorgans (RFO) die Einsatzbereitschaft auf das Notwendigste reduziert. Dies hatte die fast vollständige Entbindung der Einsatzkräfte an den jeweiligen Hauptschadenstandorten zur Folge. Die Strassensperrungen im Oeyetli und zwischen Feutersoey und Gsteig bestehen nicht mehr.
Endloser Regen und Temperaturanstieg
Nicht nur die Niederschläge hätten zu Überschwemmungen geführt, sondern auch die Schneeschmelze aufgrund der warmen Temperaturen, wie das RFO weiter schreibt. Der intensive Dauerregen führte im Saanenland zu Erdrutschen und Überschwemmungen. Das Regionale Führungsorgan Saanen vermeldet, dass nach aktuellem Kenntnisstand keine Menschen zu Schaden kamen. Strassen, Wanderwege und Brücken waren zeitweise nicht passierbar. Im Verlauf des Dienstags waren an mehreren Stellen die Gewässer der Saane, des Turpachbachs, des Louwibachs und weiterer Bäche der Region über die Ufer getreten. Die Wasserhöchststände wurden gegen 20 Uhr abends gemessen.
Geflutete Strassen und Gebäudeteile
In der Gemeinde Saanen waren insbesondere das Gebiet Grund, dort der Abschnitt zwischen Fischzucht und Grundsagi, der Campingplatz Saanen sowie mehrere vereinzelte Gebiete an der Saane von bedrohlich hohen Wasserständen betroffen. In Lauenen trafen gemäss der Feuerwehr Meldungen aus der Enge sowie rund um das Gebiet Rohr ein. Gemäss Angaben der Kantonspolizei Bern wurde die Strasse Gsteig-Col du Pillon gesperrt.
Unter den Schadenobjekten seien auch die beiden Hotels Ultima Gstaad und Alpenland Lauenen. «In beiden Gebäuden wurde früh reagiert, doch die extremen Wassermassen waren nicht mehr zu bändigen. Die Untergeschosse beider Hotels wurden geflutet», so die Verantwortlichen.
Im Hotel Alpenland befanden sich aufgrund Betriebsferien am Ereignistag keine Gäste. «Wir sind unbeschadet an Leib und Leben geblieben», antwortet Michael Ming, Direktor des Hotels Alpenland in Lauenen als erstes auf die Frage nach den Schäden der Überschwemmungen. «Natürlich haben wir im Untergeschoss massive Schäden, deren Ausmasse noch nicht definiert sind. Doch wir setzen alles daran, möglichst viele Reparaturen noch vor der in Kürze beginnenden Wintersaison beheben zu können und den Betrieb möglichst uneingeschränkt laufen zu lassen.»
Anders im Hotel Ultima, wo der Strom im ganzen Gebäude unterbrochen werden musste, woraufhin acht Personen evakuiert wurden. Über die genauen Schäden seien aktuell keine Angaben möglich.
Erdrutsch verschüttet Strasse
Zwischen Feutersoey und Gsteig ging ein Erdrutsch auf die Hauptstrasse nieder, wie Radio Beo vermeldete und die Kantonspolizei Bern sowie die Gemeinde Gsteig auf Anfrage bestätigten. Dabei hatten im Bereich Schüdele Geschiebemassen die Fahrbahn verschüttet. Eine Umleitung übers Saali wurde eingerichtet. Die Aufräumarbeiten zum Abtragen der Erdmassen dauerten bis Mittwoch an. Laut Aussagen von Einwohnenden gab es auch eine Überschwemmung auf der Höhe des Dorfs Feutersoey.
Stausee übergelaufen
Der Stausee Sanetsch ist am Dienstagabend laut der Gemeinde Gsteig zwischen 21 und 21.30 Uhr übergelaufen. Der befürchtete extreme Anstieg in den umliegenden Bach- und Flussläufen blieb zum Glück aus. Dieses Ereignis wurde bereits am Nachmittag prognostiziert und einige Haushalte in Feutersoey vorsorglich evakuiert. Auch der Pegelstand des Arnensees war erhöht (Stufe 2, von fünf Gefahrenstufen), jedoch sei die Gefahrenlage dort nicht besorgniserregend gewesen.
Die Bahnstrecke Zweisimmen-Gstaad war am Mittwochmorgen gesperrt, dies ebenfalls aufgrund eines Erdrutsches, wie der Website der SBB zu entnehmen war. Bis zur Wiederaufnahme der Kurse gegen 7 Uhr verkehrten Ersatzbusse.
Hilfskräfte im Dauereinsatz
Die ersten Meldungen in den betroffenen Gebieten trafen bereits am Dienstagvormittag ein. Daraufhin wurden mehrere Wanderwegabschnitte durch die Gemeinden, sowie Strassenabschnitte durch die Kantonspolizei rechtzeitig kontrolliert und später, wo nötig, gesperrt. Die Feuerwehr wurde ab 8 Uhr aufgeboten und stand seither im Dauereinsatz. Ebenso wurden der Zivilschutz und das Regionale Führungsorgan (RFO) ab Dienstagabend in den Einsatz berufen. Der Regen liess im Laufe des Mittwochs nach. Ausserdem führten niedrigere Temperaturen dazu, dass der Niederschlag in der Höhe als Schnee fiel. Die Pegelstände sanken am späten Dienstagabend markant um 60 bis 80 Zentimeter.
Heute dürften auch die letzten Einsatzarbeiten abgeschlossen werden können. Sollten die äusseren Umstände eine erneute Erhöhung der Einsatzbereitschaft erfordern, so sind die Organisationen innert kürzester Zeit in der Lage, diesem Bedürfnis nachzukommen.
Windstürme folgten
Der Bund warnte vor starken Windstürmen im Saanenland, wie die RFO am Donnerstagabend vermeldete. Nach den grossen Regenfällen würden Wasseransammlungen auf Wiesenböden sowie die Problematik von möglichen Murgängen übrig bleiben. Ströme aus Schlamm und gröberem Gesteinsmaterial seien an den Hängen weiterhin ein Risiko.
PD/JENNY STERCHI
DER GEMEINDERAT UND DAS RFO EMPFEHLEN DER GESAMTEN BEVÖLKERUNG WEITERHIN:
• Erhöhte Aufmerksamkeit auf Strassen und Wanderwegen wahren.
• Gesperrte Wegabschnitte oder Strassen auf keinen Fall betreten/ befahren, bis diese wieder freigegeben werden.
• Weiterhin ist mit Windfall und Murgängen zu rechnen, besondere Vorsicht ist daher geboten und die Tourenplanung ist den Verhältnissen anzupassen.
RFO