1,8 Tonnen Alpkäse in zwei Tagen verkauft

  30.11.2021 Landwirtschaft, Saanenland, Saanenmöser

Das Ehepaar Jessica und Viktor Sulliger blieb wegen einem Fehler im Teig auf 180 Laiben Alpkäse sitzen. Nach einem Artikel in «20 Minuten» war der Käse in zwei Tagen verkauft.

BLANCA BURRI
Das Telefon läuft noch immer heiss bei Jessica und Viktor Sulliger. Nach einem Artikel in der Gratiszeitung «20 Minuten» will die ganze Schweiz ihren Käse kaufen. Wer heute anruft, ist zu spät. Nach nur gerade zwei Tagen war er ausverkauft.

Fehler im Teig
Das Ehepaar Sulliger bestösst die Alp Iserin oberhalb des Col du Pillon. «Es ist die letzte Alp auf Deutschschweizer Boden», erklärt die Bäuerin Jessica Sulliger. Dort verarbeiten sie und ihr Ehemann im Sommer die Milch von 50 Milchkühen. Vergangenes Jahr produzierten sie 1,8 Tonnen Alpkäse. In der Regel wird er über einen Zwischenhändler verkauft. Doch dieses Jahr kam es anders. Bei der Taxierung wurden Querrisse im Käseteig festgestellt. Wird der Alpkäse gelagert und zwei, drei Jahre später als Hobelkäse verkauft, können diese Risse Probleme bereiten. Beim Hobeln können die hauchdünnen Käseblätter auseinander fallen. Deshalb erhielt der Käse bei der Lochung und beim Teig nicht die Maximalpunktzahl von 5, sondern nur 4 und 4,5 Punkte. In den Kategorien Geschmack und Aussehen wurde er jedoch mit der vollen Punktzahl bewertet.

Weshalb der Teig rissig ist, sei in Abklärung, sagt die 29-Jährige. «Vielleicht ist er bei der Produktion zu schnell abgekühlt», vermutet sie. Das nasse Wetter sei auch nicht gerade förderlich gewesen.

Über Facebook zu «20 Minuten»
Da der Zwischenhändler die Ware nicht kaufte und sich auch anderweitig kein Grosseinkäufer finden liess, startete Jessica Sulliger einen Aufruf in den sozialen Medien. «Im Nachgang zum Facebook-Aufruf verkauften wir vier oder fünf Kilo», sagt die gelernte Milchpraktikerin, im Verhältnis zu dem 1,8 Tonnen ist das nichts. Aber die Geschichte nahm eine gute Wendung. «20 Minuten» wurde auf den Post aufmerksam. «Sie haben uns angerufen und gefragt, ob sie helfen können», erzählt die Saanenmösnerin. Das tat die Zeitung in Form eines Artikels, der am vergangenen Donnerstag erschien. Daraufhin lief es rund. Menschen aus der ganzen Schweiz haben Bestellungen aufgegeben. «Man merkt, dass ein Sinneswandel stattgefunden hat und die Menschen heute bereit sind, Lebensmittel zweiter Klasse zu kaufen.» Die Solidaritätsbekundung tat Familie Sulliger gut. Bereits am Samstag war der letzte Laib verkauft.

«Dass es eine solche Wende geben würde, hätte ich nicht gedacht. Wir sind sehr froh darüber, denn wir stecken immer viel Herzblut in die Produktion», sagt die Bäuerin überglücklich. Auch der finanzielle Aspekt ist nicht zu unterschätzen, da es um mehrere Tausend Franken geht. Die Bestellungen trudelten aus der ganzen Schweiz ein, zum Beispiel aus St. Gallen und Graubünden. «Im Moment organisieren wir die Logistik», gibt sie Einblick in die laufenden Arbeiten.

 


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